Frauenperspektiven in ländlichen Räumen

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19.10.2021

Der „Green Deal“ der EU-Kommission verfolgt das herausfordernde Ziel, Wirtschaftswachstum mit gesteigerter Ressourceneffizienz beziehungsweise -schonung zu erreichen. Eine Umstellung auf klimaneutrales und kreislauforientiertes Wirtschaften verlangt dabei auch eine Stärkung der häufig von Abwanderung bedrohten ländlichen Räume. Bei der Veranstaltung „Green Deal für eine bessere Zukunft – Daseinsvorsorge zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ländlichen Räumen“ am 13. Oktober 2021 wurde online über Innovations- und Transformationspotenziale in ländlichen Räumen mit dem Schwerpunkt auf der Vereinbarkeit von Familie und Beruf diskutiert.

Neben fünf spannenden Praxisbeispielen aus Österreich und Deutschland zeigten Daniela Schallert, Co-Geschäftsführerin des ABZ*Austria und Sophie Pfusterschmid, Leiterin der Abteilung Agrar-, Umwelt- und Ernährungssysteme an der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen auf, was regionale Daseinsvorsorge ausmacht, wenn man das Land für jüngere Frauen wie Männer attraktiv gestalten möchte.

Daniela Schallert betonte in ihrem Vortrag zu „New Work im ländlichen Raum“ den Bedarf an gut verfügbarer Kinderbetreuung und Pflege-Infrastruktur sowie neuen Arbeits- und Führungsmodellen in Unternehmen, um ländliche Räume langfristig für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer anziehend zu gestalten und so dem Arbeitskräftemangel regionaler Unternehmen entgegenzuwirken. Zudem hob sie hervor, wie wichtig innovative Ansätze wie die Implementierung von Co-Working- und Co-Learning-Spaces in Gemeinden sind, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und die besonders wichtige Vernetzung herzustellen. Über derartige Modelle können zum Beispiel hochqualifizierte Jobs in urbanen Räumen angenommen und der Wohnort in der Region behalten werden - pendeln und klimaschädlicher Verkehr können somit reduziert werden.

Sie unterstrich auch die wichtigen Rollen von Frauen: Diese sind „Konsumentinnen, ehrenamtlich Tätige, Investorinnen, Arbeitnehmerinnen oder Unternehmerinnen und damit wichtige Pfeiler für soziale Strukturen, aber auch Innovationstreibende in ländlichen Räumen“. Mit eindrucksvollen Beispielen und Zitaten aus ihrer Erfahrung zeigte sie die Wichtigkeit der Gleichberechtigung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt sowie in Bildung und Wirtschaft auf. Dringend müssen neue Perspektiven für das Landleben von Frauen geschaffen werden.
Dass Landflucht vor allem weiblich ist, und was getan werden kann, um Frauen in ländlichen Regionen zu stärken, stellte nachfolgend Sophie Pfusterschmid anhand erster Ergebnisse der Studie „Frauen und lebendige ländliche Räume“ dar. Sie schilderte anschaulich mit Zitaten aus narrativen Interviews, dass Frauen das Leben auf dem Land durchaus als attraktiv empfinden, jedoch auch klare Hindernisse wahrgenommen werden: limitierende Faktoren sind nach wie vor das Kinderbetreuungsangebot, Mobilität sowie vorherrschende, traditionelle Rollenbilder und soziale Strukturen, die wenig Raum für die berufliche Entfaltung, Vernetzung und Selbstverwirklichung von Frauen bieten.

Abschließend betonte sie, dass Betreuung, soziales Engagement und Care-Arbeit nicht nur „Frauenthemen“ seien, sondern gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Diese Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen, stärkt langfristig Wirtschaft, Innovationskraft und Attraktivität der gesamten Region - ein Punkt, der auch von den anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern stark bekräftigt wurde.

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