Podcast Netzwerk Zukunftsraum Land – Psychosoziale Gesundheit

Innovation

Psychosoziale Themen gewinnen in der Land- und Forstwirtschaft an Bedeutung, da sie hohe körperliche und psychische Anforderungen mit sich bringen. Unternehmerische Unsicherheiten und Risiken erfordern vollen Einsatz, während Zukunftsängste, finanzielle Sorgen, Nachfolge- und Generationskonflikte sowie die Doppel- oder Dreifachbelastung bei Nebenerwerbsbetrieben zu seelischen Belastungen für österreichische Landwirte führen können.
Elisabeth Rennhofer, Beraterin in der Landwirtschaftskammer Niederösterreich für das Projekt Lebensqualität Bauernhof, erklärt uns in dieser Podcastfolge was Lebensqualität Bauernhof genau ist und mit welchen Themen sie als Beraterin konfrontiert wird. Weiteres wird sie uns erzählen wie man sich als Beraterin/als Berater abgrenzen kann, wenn man sich im Beratungsgespräch mit schwierigen Themen befassen muss.

Kostbare Ressource Wasser: Expertinnen und Experten berichten

Innovation
Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Österreich ist grundsätzlich eines der wasserreichsten Länder Europas. Doch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels zeigen auch hierzulande eine sehr unterschiedliche Verfügbarkeit der kostbaren Ressource: Starkregenereignisse, Überschwemmungen, Trocken- und Hitzeperioden kennzeichnen mittlerweile den Alltag. Der Schutz und eine nachhaltige Nutzung der Ressource Wasser sowie Anpassungen an die Auswirkungen des Klimawandels im Zusammenhang mit Wasserverfügbarkeit sind von hoher Bedeutung für die ländlichen Regionen und die Land- und Forstwirtschaft. Das Thema Wasser wird im Jahr 2024 im Netzwerk Zukunftsraum Land aufgegriffen und im Rahmen der Jahreskonferenz am 2. Oktober 2024 vertiefend bearbeitet. Um die vielfältigen Aspekte des Themas Wasser greifbarer zu machen, haben wir unterschiedliche Aspekte dazu gesammelt:

Aspekt 1: Überregional: das „SDG 6“

Die Sustainable Development Goals (SDGs) haben mit SDG 6 „Verfügbarkeit und nachhaltiges Management von Wasser und sanitären Einrichtungen sowie Abwassersystemen sichern“ eines ihrer 17 Ziele ganz der Ressource Wasser verschrieben.

Ernst Überreiter, Experte für Wasserressourcen im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Österreich hat bei der Umsetzung des Wasserziels SDG 6 bereits viel vorangebracht. Der Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser, eine angemessene Sanitärversorgung und ein hoher Anschlussgrad an kommunale Kläranlagen beziehungsweise eine adäquate Abwasserentsorgung können in Österreich als weitgehend erreicht angesehen werden. Weiters wurden die grenzüberscheitende Zusammenarbeit mit allen Staaten in den relevanten Flusseinzugsgebieten und eine integrierte Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen sichergestellt. SDG 6 ist von zentraler Bedeutung für die Erreichung fast aller SDGs der UN 2030 Agenda. Österreich bemüht sich daher, auch andere Staaten bei der Zielerreichung dieses wichtigen Nachhaltigkeitsziels zu unterstützen.

Aspekt 2: Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt

Der Klimawandel beeinflusst mit steigenden Temperaturen und damit einhergehenden Änderungen bei Verdunstung, Niederschlägen und Vegetationsperioden die Wasserverfügbarkeit stark. Veränderte Niederschlagsmuster und -mengen, sowie zunehmende Extremwetterereignisse bewirken Dürren, aber auch Überschwemmungen. Dies hat Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Brauch- und Trinkwasser.

Robert Fenz, Nationale und internationale Wasserwirtschaft, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft
Wie viele europäische Länder treffen auch Österreich zunehmend längere Trocken- und Hitzeperioden. Während zukünftig in einigen Regionen die Grundwasserressourcen abnehmen können, wird der Wasserbedarf für viele Nutzungen, wie die landwirtschaftliche Bewässerung, ansteigen. Derzeit reichen die verfügbaren Wasserressourcen noch für alle Wassernutzungen aus. Um auch künftig genug Trinkwasser für die Bevölkerung sicherzustellen, hat das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft gemeinsam mit den Bundesländern einen Trinkwassersicherungsplan erarbeitet. Der Plan enthält Handlungsoptionen für Notfallszenarien, etwa für den Fall eines Trinkwassermangels. Durch vorausschauende wasserwirtschaftliche Planung soll der Wasserbedarf aller Sektoren auch künftig nachhaltig abgesichert werden.

Aspekt 3: Wasser und landwirtschaftliche Produktion

Die ausreichende Verfügbarkeit von Wasser ist eine Grundvoraussetzung für die landwirtschaftliche Produktion und damit ein entscheidender Faktor für die Ernährungssicherung der Bevölkerung. Es gilt, bestehende Wasserressourcen zu schützen und reinzuhalten und landwirtschaftliche Böden und Produktionsverfahren auf eine größere Wasserknappheit aber auch auf Starkregenereignisse vorzubereiten. Mit dem Ziel „Effiziente Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen“ spricht der österreichische GAP-Strategieplan unter anderem die Ressource Wasser an.

