Die Handlungsfelder im Netzwerk Zukunftsraum Land

Innovation
Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Das Netzwerk Zukunftsraum Land beschäftigt sich in der neuen Programmperiode 23-27 mit 4 hochaktuellen Handlungsfeldern: Lebensmittelversorgung sichern, Natürliche Ressourcen nachhaltig nutzen, Lebensqualität gestalten und Innovation und Wissenstransfer stärken. Als übergeordnetes Prinzip wurde das Handlungsfeld „Klimaschutz und Klimawandelanpassung forcieren“ eingerichtet.

Dialog Landwirtschaft und Wasser: für eine bessere Zusammenarbeit zum Schutz unserer Gewässer und Felder

Klimaschutz
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Herausforderungen durch extreme Wetterlagen

Extreme Wetterlagen – von Starkregenereignissen bis Dürreperioden – stehen beispiellos für Herausforderungen in der Landwirtschaft, die zunehmend durch ein „zu viel“ oder „zu wenig“ an Wasser entstehen. Das macht den Austausch und die Zusammenarbeit der betroffenen Stakeholdergruppen aus Landwirtschaft, Gewässer- und Naturschutz wichtiger denn je, wie das Projekt „Dialog Landschaft & Wasser“ zeigt – nur gemeinsam mit allen Akteurinnen und Akteuren können wir ganzheitliche und nachhaltige Lösungsansätze erarbeiten.

Veränderungen in der Landwirtschaft und Bedeutung der Ressource Wasser

Die Anforderungen und damit einhergehenden Herausforderungen an die Landwirtschaft haben sich in den letzten Jahren spürbar verändert. Die Ressource „Wasser“ spielt dabei eine immer größere Rolle – denn zu wenig Niederschlag bedeutet austrocknende Bäche und Quellen mit geringer Schüttung, wohingegen Starkregenereignisse zu Erosionen führen und zu viel Niederschlag nicht in der Landschaft gehalten werden kann, beziehungsweise den Pflanzenwurzeln nicht mehr zur Verfügung steht. Zudem stellt der Eintrag von landwirtschaftlichen (Acker)Flächen in Gewässer eine Belastung – in Form von (Fein)Sediment und Betriebsmittel-Abdrift – dar. 

Auswirkungen auf Organismengruppen

Diese sind für verschiedene Organismengruppen unterschiedlich relevant: für die einen wird das Gewässer als Lebensraum ungeeignet, woraufhin sie verschwinden, andere sind beeinträchtigt und werden kontinuierlich weniger, wieder andere Arten profitieren davon und ändern dadurch die Artengemeinschaft.

Förderung des konstruktiven Austauschs

Die zahlreichen Themen, die das Lebenselixier Wasser mit sich bringt, stellen Landwirtinnen und Landwirte zunehmend vor große Herausforderungen, die ohne Unterstützung zu lösen, unmöglich erscheinen. Daher fördert das Projekt „Dialog Landwirtschaft & Wasser“ den konstruktiven Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern betroffener Stakeholdergruppen aus Landwirtschaft, Gewässer- und Naturschutz, um faktenbasiert und wertschätzend in Dialog zu treten, Konfliktfelder zu analysieren, und gemeinsam sowohl konventionelle als auch innovative Lösungswege zu erarbeiten. 

Der Fokus liegt dabei auf Fließgewässern. Fünf Kernthemen sollen herausgefiltert und in kleinen Gesprächsrunden diskutiert werden. Im Dialog wird zusätzlich zur fachlichen Wirkung der Maßnahmen auch die Akzeptanz und Umsetzungswahrscheinlichkeit beurteilt.

