#ARIAwards24: Projektvorstellung „Kreisläufe schließen – Verwertung durch Rückfuhr, Transfer oder Nutzung von organischen Nebenprodukten am landwirtschaftlichen Betrieb!

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Dürfen wir vorstellen? Wir haben mit Eva Erhart, Institutsleitung der Bio Forschung Austria  und Projektkoordinatorin von „Kreisläufe schließen – Verwertung durch Rückfuhr, Transfer oder Nutzung von organischen Nebenprodukten am landwirtschaftlichen Betrieb“ über das Projekt gesprochen, das als einer von acht österreichischen Beiträgen beim diesjährigen Agricultural and Rural Inspiration Awards (ARIA) des EU GAP Netzwerks in der Kategorie „Environmental Protection“ eingereicht wurde.

Mit diesem Award werden jährlich von der GAP finanzierte Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raums auf internationaler Ebene ausgezeichnet und sichtbar gemacht. 


Was sind Ziel/e und Besonderheit des Projektes? 

Durch die zunehmende Spezialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in Österreich weisen immer weniger Betriebe einigermaßen geschlossene Nährstoffkreisläufe auf. 

Im EIP-AGRI Projekt „Kreisläufe schließen“ wurden verschiedene innovative Maßnahmen, welche durch eine bessere Nutzung von Wertstoffen aus der Landwirtschaft Stoffkreisläufe am landwirtschaftlichen Betrieb und in der Region schließen und die Nährstoff- und Humuseffizienz verbessern können, in Praxisversuchen getestet. Untersucht wurden zwei verschiedene Cut-and carry-Variationen, einmal als Transfermulch, einmal in den Acker eingearbeitet; eine Kleegras-Mist- und Kleegras-Gülle-Kooperation und eine Kooperation, bei der Kleegras in einer Biogasanlage verwertet wurde. Auf drei Betrieben wurden verschiedene Kompostierungsverfahren getestet, darunter auf einem Betrieb auch ein extrem extensives Modell. 

Am Beispiel des Schulbetriebes der LFS Grottenhof in Graz wurde die Hoftorbilanz eines Gemischtbetriebes mit Ackerbau und Milchviehhaltung im Kompoststall untersucht und berechnet. Zusätzliche Versuche beleuchteten spezielle Aspekte, wie zum Beispiel die Wirksamkeit einer Begrünung, um die Nährstoffe einer herbstlichen Gülledüngung aufzunehmen und über den Winter zu speichern, zur Gülleverdünnung und zur Mistlagerung mit und ohne Abdeckung. Alle in den verschiedenen Prozessen verwendeten Substrate wie Kleegras, Heu, Stroh, Hackschnitzel, Getreideausputz jund so weiter wurden mengenmäßig erhoben, beprobt und auf ihre Inhaltsstoffe analysiert. 

Neben der Mengen-, Nährstoff- und Kohlenstoffbilanzierung wurde eine ökologische Bewertung in Form von CO2-Bilanzen sowie eine ökonomische Bewertung der Maßnahmen durchgeführt.


Welche Hürden/Herausforderungen/Lösungsfindungen gibt es?

Die Kommunikation in Zeiten ohne persönlichen Kontakt (COVID) war herausfordernd, doch dank der sehr gut funktionierenden Partnerschaft zwischen Landwirt:innen, Berater:innen und Forscher:innen konnte das Projekt auch in Pandemiezeiten erfolgreich durchgeführt werden.

Erkenntnisse und Wirkungen aus dem Projekt

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Projekt waren, dass verglichen mit dem Einsatz von synthetisch hergestelltem Stickstoffdünger, mit allen Maßnahmen eine Nettoeinsparung von 200 – 600 kg Treibhausgasen (CO2e) je 100 kg ausgebrachtem Stickstoff erzielt werden konnte. 

Wichtig ist es, die Wegstrecken kurz zu halten. Mit zunehmender Transportdistanz steigt der Anteil der durch die Transporte verursachten Emissionen an den Gesamtemissionen steil an. Bei einer Distanz von 0,5 km machten die Transport-CO2e-Emissionen im Mittel 3,4 Prozent der Gesamtemissionen aus. Bei einer Distanz von 4 km waren es schon 22 Prozent und bei 10 km verursachten die Transporte mit 41 Prozent schon fast die Hälfte der Emissionen. 

Im Vergleich mit anderen biotauglichen, organischen Handelsdüngern mit Preisen von rund 7 Euro pro kg Stickstoff erzielten alle Beispiele mit Ausnahme der „Güllekooperation“ und der „Kleegraskompostierung mit Kohle“ eine Nettokosteneinsparung von ca. 130- 400 Euro pro 100 kg Stickstoff durch die Kreislaufbewirtschaftung (Preise Stand 2021). 


Nachhaltigkeit: wie wirkt das Projekt auch nach der Laufzeit weiter?

Mit den getesteten Maßnahmen können Landwirt:innen die betriebseigenen Nährstoffkreisläufe verbessern. Vielen Praktiker:innen ist nicht bewusst, welche Nährstoffmengen sich in Reststoffen an und um den eigenen Betrieb verstecken, oder wie man diese konservieren oder transferieren kann. Durch die Inwertsetzung dieser Reststoffe ergeben sich hohe Einsparungspotenziale für externe Betriebsmittel, wie z.um Beispiel zugekaufte Düngemittel mit deren Energieaufwänden bei Produktion und Transport. 

Langfristig erleichtern die Projektergebnisse es somit vielen Landwirt:innen, die für ihren Betrieb passende Maßnahme zu finden um Kreisläufe zu schließen, Kosten einzusparen und die natürliche Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu steigern.

Projektlaufzeit: 2019-2022

Mehr Informationen: https://le14-20.zukunftsraumland.at/download/3066?v=1703161303

Zum Projekt in der Projektdatenbank LE 14–20: https://le14-20.zukunftsraumland.at/projekte/2439

Wir sind gespannt, welche Projekte die #ARIAwards24 Jury auszeichnet und drücken die Daumen! Eine Übersicht aller acht eingereichten Projekte 2024 gibt es hier: https://www.zukunftsraumland.at/best-practice-in-oesterreich-die-oesterreichischen-nominierungen-fuer-den-agricultural-and-rural-inspiration-awards-2024/

Informationen zum Public Vote folgen Mitte Oktober auf der Homepage des EU-GAP Netzwerks

 

Landwirtschaftliche Arbeit
Bio Forschung Austria