Marion Gerstl, Boden-Wasserschutzberatung Oberösterreich
Wie trägt der GAP-Strategieplan zur effizienten und schonenden Nutzung von Wasser bei?

Der GAP-Strategien Plan ermöglicht, einerseits im Rahmen der Konditionalitäten (zum Beispiel GLÖZ-Standards*) und andererseits im Zuge hoher Teilnahmeraten an den vielfältigen ÖPUL*-Maßnahmen zum Boden- und Gewässerschutz, eine intensive und tiefgründige Auseinandersetzung mit Fragen zum Boden- und Gewässerschutz.
Gemeinsam mit umfassenden Beratungs- und Weiterbildungsmaßnahmen wird durch den GAP-Strategieplan mittel- bis langfristig die Qualität der Böden verbessert und somit ein wesentlicher Beitrag zur effizienten und schonenden Nutzung von Wasser geleistet.*Guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zustand (GLÖZ)
*Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL)

Franz Steiner, Geschäftsführer  Kompetenzzentrum Bewässerung
Wie können Landwirtinnen und Landwirte in Zukunft mit der zunehmenden Wasserknappheit umgehen?

Die Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, auch in Gebieten, die bisher ausreichend mit Niederschlagswasser versorgt waren, weil sich die Verteilung über das Jahr verändern wird. Zwei Aspekte sind hierfür von Bedeutung: Einerseits eine effiziente und zielgerichtete Bewässerungstechnik und andererseits die Verfügbarkeit des Bewässerungswassers. Für dieses Bewässerungswasser werden vermehrt Speicherteiche, gefüllt über Bäche, Grundwasser oder Versorgungsleitungen, errichtet werden müssen.

Aspekt 4: Innovation und Wissenstransfer

Innovation und Wissenstransfer spielen bei der Bewältigung von Herausforderungen rund um das Thema Wasser eine große Rolle, denn durch eine gemeinschaftliche Bearbeitung durch Wissenschaft, Bildung, Beratung und Praxis werden Ergebnisse auch rascher in die Praxis transferiert und Bedarfe der Praxis direkt eingemeldet. Spannende Beispiele dafür finden sich in EIP-AGRI Projekten, bei deren Antragstellung Netzwerk Zukunftsraum Land unterstützt und berät.

Gabriele Gollner/ Projektleitung des EIP-AGRI Projektes „Klimaresilienz durch wassersparenden Bio-Ackerbau“ über innovative Strategien zur Anpassung an den Klimawandel im Ackerbau
Als Reaktion auf den Klimawandel benötigt die Landwirtschaft geeignete Anpassungsstrategien (zum Beispiel Direktsaat-, Transfermulch-Verfahren), um die Wasseraufnahme und -speicherung der Böden zu erhöhen, die Verdunstung von Wasser zu verringern und den Boden vor Extrembedingungen schützen.

In trockenen Regionen und bei schlechten Bodenwasserspeicherverhältnissen sind vor allem Sommerkulturen wie Mais, Kartoffel und Sojabohne zunehmend von Wassermangel und Trockenschäden betroffen.Die in unseren Praxisversuchen im Trockengebiet gewonnen Erfahrungen haben gezeigt, dass das Direktsaatverfahren von Soja und Mais im Biolandbau sehr komplex ist und viele Faktoren Einfluss auf das Gelingen der Direktsaat haben. Es bedarf weiterer Optimierungen zur Minderung des Anbaurisikos sowie einer genauen Abstimmung auf das jeweilige Klima, die Böden und die vorhandene Mechanisierung. Das Transfermulch-Verfahren ist ein praktikables System, das einen optimalen Boden- und Verdunstungsschutz zwischen den Maisreihen beziehungsweise Kartoffeldämmen bietet, die Bodenerosion vermindert, und vor allem für viehlose Bio-Betriebe durch die Nutzung von Futterleguminosen als flexible Stickstoff-Quelle eine interessante Alternative für die Nährstoffversorgung in der Fruchtfolge darstellt. Der ökonomische Aufwand des Verfahrens durch Werbung, Aufbereitung und Ausbringung des Mulchmaterials wird durch die langfristigen positiven Wirkungen in der Fruchtfolge ausgeglichen.

Aspekt 5: Wasser in der Dorf- und Regionalentwicklung

Auch in den ländlichen Regionen und Dörfern spielt Wassermanagement eine immer bedeutendere Rolle – sowohl bei der Wasserspeicherung in Trockenphasen als auch beim Abflussmanagement bei Starkregenereignissen. Das Prinzip der Schwammstadt ist eine der Strategien, Retentionsraum für Niederschlagsgewässer zu schaffen und somit den biologischen Anforderungen von Pflanzen und Bäumen gerecht zu werden. Wasser trägt somit eine Rolle in der Klimawandelanpassung und dem Ökosystem von Städten und Dörfern.

Johannes Selinger aus der KLAR Region Mistelbach-Wolkersdorf im Weinviertel zur Bedeutung des sogenannten „Schwammstadtprinzips“ in ländlichen Regionen
Ob Stadt oder Land – versiegelte Flächen nehmen zu und damit die Anfälligkeit für die zunehmenden Hitzetage. Um Abhilfe zu schaffen, braucht es vor allem blau-grüne Infrastruktur, um Wasser vor Ort nutzen zu können.