Unter anderem sind folgende Aspekte zwischen Landwirtschaft, Gewässer, begleitender Vegetation und Tierarten aus heutiger Sicht besonders relevant:

  • Die Auswirkungen auf Aspekte des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans (NGP) sowie die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie.
  • Die Ausgestaltung der Uferbegleitvegetation (unter anderem GLÖZ* 4)**, Amphibiengewässer, Wahl des Pflanzmaterials (Arten und deren Herkunft), Mischung von Gehölzen und krautigen Pflanzen.
  • Die Funktion der Uferbegleitvegetation – die Beschattung des Gewässers und Verringerung der Verdunstung, die Minderung von Winderosion und Abdrift, Grüne und Blaue Infrastruktur, Lebensräume und Wanderkorridore.
  • Die Wasser-Rückhalte-Funktion für Trockenperioden im Bereich der Uferbegleitvegetation und möglichen Retentionsräumen, Feuchtwiesen etc.
  • Der Erhalt von Seitenarmen der Gewässer sowie von Mäandern und Stillwasserbereichen.
  • Die Auswirkungen unverminderten Eintrags von (Fein)Sediment und Betriebsmittel ins Gewässer – Verlust von Sediment-Lückenraum, Verringerung von Bevölkerungsgrößen/Biomasse bei Fischbeständen und Verlust von Arten(vielfalt).

Das Projekt läuft noch bis Ende 2025 in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, vertreten von DDipl.Ing. Dr. Kurt Pinter und Dipl.-Ing. Gabriel Gruber, und dem Umweltdachverband (UWD), vertreten von Dr.in Renate Degen.

Auch wir als Netzwerk Zukunftsraum Land widmen uns bei unserer Jahrestagung am 2. Oktober 2024, die in Mistelbach stattfindet, dem Thema „Wasser“. Die Weitere Infos dazu unter: www.zukunftsraumland.at/termine/jahrestagung-region-im-fokus-schwerpunkt-wasser/

 

*Standards für einen „Guten Ökologischen und Landwirtschaftlichen Zustand der Flächen“ (GLÖZ). 

**Anlage von Pufferstreifen entlang von Wasserläufen mit Fokus auf Gewässer mit stofflichen Belastungen. Nähere Infos hier.

Operationelle Gruppen – ein erfolgreiches Instrument für Innovation in der landwirtschaftlichen Praxis

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Seit 2012 gibt es in den europäischen Mitgliedstaaten sogenannte Operationelle Gruppen. Sie sind es, die die landwirtschaftliche Praxis mit der Forschung, Beratung und Bildung verbinden und landwirtschaftliche Innovationen ermöglichen. Die EIP-AGRI-Konferenz 2024 wurde ihnen gewidmet.

Ein Auditorium, gefüllt mit 600 innovationsfreudigen Menschen – was für eine großartige Gelegenheit, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren!

Im Rahmen der EIP-AGRI-Konferenz „EIP-AGRI Operationelle Gruppen: Innovation in der Praxis“ lud das EU GAP-Netzwerk für drei Tage nach Estoril (Portugal) ein, um jene zusammenzubringen, die nicht nur das tun, was sie schon lange gut können, sondern immer wieder Neues wagen: Die Mitglieder der sogenannten  „Operationellen Gruppen“. Operationelle Gruppen (OGs) folgen dem Multi-Akteur:innen-Ansatz und bestehen aus Partnerinnen und Partnern aus unterschiedlichen, komplementären Bereichen (land- und forstwirtschaftliche Praxis, Forschung, Beratung, Bildung, Unternehmertum, NGOs, …). Sie greifen im Rahmen eines gemeinsamen Projektes ungelöste Fragestellungen aus der land- und forstwirtschaftlichen Praxis auf und erarbeiten Antworten. Im Rahmen der EIP-AGRI-Konferenz wurden viele hervorragende OGs vor den Vorhang geholt, einige davon sogar frisch mit dem EIP-AGRI Innovation Awards ausgezeichnet (zum Aftermovie geht es hier: https://www.youtube.com/watch?v=GVR-naIXr0c&list=PL2ZRMetYaJOWHlYjmo9ReILDX-SP-et-0&index=32)

Immer mehr innovative Projekte

Seit 2012 haben sich die OGs zu einem wichtigen, gut funktionierenden Instrument für Innovation und Wissensaustausch entwickelt, das in fast allen Mitgliedstaaten umgesetzt wird. Mittlerweile wurden bereits mehr als 3.400 solche Innovationsprojekte an die Europäische Kommission gemeldet, jeden Monat kommen neue dazu. Inge van Oost, die „Mutter“ von EIP-AGRI, freut sich über den Erfolg dieses Instruments und die Bühne dafür in Portugal: „Die Konferenz bot die Gelegenheit, den Erfolg von EIP-AGRI und den Projekten der OGs zu feiern und zu präsentieren. Es war wirklich erstaunlich und auch inspirierend, so viele verschiedene Projekte zu sehen, die demonstrieren konnten, wie Bottom-up-Innovation in der Praxis umgesetzt wird.“ 

