EIP-AGRI Projekt „Wassersparender Bioackerbau"

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17.05.2022

Durch wassersparenden Bioackerbau gelingt Klimaresilienz  

Die Landwirtschaft ist vom Klimawandel massiv betroffen, die Auswirkungen sind schon heute deutlich spürbar. Um eine nachhaltige, zukunftsorientierte Landwirtschaft gewährleisten zu können, braucht es geeignete Anpassungsstrategien. Diese sollen optimaler Weise nicht nur die Bodengesundheit, sondern auch die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöhen und den Boden vor Extrembedingungen schützen. Dazu gibt es bereits Verfahren, die jedoch systematisch analysiert, weiterentwickelt sowie regional angepasst an landwirtschaftliche Betriebe kommuniziert werden müssen. 

Die Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-AGRI) unterstützt das Innovationsprojekt der Operationellen Gruppe ,,Wassersparender Bioackerbau‘‘ und leistet damit einen Beitrag zur Überprüfung und Entwicklung von Strategien zur Erhöhung der Resilienz gegenüber Klimawandelfolgen im Ackerbau auf landwirtschaftlichen (Bio-) Betrieben. 

Systematische, wissenschaftliche Untersuchungen von geeigneten Strategien, wie beispielsweise Direktsaat und Transfermulchsystem sind noch nicht ausreichend vorhanden, sie zeigen jedoch ein vielversprechendes Potenzial. Es benötigt weitere Untersuchungen und die gezielte Einbindung von Praktikerinnen und Praktikern, um praxistaugliche Verfahren zu entwickeln, die flächendeckend eingesetzt werden können. Die Ergebnisse sollen nicht nur an Projektbeteiligte, sondern auch an weitere Interessierte sowie an Beraterinnen und Berater kommuniziert werden.

Netzwerk Zukunftsraum Land hat mit der Projektkoordinatorin Gabriele Gollner von der Universität für Bodenkultur Wien - Institut für Ökologischen Landbau, und dem Bio-Landwirt Karl Strohmayr über ihre Erfahrungen und die Projektergebnisse gesprochen.


Frau Gollner, welchen Problemstellungen stehen Landwirtinnen und Landwirte in Bezug auf Klimawandelfolgen im Bioackerbau gegenüber?

Besonders im Osten Österreichs werden längere Trockenperioden in den Sommermonaten, eine Zunahme der potenziellen Verdunstung, aber auch Starkniederschläge und somit das Risiko für Verschlämmungen und Bodenerosion vorhergesagt. In trockenen Regionen und bei schlechten Bodenwasserspeicherverhältnissen werden vor allem Sommerkulturen zunehmend vom Klimawandel betroffen sein. Es ist notwendig, Anpassungsstrategien zu entwickeln, mit denen man die Wasserspeicherung erhöhen und die Verdunstung verringern kann. 


Worin sehen Sie im Projekt konkretes Potenzial zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels? 

In unserem Projekt werden Strategien zur Anpassung an den Klimawandel in Ostösterreich untersucht. Das Direktsaat-Verfahren (bei Soja und Mais) und die Verwendung von betriebseigenen Pflanzen als Transfermulch (zu den Kulturen Mais, Kartoffeln) werden in Praxisversuchen mit den betriebsüblichen Anbauverfahren verglichen. Im Langzeitversuch werden organische Düngungssysteme sowie verschiedene Bodenbearbeitungsverfahren (Grubber versus Pflug) geprüft. Diese Strategien leisten einen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und zur Entspannung der klimawandelbedingten Wasserknappheit. 


Sie koordinieren das Projekt „Wassersparender Bioackerbau“. Welche wesentlichen Erkenntnisse oder Empfehlungen aus dem Projekt können Sie bereits ableiten?

Bei der Direktsaat  wird ohne jegliche Bodenbearbeitung die Zwischenfrucht mit einer Quetschwalze gewalzt und das Saatgut der Hauptfrucht in den mit Mulch bedeckten Boden abgelegt. Beim Transfermulchsystem wird Pflanzenmaterial von einer Geberfläche entnommen und auf eine Nehmerfläche als Mulch ausgebracht. Beide Verfahren bedecken durch die Mulchschicht den Boden und reduzieren damit die Verdunstung. Für eine erfolgreiche Direktsaat sind jedoch viele Faktoren ausschlaggebend, beispielsweise gut entwickelte Zwischenfrüchte und geeignete Sätechnik. Das Transfermulchsystem ist flexibler als die Direktsaat, das Anbaurisiko ist geringer. 


Herr Strohmayr, Sie setzen mit der Operationellen Gruppe ,,Wassersparender Bioackerbau‘‘ das gleichnamige EIP-AGRI Projekt um. Was würden Sie als aktiver Landwirt im Projekt anderen Landwirtinnen und Landwirten raten?

Ich war im Projekt mit dem Anbau von Soja in gewalzten Grünschnittroggen beteiligt. Nach nur zwei Jahren Projektdauer lässt sich keine tiefergehende Empfehlung aussprechen, doch lassen sich Anregungen allgemeiner Natur geben. Insbesondere möchte ich anregen, dass viele Berufskolleginnen und -kollegen diese Art von Bewirtschaftung ausprobieren, denn je mehr es versuchen, desto mehr können wir alle davon lernen. Es reicht auch schon bereits ein kleiner Streifen oder ein kleines Feld! 


Was können Sie sich aus dem Projekt mitnehmen? Was werden Sie beibehalten?

Im ersten Jahr bestellte ich den Grünschnittroggen auf einem mit Stickstoff minderversorgten Acker, dementsprechend schwach war auch der Aufwuchs. Die Abdeckung durch den gewalzten Grünschnittroggen war dann zwar halbwegs gut, hätte aber nach damaliger Einschätzung deutlich höher sein sollen. Auf Grund des Verzichts auf die Bodenbearbeitung, die daraus resultierende Mineralisierung und des von Haus aus niedrigen mineralisierten Stickstoffgehalts des Bodens, hielt sich die Verunkrautung bis zur Ernte in Grenzen. Umgekehrt wuchs die Soja trotz anhaltender Frühjahrstrockenheit an und brachte Erträge, auf die man aufbauen konnte. Das heißt, Felder mit niedrigem mineralisierten Stickstoffgehalt werden in Zukunft für diese Art des Sojaanbaus eindeutig den Vorzug erhalten.


Wie sind Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Praxis und Wissenschaft und worin sehen Sie die größten Vorteile dieser Zusammenarbeit?

Diese Art der Zusammenarbeit stellt für beide Seiten eine Win-Win-Situation dar, denn zum einen kann das Projekt sehr nahe an die Bedürfnisse der Praxis angepasst und gleichzeitig von den Landwirtinnen und Landwirten in der Praxis ausgeführt werden. Zum anderen stellt die Expertise der Wissenschaft eine interessante Ergänzung zur bäuerlichen Arbeit dar, um auch die Hintergründe besser zu verstehen und weiters die daraus gewonnenen Erkenntnisse wissenschaftlich auszuwerten und zu publizieren.


Links und weiterführende Informationen zum gegenständlichen Projekt finden Sie in der Projektdatenbank des Netzwerks Zukunftsraum Land