Das Schwammstadt-Prinzip kann wesentlich dazu beitragen, Niederschlagswasser vor Ort zurückzuhalten, sauber zu versickern, und das Kanalsystem zu entlasten. Darüber hinaus kann es – auch im dichten Siedlungsraum – bei Verwendung der richtigen Substrate für Wasser- und Luftzufuhr, Grundvoraussetzung für gesundes, jahrzehntelanges Baumwachstum sein, ohne Verkehrsflächen im öffentlichen Raum reduzieren zu müssen. In der Hochwasserprävention hat das Prinzip allerdings seine Grenzen. Ein vorgelagertes, geeignetes Wassermanagement in der Kulturlandschaft ist Voraussetzung für den Schutz des Siedlungsraums. Dazu gehören vor allem die Änderung der landwirtschaftlichen Praxis und eine möglichst weitgehende Renaturierung der Fließgewässer.

Nachbericht zum Online Expertinnen- und Expertenworkshop „Spätfrostbekämpfung im Obst- und Weinbau“

Innovation
Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Der Online Workshop „Spätfrostbekämpfung im Obst- und Weinbau“ widmete sich der Vorstellung von neuen Maßnahmen zum Schutz der Weinreben und Obstbäume vor Spätfrösten und dem Austausch von Erfahrungen in Kleingruppen. Vor allem seit den letzten Tagen, die sich diesen April besonders kühl und in einigen Lagen schneereich gezeigt haben, hat dieses Thema wieder für Anspannung unter den Obst- und Weinbaubetrieben gesorgt. Umso wichtiger war für die fast 60  Teilnehmenden der fachliche Austausch.

Zu Beginn gab es Einblicke in Form von Fachvorträgen von Ferdinand Regner (HBLA und Bundesamt Klosterneuburg), Leonhard Steinbauer (Versuchsanstalt Haidegg) und von Alexander Zimmermann (Bayrische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau). Franz Rosner (HBLA und Bundesamt Klosterneuburg) teilte im Anschluss die Erfahrungen aus dem EIP-AGRI* Projekt „FrostStrat“. Matthias Stumvoll (voestalpine Krems GmbH) zeigte mit Leova SMART entwickelte innovative Sensoren zur Erhebung von mikroklimatischen Wetterdaten mit Datenübertragung und APP.

Im zweiten Teil des Workshops wurde in Kleingruppen zu drei verschiedenen Themen diskutiert. Es fand ein intensiver Austausch zu fachrelevanten Fragestellungen statt:

Gruppe 1: Welche Wetterdaten benötigen Wein- und Obstbaubetriebe und wie können diese finanziert werden?

Festgestellt wurde, dass es zu wenig Wetterstationen und Sensoren gibt, die zuverlässig aktiv und aktuell Wetterdaten sammeln. Daten zu Temperaturschwankungen und unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit aufgrund von kleinregionalen Gegebenheiten und topografische Unterschiede müssten mit wesentlich mehr Sensoren ermittelt werden. Auch die Qualität der Daten ist sehr wichtig und entspricht zurzeit nicht immer dem aktuellen Stand. Es gibt noch sehr hohe Unterschiede in der Datenqualität der verschiedenen Wetterstationen – das kann große Probleme verursachen. Eine Datensicherheit ist somit oft nicht gegeben. Zusätzlich wäre eine Zusammenführung der Daten von unterschiedlichen Wetterstationen und Anbieterinnen und Anbietern hilfreich in der Praxis. Diese könnten zum Beispiel in einem Datenpool oder einer Datenplattform gesammelt, zentral verwaltet und zur Verfügung gestellt werden. Es fehlt jedoch eine Organisation/Institution die diese Aufgabe übernehmen könnte.
Bei der Anschaffung der Hardware kann man bereits mit Nachbarinnen und Nachbarn und Kolleginnen und Kollegen kooperieren, um so die Kosten für alle möglichst gering zu halten. Als Software könnten dabei Cloudsysteme dienen; durch eine Mehrfachnutzung der Daten auch für andere landwirtschaftliche Sparten wäre möglicherweise eine Querfinanzierung durch andere Bereich möglich.

Gruppe 2: Spätfrostbekämpfung im Obstbau – Welche Methoden sind wirtschaftlich vertretbar?

Einige Betriebe wenden die Frostberegnung beziehungsweise die Überkronenberegnung an, die großteils gut funktioniert – Voraussetzung ist jedoch eine gute Wasserverfügbarkeit.
Frostöfen sind oft sehr zeitintensiv und die Kosten hoch, als mögliche Alternative werden AGRI-PV (Photovoltaik) Anlagen (ebenfalls mit hohen Anschaffungskosten verbunden und nicht alle Sorten für den Anbau geeignet, der erzeugte Strom kann jedoch wiederrum verkauft werden) oder Hagelnetze genannt. Hagelnetze bringen einen Forstschutzeffekt von circa 0,5 Grad. Smarte Kooperationen zwischen Energieanbieterinnen und Energieanbietern und Obstbaubetrieben könnten bei den Anschaffungskosten sparen.
Als weitere Alternative wurden Windmaschinen erwähnt, die verhältnismäßig günstig in der Anschaffung sind.
Was den Obstbau selbst betrifft wurde festgestellt, dass neue Züchtungen, die einen späteren Austrieb haben, eine vielversprechende Lösung sein könnten, mit dem man sich künftig intensiver auseinandersetzen muss.

