LEADER wirkt: Regionale Zusammenarbeit am Beispiel „Weinviertel Ost“
LEADER ist ein Entwicklungsansatz, der seit mehr als 30 Jahren regionalen Akteursgruppen in Europa einen unterstützenden Rahmen für die eigenständige Arbeit bietet. Der regionalen Bevölkerung wird damit eine Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung an für sie wichtigen Themen geboten. Somit werden Entwicklungspotenziale vor Ort genutzt und durch auf die Region angepasste Initiativen die Lebensqualität erhalten und verbessert.
Netzwerk Zukunftsraum Land stellt bei der Jahreskonferenz am 2. Oktober 2024 das Weinviertel in den Mittelpunkt. Passend zum Jahresthema Resilienz werden die Auswirkungen des Klimawandels und die Bemühungen mit den Auswirkungen umzugehen speziell unter dem Motto „Kostbare Ressource Wasser“ beleuchtet. Wir haben mit Christine Filipp, Geschäftsführerin der LEADER Region Weinviertel Ost, über ihre Region gesprochen.
Die LEADER Region Weinviertel Ost wurde 2007 gegründet und setzt regionale Impulse. Sie ist als eine Art Ideenfabrik für das Weinviertel zu verstehen, um die Lebensqualität aktiv mit/zu gestalten.
Welche inhaltlichen Schwerpunkte hat sich Ihre Region gesetzt?
In dem Bereich „Steigerung der regionalen Wertschöpfung“ stehen vor allem regionale Produkte sowie Wirtschafts- und Tourismusimpulse im Vordergrund. Das Aktionsfeld „Erhalt des Natur- und Kulturgutes“ stärkt die regionale Identität, legt einen Fokus auf den Erhalt unserer Landschaft und setzt Impulse zur Inszenierung unserer Kellergassen. Durch Projekte im Bereich „Steigerung der Lebensqualität“ werden Ortskerne belebt, Ideen unserer Jugend verwirklicht, das Ehrenamt gestärkt sowie die interkommunale Zusammenarbeit etabliert. Das Aktionsfeld „Umwelt und Klima“ erarbeitet Projekte rund um die regionalen Ressourcen und die Anpassung an den Klimawandel. Alles unter dem Motto der LEADER Region Weinviertel Ost: „Ein guter Platz für deine Ideen!“
Warum braucht es zur Bearbeitung dieser Themen LEADER? Welche Vorteile bieten sich für die Region, „LEADER-Region“ zu sein?
LEADER ist ein Netzwerkknoten in der Region, bietet Fördermittel der europäischen Union und ist aber vor allem ein Experimentierlabor für die Weiterentwicklung des ländlichen Raumes. Diese Ressourcen stehen für eine innovative Regionsentwicklung zu Verfügung, es bieten sich daher viele Chancen für die Herausforderungen in einer Region optimale Lösungen zu finden.
Welche innovativen Ideen der Weinviertlerinnen und Weinviertler werden umgesetzt und in welchen Bereichen sehen Sie das größte Weiterentwicklungspotenzial?
Seit der Gründung des Vereins im Jahr 2007 konnte das LEADER-Team bereits rund 570 Projekte begleiten beziehungsweise unterstützen und so einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Weinviertels leisten. Zu den Meilensteinen der Regionalentwicklung gehören sicherlich Projekte wie die Maßnahmen zur Revitalisierung unserer Kellergassen, unser Engagement rund um die Steigerung des Regionsbewusstseins und der Lebensqualität im Weinviertel, die Initiativen zum Standortmanagement für Gemeinden, die Unterstützung beim Aufbau fünf weiterer KLAR! Regionen im östlichen Weinviertel, unser Topothek-Projekt, die Unterstützung von Projekten zur Weiterentwicklung des touristischen Angebotes in der Region, einheitliche Weinviertel-Rastplätze für Radfahrer:innen und Wander:innen oder auch die Bewusstseinsbildung zu unseren regionalen Produkten sowie zu regionalem Einkauf.
LEADER ist bekanntlich eine Entwicklungsmethode, bei der regionale Akteurinnen und Akteure selbst zu Gestalterinnen und Gestaltern ihres Lebensraumes werden können. Wer ist bei den zuvor genannten Maßnahmen in Ihrer Region aktiv und was braucht es dafür?
Im östlichen Weinviertel haben wir ein großes Netzwerk an regionalen Akteurinnen und Akteuren. Von privaten Personen die sich in diversen Vereinen engagieren, über (land)wirtschaftliche Betriebe, Gemeinden, die Tourismus Destination, KEM- und KLAR! Regionen um nur einige Beispiele zu nennen. Wer Ideen hat, um eine regionale Herausforderung zu lösen, meldet sich bei uns im LEADER-Team und wir bemühen uns, gemeinsam ein Projekt zu entwickeln und wenn notwendig eine Fördermöglichkeit zu finden.
Was sind darüber hinaus Aufgaben des LEADER-Managements?
Im Weinviertel sehen wir uns als Plattform und Netzwerkstelle, beraten Förderanliegen und setzen kreative Impulse, um gemeinsam mit der Bevölkerung unsere Heimat nachhaltig und innovativ weiterzuentwickeln. Gemeinsam gelingen so tolle und nachhaltige Initiativen, die Impulse zur Weiterentwicklung des Weinviertel als Lebens- und Wirtschaftsstandort setzen.
Auch in Niederösterreich gibt es neben LEADER andere Regionalentwicklungs-Organisationen. Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit den KEM/ KLAR* Regionen und den benachbarten LEADER-Regionen beschreiben?
In der LEADER-Region leben wir eine enge Kooperation mit unseren regionalen Partner:innen. Um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen, haben wir unsere Kleinregionen und ihre Gemeinden 2021 dabei unterstützt, sich als KLAR! Regionen zu bewerben. Seitdem haben wir in der Gebietskulisse der LEADER Region Weinviertel Ost eine fast flächendeckende Abdeckung mit sechs KLAR! Regionen. Um die Anpassung an den Klimawandel zu meistern setzen wir in enger Abstimmung gemeinsam Ideen und Projekte im Weinviertel um.
Auf unserer neu gestalteten Homepage befindet sich eine übersichtliche Karte aller 83 österreichischen LEADER-Regionen! Jetzt einen Blick darauf werfen: https://www.zukunftsraumland.at/themen/leader/.
*In Österreich sind Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) sowie Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) jene Programme, die sich bereits seit mehreren Jahren auf die Umsetzung von regionalen Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen fokussieren. Das Projekt ist eine Initiative des Klima- und Energiefonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
Auch im Netzwerk Zukunftsraum Land setzen wir in der aktuellen Periode einen besonderen Schwerpunkt auf Klimaschutz und Klimawandelanpassung, da sie brennende Themen sind und alle Akteurinnen und Akteure der Land- und Forstwirtschaft und der ländlichen Räume betreffen. Das Thema wird von Netzwerk Zukunftsraum Land intensiv bearbeitet: es fließt in alle Handlungsfelder ein und berührt dabei möglichst viele Maßnahmen.