Verbreitung der Ergebnisse als Herausforderung

Gleichzeitig bot die Konferenz auch eine Plattform, Herausforderungen zu adressieren und Problemstellungen aus der Praxis zu identifizieren. Hierfür wurden in mehreren Diskussionsrunden besonders die Beraterinnen und Berater als Schlüsselakteur:innen deutlich – schließlich ist die Übersetzung der in der Praxis erlebten Probleme in eine im Rahmen eines EIP-AGRI-Projektes lösbare Fragestellung keine leichte Aufgabe.

Eine weitere Herausforderung liegt in der Verbreitung der erarbeiteten Lösungen: Es ist nötig, die Ergebnisse noch wesentlich stärker bekannt zu machen – auch über nationale Grenzen hinweg. Hierfür sind neben konkreten Aktivitäten der OGs sowohl die EIP-AGRI Projektdatenbank des EU-GAP-Netzwerks als auch das sich noch im Aufbau befindliche „Farmbook” Ressourcen, die zukünftig stärker genutzt werden sollten.

Bereichernder Austausch unter Konferenzteilnehmenden

Die Konferenz wurde von den Teilnehmenden somit intensiv dazu genutzt, sich auszutauschen und systematisch zu erarbeiten, wie erfolgreiche Projekte aufgesetzt und durchgeführt werden können. So resümiert der Landwirt und Forscher Stefan Kirchweger, Koordinierungssachverständiger der EU-weiten Fokusgruppe „Wettbewerbsfähige und widerstandsfähige Berggebiete“ und Mitglied mehrerer OGs: „Ich fand es sehr bereichernd, mich mit anderen Landwirt:innen und Forscher:innen über Herausforderungen und Probleme in der Landwirtschaft austauschen zu können. Während die Problemstellungen oft sehr ähnlich sind, konnte ich sehr unterschiedliche und spannende Herangehensweisen zur Lösung dieser Probleme kennenlernen.“ 

Auch für Teilnehmende aus der Verwaltung gab es viel mitzunehmen. Julian Gschnell vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft erzählt: „Für mich beeindruckend war die Vielfalt der Themen, Entwicklungen und Lösungen für die landwirtschaftliche Praxis, die im Rahmen der rund 3.400 EIP-AGRI OGs in ganz Europa umgesetzt worden sind. Das zeigt, dass die Europäische Innovationspartnerschaft und das zugrundeliegende interaktive Innovationsansatzmodell funktionieren und der richtige Weg vorwärts sind.“ Gleichzeitig gibt es noch viel zu tun: „Der Verbreitung der Innovationsergebnisse und der Vernetzung der OGs untereinander muss weiterhin Aufmerksamkeit geschenkt werden, um einen noch stärkeren nachhaltigen Transfer in die Praxis zu erreichen“, so Gschnell. 

Diesem Auftrag werden wir als Innovation Broker im Netzwerk Zukunftsraum Land auch in den kommenden Jahren verstärkt nachkommen.

Erosions- und Gewässerschutz: praxistaugliche und wirksame Lösungen – ein Rückblick

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Die letzten Wochen haben es wieder eindrucksvoll gezeigt – Starkregenereignisse sind mittlerweile fast schon ein fixer Bestandteil des Alltags geworden. Das Thema Erosions- und Gewässerschutz ist daher aktueller denn je. Im Jahr 2022 wurde in Lambrechten, einer oberösterreichischen Gemeinde im Innviertel, das Projekt ERWINN, kurz für Erosions- und Wasserschutz Innovationsprojekt, gestartet. Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter entlang des Oberndorferbachs arbeiten gemeinsam mit der Wissenschaft und der Boden.Wasser.Schutz.Beratung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich  an praxistauglichen und wirksamen Lösungen, um den Boden auf dem Acker und die Gewässer „sauber“ zu halten.