Gruppe 3: Spätfrostbekämpfung im Weinbau – Wie bereite ich mich auf „Tag X“ vor?

In der Kleingruppe wurde über die Herausforderung diskutiert, die verschiedene Wetterprognosen mit sich bringen, da durch die Schwankungsbreite eine gezielte Anwendung von Frostschutzmaßnahmen erschwert wird. Besonders betroffen sind häufig Gebiete in Senken oder Mulden. Es wurden Beispiele genannt, in denen nach Frostereignissen immer noch gute Erträge erzielt wurden, indem die Beiaugen, der Knospen austrieben (Knospen bestehen aus einem Hauptauge sowie Beiaugen).
Eine Räucherung ist oft aufgrund bürokratischer Hürden schwierig, da es eine behördliche vorab Genehmigung benötigt und diese nicht landesweit einheitlich geregelt ist, tatsächlicher Effekt und Umweltbelastungsrisiken kommen als Faktoren erschwerend hinzu. Hagelnetze ebenso wie die Bewässerung als Schutzmaßnahme wurden ebenfalls diskutiert, wie die Gefahr, dass junge Triebe durch das entstehende Eis abbrechen.
Der sogenannte „doppelte Zapfenschnitt“, als Alternative, ist ebenfalls eine Maßnahme, die eine wesentliche Verzögerung der Entwicklung in der Phase der größten Spätfrostgefahr mit sich bringt.

Insgesamt zeigt sich in den Diskussionen durchwegs, dass trotz der Herausforderungen durch unterschiedliche Wetterprognosen und bürokratische Hürden, innovative Lösungsansätze existieren, um den Schutz vor Spätfrost zu verbessern und es die Bereitschaft gibt, auch Neues zu testen und auszuprobieren.

*Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI)

Nachbericht: Webinar Klimawandel – Wie können sich ländliche Gemeinden rüsten

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Klimaschutz
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Das Rural Pact Support Office (das Unterstützungsbüro der EU für den Pakt für den ländlichen Raum) organisierte am 20. März 2024 in Kooperation mit dem Europäischen Klimapakt ein Good-Practice-Webinar für ländliche Gemeinden zum Thema Klimawandel.

Im Mittelpunkt standen wertvolle Hintergrundinformationen, praktische Tools und zahlreiche Beispiele, wie lokale Gemeinschaften Folgen des Klimawandels abschätzen und sowohl Anpassungs- als auch Vermeidungsstrategien entwickeln können.
Die inzwischen deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels machen eine gut gesteuerte und aktiv umgesetzte “Green Transition” in der EU unabwendbar.

Die Prioritäten der EU sind klar herausgearbeitet: Europa soll der erste klimaneutrale Kontinent im Jahr 2050 sein, die Treibhausemissionen bis 2030 um 55 Prozent verringert und die Resilienz gegenüber dem Klimawandel gestärkt werden.
In den ländlichen Gemeinden sind für die jeweilige Ausgangssituation maßgeschneiderte Lösungen erforderlich, vor allem auch um die Bevölkerung für den Klimawandel zu sensibilisieren und die Umsetzung von zukunftsfähigen Initiativen zu begeistern.
Neben den interessanten Inputs von 12 Referentinnen und Referenten aus ganz Europa wurde die Möglichkeit zum intensiven Austausch und Netzwerken mit 190 Teilnehmenden im virtuellen Raum geboten.

Interessiert an der Rural Pact Community? Zur Mitgliedschaft geht es unter folgendem Link: https://ruralpact.rural-vision.europa.eu/become-member_en.

Highlights-Report des Webinars sind in Vorbereitung, Bestellung unter: info@rural-pact.eu

Zu weiterführenden Infos, Unterlagen und Videos des Webinars geht es unter folgendem Link: https://ruralpact.rural-vision.europa.eu/events/good-practice-webinar-rural-communities-tackling-climate-change_en

Nachbericht Resiliente Orte: Zur Gleichzeitigkeit von Widerstandskraft und Wandlungsfähigkeit

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Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
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Natürliche Ressourcen

Ein Webinar, das sich der Frage widmete, wie kooperative Orts- und Stadtkernentwicklung zur Resilienz in Städten und Gemeinden beitragen kann. 160 Teilnehmende nutzten diese Möglichkeit, dem Konzept der Resilienz auf den Grund zu gehen, tauchten in Erfahrungen ausgewählter Initiativen von Ländern und Gemeinden ein und erhielten einen Überblick zu aktuellen Förderangeboten.

Alistair Adam-Hernandez (Vechta Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas) eröffnete den gemeinsamen Vormittag mit konzeptionellen Überlegungen, wie man als Ort resilienter werden kann. Er erklärte dies anhand der drei Perspektiven „lebendige Beziehungen“, „wirkungsvolle Akteure, Strukturen und Prozesse“ und „zukunftsfähige Lösungen“, die sich in Folge auch durch die Veranstaltung zogen. Entlang dieser Blickwinkel lassen sich auch die Erkenntnisse des Tages zusammenfassen.

