Nachlese: Naturverträgliche Produktion erneuerbarer Gase

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Im Rahmen des Online-Fachgesprächs „Naturverträgliche Produktion erneuerbarer Gase – Chancen und Herausforderungen für die Landwirtschaft“ am 19. November 2025 wurden aktuelle gesetzliche und strukturelle Rahmenbedingungen sowie praktische Erfahrungen und naturschutzfachliche Aspekte der Biogasproduktion in Österreich beleuchtet.

Bernhard Stürmer (Green Gas Service GmbH) gab einen umfassenden Überblick über die Entwicklung und den Status quo der Biogasanlagen in Österreich. Österreich verfüge heute über rund 260 Biogas-Anlagen in denen Strom, Wärme und Biogas sowie organischer Dünger produziert wird. Er betonte die hohe regionale Wertschöpfung, da Biogasanlagen nicht nur Energie, sondern auch Dünger erzeugen und zahlreiche Arbeitsplätze sichern. Der Substratmix habe sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert – weg von Mais hin zu einem hohen Anteil landwirtschaftlicher Reststoffe.

Thomas Schlager (EVN) stellte Wege in eine CO₂-neutrale Zukunft anhand bestehender Anlagen der EVN vor. Die EVN setze verstärkt auf eine regionale Kreislaufwirtschaft, bei der lokale Reststoffe zu Energie und Kompost verarbeitet werden. Die Biogasanlage Lichtenwörth wurde etwa von reiner Stromproduktion auf Biomethaneinspeisung umgestellt, während in Gunnersdorf seit 2025 ein Boxen-Fermenter-System zur Verarbeitung von 25.000 Tonnen Biomüll jährlich betrieben wird.

Aus der landwirtschaftlichen Praxis berichtete Johannes Hauptmann (Landwirt aus Bad Blumau), der seit 2004 eine Biogasanlage betreibt, die regional zu einem wichtigen Energieversorger wurde. Er nutzt einen breiten Rohstoffmix aus Maissilage, Zwischenfrüchten, Gülle, Mist und wettergeschädigtem Erntegut. Die Anlage habe auch zur Entstehung neuer Geschäftsfelder wie einer Trocknungsanlage, eines Handels- sowie eines Transportunternehmens beigetragen. Geplant sei künftige auch die Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz.

Gerald Pfiffinger (Umweltdachverband) hob die Bedeutung naturverträglicher Biogasproduktion hervor. Regionale Biodiversitätsziele sollten mit Klimaschutzmaßnahmen verknüpft werden, wobei neben Reststoffen auch Material aus der Landschaftspflege eine Rolle spielen könnte. Biogas könne sinnvoll zur Kreislaufwirtschaft beitragen, sofern Biodiversitätsaspekte – wie die zeitlich gestaffelte Ernte von Flächen – ausreichend berücksichtigt werden.

Martin Wette (LK Österreich) erläuterte, dass aus Sicht der Landwirtschaftskammer in Österreich der Ausbau aller nachhaltigen Energiesektoren, so auch der Biogasproduktion, notwendig ist. Daher sollte auch das Erneuerbares-Gase-Gesetz bald beschlossen werden, um rechtlich klare Rahmenbedingungen zu schaffen.

In der anschließenden Diskussion wurde hervorgehoben, dass die Biogasproduktion technisch ausgereift ist aber unter den unsicheren gesetzlichen Rahmenbedingungen leidet. Dadurch stocken Investitionen und die Ausbauziele bis 2030 geraten in Gefahr. Neben klaren gesetzlichen Vorgaben brauche es für einen nachhaltigen Ausbau, auf die regionalen Möglichkeiten angepasste Anlagen, kurze Transportwege und ein regional abgestimmtes Nutzungskonzept.

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