Veranstaltung „Wirksame Methoden im Erosions- und Gewässerschutz“

Am 10.06.2024 fand am Betrieb der Familie Doblhamer, die selbst überaus engagierte Projekt-Mitwirkende und Bewirtschafter von einigen abtragsgefährdeten Flächen im Gebiet ist, die Veranstaltung „Wirksamen Methoden im Erosions- und Gewässerschutz“ statt. Passend zum Thema regnete es am Vormittag in Strömen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sichtlich erleichtert, dass der Vormittagsteil mit interessanten Vorträgen in der gemütlichen Gaststube des Schnatterhofs stattfand.

Theoretischer Input am Vormittag

Zu Beginn gab Christine Weinberger von wpa Beratende Ingenieure einen Überblick über die Hintergründe und die Ziele des Projekts „ERWINN“. Es wurden die im Gebiet umgesetzten Erosionsschutzmaßnahmen vorgestellt, die am Nachmittag bei einer Feldbegehung auch besichtigt wurden. Begleitend wird auf den Flächen und im Gewässer eine Erfolgskontrolle durchgeführt. Die bisherigen Erfahrungen, Herausforderungen sowie Hürden in der Umsetzungspraxis lieferten spannenden Diskussionsstoff.

Anschließend gab Thomas Brunner von der Bundesanstalt für Wasserwirtschaft (BAW) in Petzenkirchen einen Überblick über die Vorgaben zum Erosionsschutz im Rahmen von GLÖZ und ÖPUL und wie diese auf den Bodenabtrag wirken. Auch das BAW betreut Erosions-Versuchsflächen. Besonders hervorzuheben ist ein mittlerweile begrünter Abflussweg, der sich über mehrere Schläge erstreckt. Die Auswirkungen auf den Bodenabtrag sollen in den nächsten Jahren genau beobachtet werden. Was man jetzt schon sagen kann – begrünte Abflusswege sind in punkto Erosionsschutz hochwirksam – in der Bewirtschaftung durchaus herausfordernd.

Michael Treiblmeier vom Ingenieurbüro Blickwinkel, ein Pionier auf dem Gebiet, zeigte die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Drohnentechnologie, insbesondere auch für den Erosionsschutz. Großes Potential gibt es im Bereich der Ein- und Untersaaten bei ungünstigen Bodenverhältnissen. Aber auch die Anlage von hangparallelen Erosionsschutzstreifen erscheint vielversprechend. Zur Stabilisierung des Schneckendrucks könnte zukünftig auch Schneckenkorn ausgebracht werden. Passend zur Witterung gab es im Anschluss eine Live-Vorführung der Agrardrohne. Dass diese auch bei ungünstigen Verhältnissen funktioniert, davon konnten sich die Anwesenden selbst überzeugen. Glücklicherweise legte sich der Regen nach dem Mittagessen und die Gruppe startete planmäßig die Begehungen im Projektgebiet.

Feldbegehungen und Praktische Tipps am Nachmittag

Unter dem Motto den Boden gar nicht erst in Bewegung versetzen, zeigte Max Stadler von der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung in Südbayern, mit vollem Körpereinsatz, was ein gesunder, stabiler Boden braucht. Eine intakte Bodenstruktur und Bodenleben hält auch starkem Regen stand und kann große Wassermengen aufnehmen und speichern. Diese stehen dann für anschließende Trockenperioden den Pflanzen zur Verfügung.

Die Anwesenden wurden anhand anschaulicher Beispiele über die Auswirkungen von Bodenverdichtung, Gülleausbringung auf das Bodenleben und den Wert von Zwischenfrüchten und Kalken informiert. Max Stadler bringt es auf den Punkt – „die Wurzel machts – nicht die Gülle!“. Abschließend gab es noch einen Schnellkurs, wie mit einfachen Mitteln die Bodenstruktur zu Hause am Betrieb beurteilt werden kann.