Themenübergreifende Bearbeitung 
Resiliente Orts- und Stadtkernentwicklung zielt darauf ab, unterschiedliche Nutzungen wie Nahversorgung und Handel, kommunale Dienstleistungen, Gastronomie oder Freizeitangebote zu verbinden. Am Beispiel des Multifuktionshauses Thal (Walter Vögel) oder der Gemeinde Moosburg (Bürgermeister Gaggl) erfuhren die Teilnehmenden, dass die Verschränkung unterschiedlicher Nutzungen einem Gebäude oder Ortskern neues Leben einhauchen kann und dafür sorgt, dass die einzelnen Angebote auch dauerhaft verfügbar bleiben. Auch im Interview mit Stefan Spindler (Ortskernkoordinator im Land Steiermark) wurde klar, wie wichtig es ist, Ortskernentwicklung als Prozess zu verstehen, der über das einzelne Objekt mit seiner einzelnen Nutzung hinausgeht um einen „Raum mit Angeboten für alle Generationen“ zu schaffen.

Diversität und Zusammenarbeit
Resiliente Orts- und Stadtkernentwicklung ist nicht nur Aufgabe der Kommunen. Am Beispiel seiner Gemeinde Moosburg zeigte Bürgermeister Gaggl eindrucksvoll, wie die Beteiligung vieler unterschiedlicher Personen einen Ortskern zu beleben vermag. Die Wichtigkeit, „Bürgerinnen und Bürger als Partnerinnen und Partner“ einer Gemeinde für die Orts- und Stadtkernentwicklung zu sehen, unterstrich auch Martin Netzer (ÖAR GmbH) in der Präsentation zur Studie zu Multifunktionszentren. Dieser Schritt weg vom Bild der Bürgerin/ des Bürgers als Kundin/ Kunde sei wichtig, um Engagement und Eigenverantwortung zu erzeugen. Auch Stefan Spindler betonte die Wichtigkeit der Beteiligung, indem er darauf verwies, unter anderem Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer sowie Wirtschaftstreibende in den Prozess hereinzuholen.

Koordination und Expertise
Integrierte Bearbeitung und breite Beteiligung erzeugen Komplexität und erfordern, dass sich jemand um die Abstimmung bemüht. Gleichzeitig sind derartige Entwicklungsprozesse oft erst mittel- bis langfristig wirksam und müssen deshalb aktiv am Laufen gehalten werden. Dazu braucht es „Kümmerer“. Neben jenen auf der lokalen Ebene setzt man in den Beispielen der Landesansätze aus der Steiermark und Tirol zusätzlich auch noch auf die LEADER- und Regionalmanagements als zentrale Akteurinnen und Akteure der Vernetzung. Gottfried Lamers (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) verwies weiters auf Klima-und Energie-Modellregionen (KEM) und Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (Klar!), die für Klimaschutz, beziehungsweise Klimawandelanpassung, diese wichtige Rolle einnehmen. Für all jene dieser Zuständigen, die speziell mit Leerstand befasst sind, hat die TU Wien mit einem interdisziplinären Team das Handbuch „Leerstand mit Aussicht“ erarbeitet, das Isabel Stumfol (TU Wien, Verein LandLuft) präsentierte. Es ist als Kartenset aufbereitet und umfasst die Erhebung von Leerstand, dessen Aktivierung bis hin zu den Portraits von Pionierinnen und Pionieren der Arbeit mit Leerständen.

Vision und Planung vor dem konkreten Handeln
Resilienz entsteht nicht nur durch puren Aktionismus. Das unterstreichen viele der Referentinnen und Referenten. Nur durch gemeinsame Überlegungen vorab gelingt es, die oben genannten Voraussetzungen auch Realität werden zu lassen. Danach ist es aber wichtig, sichtbare Ergebnisse zu schaffen denn „Vision ohne Handeln ist wertlos“ (Bürgermeister Gaggl)

Ressourcen und Förderungen
Gerade in der Umsetzungsphase ist Orts- und Stadtkernentwicklung oft mit hohen Kosten verbunden. Gottfried Lamers gab in seinem Input einen Überblick zu den Fördermöglichkeiten im Zuständigkeitsbereich des BMK. Er erklärte unter anderem die Möglichkeiten der Umweltförderung im Inland mit Unterstützung für thermische Gebäudesanierung, die Sanierungsoffensive für Haushalte und die Förderungen für klimafitte Ortskerne im Rahmen des Resilienzfonds der EU. Teresa Schmid (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft) ergänzte dazu die für Orts- und Stadtkerne vorrangigen Maßnahmen im GAP-Strategieplan. Eine davon widmet sich der Reaktivierung des Leerstandes mit Schwerpunkt auf Maßnahmen zur Reaktivierung des Leerstands wie Leerstandsmanagements, Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzepte etc.

Mit der zweiten Maßnahme, Orts- und Stadtkernförderung, wird die Umsetzung in Verbindung mit Sanierung, Um- und Weiterbau von leerstehenden, fehl- oder mindergenutzten Gebäuden sowie Schaffung und Sanierung von öffentlichen Flächen im Zentrum unterstützt. Beide Maßnahmen werden durch die Bundesländer umgesetzt. Dazu gab Christian Stampfer (Land Tirol) Einblick in die Vorgehensweise in Tirol und wie hier in Zusammenarbeit mit den LEADER-Regionen Ortskernentwicklung als regionales Thema bearbeitet wird.

Mut und Offenheit
Gerade der Resilienz-Aspekt der Wandlungsfähigkeit impliziert Unsicherheit. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen und offen neue Wege gehen. Dies verlangt nach Mut, sich dieser Unsicherheit zu stellen. Es wurden an diesem Tag zahlreiche Unterstützungsstrukturen genannt (zum Beispiel Ortskern Koordinator im Land Steiermark, Leerstands- LEADER- und Regionalmanagements, etc.), die durch ihre Fach- und Prozesskompetenz dabei helfen, Unsicherheit zu reduzieren und Fehler als Lernerfahrungen nutzbar zu machen.

Factsheets „Biodiversitätsflächen im ÖPUL – Warum?“

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen
Auf drei neuen Factsheets wird gezeigt, wie Biodiversitätsflächen der ÖPUL-Maßnahmen „Umweltgerechte und Biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung” sowie „Biologischer Landbau” im ÖPUL 2023–27 auf den Flächentypen Grünland, Acker in trockenen Regionen und Acker in feuchten Regionen am besten angelegt und gepflegt werden können. Die Factsheets stehen hier zum Download bereit.

Antragstellung über die digitale Förderplattform (DFP)

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Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Sie wollen im Rahmen des GAP-Strategieplans (GSP) über die Digitale Förderplattform (DFP) einen Förderantrag stellen beziehungsweise abwickeln? Unser neu erstellte Leitfaden unterstützt Sie dabei! Seit Anfang 2023 ist die Online-Antragstellung für erste Fördermaßnahmen des GSP in den Bereichen Wein, Imkerei und den Projektmaßnahmen der Ländlichen Entwicklung in der DFP möglich; weitere Maßnahmen (zum Beispiel Obst und Gemüse) folgen 2024.

An Hindernissen wachsen: Resilienz und Lebenslanges Lernen

Lebensqualität

Resilienz ist spätestens seit 2000 zum Thema in Wissenschaft, Politik und im Bildungsbereich geworden. Lebenslanges Lernen dagegen ist ein Konzept mit Wurzeln in den 1960er-Jahren. Es steht für einen bildungsökonomischen Ansatz und für die Förderung demokratisch-gesellschaftlicher Teilhabe und Mündigkeit. Beide Konzepte sind vorausschauend und krisensensitiv.

Der Begriff Resilienz kommt aus der Materialwissenschaft und bezeichnet die Fähigkeit eines Stoffes, sich nach Veränderung seiner Form und Konsistenz in seine Ausgangsverfassung zurückzubilden. Für Individuen bedeutet Resilienz, dass sie auch bei schweren (kurz- oder langfristigen) Belastungen mit einem oder mehreren Stressoren (zum Beispiel Verlust eines Menschen, überfordernde Lebenssituation, Gewalterfahrung, Armut, Entwurzelung, …) einen gelingenden Lebensweg führen. Resiliente Menschen sind trotz traumatischer Erlebnisse gesund, sozial eingebettet, lernfähig und beruflich erfolgreich.
Wie unterstützt lebenslanges Lernen bei der Entwicklung resilienter Umgangsformen?

Wege und Methoden der Resilienzsteigerung

Das Seminar „Innere Stärke und Stabilität trainieren“, das im Rahmen der LFI-Bildungsangebote „Lebensqualität Bauernhof“ stattfand, zeigt, wie mit Bildungsarbeit Resilienz gesteigert werden kann. Technisch-sozialer Wandel greift in gewohnte Strukturen ein und drängt zu ständigem und raschem Umlernen. Neben fachlichen Kompetenzen sind dabei besonders soziale und Selbstkompetenzen gefordert, beispielsweise in schwierigen Situationen wie der Hofübergabe: Seminarleiterin Nina Rebhandl dokumentiert in ihrem Artikel aus 2020, wie man Resilienz durch „Bewusstmachen“ von Ressourcen schult.
Ressourcen werden beispielsweise durch Lebenslinien oder Rituale, die das Wertvolle betonen, sichtbar. (Beispiel: ein Abendritual, bei dem drei positive Erlebnisse des Tages reflektiert werden – besonders wertvoll mit Kindern). Weiters stärken Übungen zur Perspektivenübernahme und zum Gewinnen eines realistischen Selbstbildes Resilienz. Hier wird das eigene Erleben relativiert und eigene Chancen werden besser einschätzbar. Die Resilienzforschung betont auch, dass Zugang zu eigenen Gefühlen und eigenem Körpererleben elementar ist – etwas, was man üben kann. Herausforderungen nicht aus dem Weg zu gehen und keine falsche Schonhaltung einzunehmen ist ein weiterer Weg zu Resilienz.

Sozial-kulturelle Ermöglicher:innen

Resilienz und Lebenslanges Lernen werden mitunter als Aufgabe des Individuums gesehen. Man übersieht eventuell, dass Resilienz nicht alleine, sondern nur im sozialen Miteinander und innerhalb eines kulturellen Raumes (Werte, Religiosität, persönliche Sinnquellen, Naturerleben) entwickelt wird.
Im Folgenden werden drei Phänomene genannt, welche „Ermöglicher:innen“ von Resilienz sind. Diese Ermöglicher:innen zeigen, dass Resilienz etwas ist, das „von Außen“ gefördert werden kann:

  • Resilienz wird durch das Erleben von Wertschätzung, Empathie und Engagement in der Begegnung mit anderen (auch und gerade, wenn die Begegnung nicht nur harmonisch ist) gestärkt.
  • Elementar sind Erfolgserlebnisse und die Erfahrung, aus eigenen Kräften etwas verändern und erreichen zu können (auch kleine Erfolge sind wirksam).
  • Kulturelle Sinnressourcen (zum Beispiel Religiosität, Naturerleben, persönliche Sinnquellen) geben Halt und machen resilient.

Diese „Ermöglicher:innen von Resilienz“ werden bereits im Bildungssystem zur Verfügung gestellt. Beispiele dafür sind partizipativ und sensitiv gestaltete Angebote der Erwachsenenbildung, Kurse der Basisbildung und Alphabetisierung oder Schulen, wo ein freundliches und stabiles Klassenklima nachweislich vulnerablen Kindern hilft, eine resiliente Stufe zu erreichen (Quelle: https://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/Gutachten_pdfs/ARB_Gutachten_WEB_2022.pdf ).

Resilienz zu gestalten ist Aufgabe für jede/n einzelne/n. Darüber hinaus ist die durchgängige Berücksichtigung von Resilienzfragen in Institutionen des Lebenslangen Lernens wünschenswert. Ein guter Startpunkt wäre, Resilienz intensiv zu thematisieren und damit mehr Verständnis sowie Motivation zu erzielen.

Petra H. Steiner, Erwachsenenbildnerin in Österreich

Resilienz und Ländliche Räume in Österreich

Klimaschutz
Lebensqualität

Was sind aktuell Herausforderungen Ländlicher Räume in Österreich? 
Eine der größten Herausforderungen ist die Urbanisierung und die anhaltende Abwanderung aus den ländlichen Räumen bei gleichzeitig starker Zuwanderung in Rändern von Ballungsräumen und prosperierenden Regionen. Die Zunahme von Klimarisiken, wie zum Beispiel Starkregenereignisse, Hagel, Auftauen des Permafrostes, Rückgang der Gletscher und Abnahme der Schneedecke sind in vielen Regionen immer stärker spürbar.
Sehr oft zeigt sich die starke wirtschaftliche Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftszweigen (Wintertourismus), deren Zukunft durch den Klimawandel gefährdet ist. Zunehmende Trockenheit, Temperaturänderungen und stärkerer Schädlingsdruck führen zu veränderten Bewirtschaftungsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft. Dazu kommen Risiken für Umwelt und Biologische Vielfalt durch nach wie vor zu hohe Flächeninanspruchnahme und Versiegelung.

Wie können die Ländlichen Räume resilienter und in Folge krisenfester werden?
Ländliche Räume als Systeme können vor allem durch Diversität in allen relevanten Bereichen (Umwelt, Wirtschaft, Soziales) resilienter werden.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Resilienz“? 
Resilienz von ländlichen Räumen und Regionen bedeutet im Sinne des Vorsorgeprinzips, auf mögliche Veränderungen vorbereitet zu sein, sowie Trends und Entwicklungen rechtzeitig und vorausschauend zu erkennen. Das Konzept der Resilienz kann zu Missverständnissen führen: Resilienz bedeutet nicht, zu einem „Ursprungszustand“ zurückzukehren, sondern dynamisch auf Weiterentwicklung und Einflüsse von außen vorbereitet und damit anpassungsfähig zu sein.
Resilienz hat immer auch eine räumliche und zeitliche Komponente: Auf lange Sicht ist es wichtig, Resilienz in ländlichen Räumen zu stärken, zum Beispiel durch vielfältige Arten- und Sortenwahl oder Fruchtfolge in der Land- und Forstwirtschaft, Vermeidung der Bodenversiegelung, oder durch eine Diversifizierung der Einkommensquellen im Bereich der Wirtschaft, des Handwerks, der verarbeitenden Betriebe.

Welche Ebenen der Resilienz gibt es? 
Je diverser ein System ist, desto resilienter ist es. Ein wichtiger Faktor ist die wirtschaftliche und soziale Komponente der Resilienz. Daher ist die Politik gefordert, die Voraussetzungen für Diversität zu schaffen.
Dies betrifft auf der einen Seite die Förderung einer naturnahen und vielfältigen Land- und Forstwirtschaft, aber auch die Sicherung der regionalen Lebensmittelversorgung, regionale Versorgung mit einem geeigneten Mix aus erneuerbaren beziehungsweise regenerativen Energiequellen und geeigneten Speichermöglichkeiten, Eindämmung der Flächeninanspruchnahme, Wiederbelebung von Ortskernen, Stärkung der Infrastruktur und des öffentlichen Verkehrs.

Im Lichte des Klimawandels werden Klima- und Umweltrisiken für Organisationen und Unternehmen häufiger auftreten. Unternehmen müssen hier aktiv sein, um einerseits die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen und andererseits ökonomische Auswirkungen möglichst gering zu halten.

Resilienz der einzelnen Personen bedeutet im Zusammenhang mit Klimarisiken, Eigenvorsorgemaßnahmen zu treffen: baulich am eigenen Gebäude- und Wohnbereich, ausreichend Bevorratung im Haushalt und entsprechende Notfallpläne zu kennen.

Helmut Gaugitsch, Bernhard Ferner, Andreas Heissenberger, Markus Leitner,
Umweltbundesamt

Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Land- und Forstwirtschaft im Berggebiet

Lebensmittelversorgung

Stefan Kirchweger von STUDIA Austria schreibt über die Verbindung von Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Berggebieten. In einer EIP-AGRI Focus Group der Europäischen Kommission koordiniert er Fachexpert:innen, die sich der Frage stellen, welche innovativen Ansätze im Zusammenhang mit Land-, Forst- und Bioökonomie die Wettbewerbsfähigkeit sowie die sozioökonomische und ökologische Widerstandsfähigkeit von Berggebieten und ihren Gemeinden fördern können.

Die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) ist ein Konzept zur Förderung von Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft. Die Europäische Kommission setzt regelmäßig EIP-AGRI Focus Groups um, in welchen Forschungs- und Innovationslücken systematisch erhoben werden. Stefan Kirchweger von STUDIA Austria koordiniert die EIP-AGRI Focus Group zu wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen Berggebieten. Nachstehend gibt er Einblick darüber wie Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Berggebiete inhaltlich zusammenhängen und macht neugierig auf die Ergebnisse der EIP-AGRI Focus Groups, die nicht nur den Innovationsbedarf, sondern auch innovative Ansätze und Innovationen in diesem Kontext aufzeigen.

Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Land- und Forstwirtschaft im Berggebiet
Berggebiete erstrecken sich über ganz Europa entlang von Gebirgszügen. Obwohl es keine allgemeingültige Definition eines Berggebiets gibt, werden Berggebiete in der Regel auf der Grundlage geologischer, topografischer und administrativer Kriterien definiert. Die Land- und Forstwirtschaft stellt in Berggebieten einen relevanten Wirtschaftssektor dar und bietet eine breite Palette einzigartiger Produkte und Dienstleistungen, die sowohl für den Lebensunterhalt und die Wirtschaft vor Ort als auch auf regionaler und sogar globaler Ebene wertvoll sein können. Mit Bezug zu wirtschaftlichen Aktivitäten sind dies zum Beispiel Lebensmittel, Holz und Holzprodukte sowie Erholung. Aber auch die Bereitstellung sogenannter öffentlicher Güter wie beispielsweise Wasserressourcen, Energieerzeugung, biologische Vielfalt, Klimaregulierung und Schutzfunktionen oder kulturelle Funktionen wie traditionelles Wissen zählen dazu.

Wettbewerbsfähige und resiliente Berggebiete als Antwort auf multiple Herausforderungen
Die Land- und Forstwirtschaft in den Bergregionen ist einer Reihe von Herausforderungen ausgesetzt. Dazu gehören die hohen Produktionskosten, die damit verbundene Aufgabe von Flächen, die begrenzten Anbauflächen an sich und der Wettbewerb auf dem Weltmarkt. Aber auch soziale Ausgrenzung, Abwanderung, eine alternde Bevölkerung, Auswirkungen des Klimawandels und der Konfrontation mit großen Raubtieren, eine schlechte Infrastruktur, weit entfernte Bildungs- und Trainingseinrichtungen sowie die Gefährdung einzigartiger Bergkulturen stellen Herausforderungen im Berggebiet dar.
Um diesen zu begegnen, ist es notwendig, sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Resilienz der Land- und Forstwirtschaft zu steigern. Während beide Parameter von wirtschaftlichen und politischen Faktoren beeinflusst werden, kommen vor allem bei der Resilienz ökologische, soziale und kulturelle Faktoren hinzu.

Wege zu einem Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz 
Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit sind voneinander abhängig und miteinander verbunden, funktionieren jedoch nicht unbedingt auf die gleiche Weise. So können beispielsweise Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Umwelt schaden und somit die Anfälligkeit der Betriebe erhöhen und umgekehrt können Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz ihre Wettbewerbsfähigkeit verringern.

Welche Möglichkeiten ergeben sich nun, um sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Resilienz der Land- und Forstwirtschaft in Berggebieten zu verbessern? Möglichkeiten bestehen beispielsweise in der Nutzung des positiven Images und der Qualität von Bergprodukten durch Herkunftskennzeichnungen, wie zum Beispiel geografisch geschützter Angaben, welche den wirtschaftlichen Wert der Produkte steigern können. Doch auch die Vermarktung alternativer Nahrungsmittelsysteme oder die Chance, das einzigartige Klima in den Bergregionen als zukünftiges Wachstumsgebiet für Holz und Fasern zu nutzen, bietet große Potenziale.

Ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial bietet zudem der (nachhaltige) Tourismus, da er Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft schafft und lokale Märkte für Produkte und Dienstleistungen eröffnet. Zu den sozialen Möglichkeiten gehören Green-care Angebote, die insbesondere ruhige Umgebungen zur Entspannung und zum „Social-distancing“ nutzen. In kultureller Hinsicht können Angebote für Bildung und (agrar-) kultureller Tourismus für zusätzliches Einkommen in den Betrieben sorgen.

Auch moderne Technologien und Digitalisierung können zur Resilienz beitragen und direkt die Arbeitsbelastung reduzieren. Praktiken der Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energiequellen können zudem die Produktionskosten und Abhängigkeiten weiter verringern.
Das Wissen über diese Möglichkeiten kann dazu beitragen, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ein Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz herstellen und dadurch eine nachhaltige Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft in den Berggebieten gewährleisten.

Stefan Kirchweger, nationaler Experte der EIP-AGRI Focus Group zu wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen Berggebieten