Wie angekündigt führte Christine Weinberger am Nachmittag durch das Projektgebiet. Dass es hier durchwegs steile Hänge gibt verspürten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nun am eigenen Leib. Wenn es trotz aller Bemühungen zu Abschwemmungen von Boden kommt, helfen nur noch Rückhalte- und Puffermaßnahmen. Christine Weinberger zeigte, worauf es bei Randstreifen ankommt. Wichtig ist, dass das Wasser flächig darüber laufen kann und nicht durch eine Ackerfurche vom Acker abgetrennt ist. Ansonsten können erst recht bevorzugte Abflusswege entstehen. Anschließend wurden alternative Bewirtschaftungsmöglichkeiten am erosionsgefährdeten Vorgewende gezeigt.

Bei Starkregen kann der Übergang vom Acker in den Bach im wahrsten Sinne des Wortes fließend werden. Elisabeth Lauss von Büro Blattfisch zeigte, wie durch kleine Rückhaltemaßnahmen (bewilligungsfrei) Übertrittsstellen vom Acker ins Gewässer entschärft werden und wofür man eine Bewilligung braucht. Zusammengefasst – im Hochwasserabflussgebiet und bei größeren Maßnahmen sollte jedenfalls mit der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Kontakt aufgenommen werden. Abschließend wurde anhand von vor Ort entnommenen Proben gezeigt, welche Lebewesen es im Bach gibt und wie sich die abgeschwemmte Erde auf den Lebensraum auswirkt.

Elisabeth Murauer von der Boden.Wasser.Schutz.Beratung, Mitwirkende der ersten Stunde im ERWINN-Projektteam, führte durch das Programm.

Die Bedeutung von Blumen, Blüten und Bestäubern: ein Interview mit dem Bienenzentrum Oberösterreich

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Wie wirken sich Blumen und nachhaltige Blühflächen auf uns und unsere Ökosysteme aus? Warum sind die Bestäuber für unsere Landwirtschaft essentiell und was können wir tun, um unsere wertvollen Insekten in Österreich zu schützen? Petra Haslgrübler ist Leiterin des Bienenzentrums Oberösterreich und hat uns diese und weitere Fragen beantwortet.

Mit den drei Eckpfeilern „bienen.biodiversität.bildung” verfolgt das Bienenzentrum Oberösterreich einen ganzheitlichen Ansatz. Wie äußert sich das bei Ihrem Engagement für ein vielfältiges Blütenangebot?

Nahrungsgrundlagen für Bienen und blütenbestäubende Insekten zu schaffen ist eines unserer Hauptanliegen. Mit unseren Projekten, Aktionen und Workshops schaffen wir mittlerweile für Groß und Klein Bewusstsein für diese Themen. Mit der „Blühstreifenaktion – mach mit“ und verschiedenen Monitorings von Wildbienen, Blühstreifen und Nützlingen, haben wir Meilensteine geschaffen und Daten lukriert, die für alle über unsere Homepage verfügbar sind. 

Bei unseren Workshops und Veranstaltungen verteilen wir regional zertifiziertes Saatgut, da aufgrund der Evolution heimische Wildblumen auf den Entwicklungszyklus von heimischen Insekten abgestimmt sind. Die Blumen dienen nicht nur Insekten als Nahrungsgrundlage, sondern wirken sich auch positiv auf uns Menschen aus. Wir schaffen aus öffentlichem und privatem Grün ein öffentliches und privates Bunt und sind sehr stolz, dass unsere Projekte, Aktionen, Workshops und Lehrgänge so gut angenommen werden!

Ich möchte einen Blühstreifen anlegen. Worauf muss ich achten, damit es auch wirklich einen Mehrwert für die Bienenwelt gibt?

Im Hochsommer geht das Nahrungsangebot von blütenbesuchenden Insekten zurück, weil nur mehr wenige bienenfreundliche Pflanzen blühen. Blühstreifen stellen eine wertvolle Ergänzung dar, indem sie von Mai bis September, in der Zeit der Läppertracht, eine zusätzliche Quelle für Pollen und Nektar bieten. Darüber hinaus bieten sie später im Jahr Lebensraum und Überwinterungsmöglichkeiten für zahlreiche Tiere und dienen der Vernetzung von Landschaften sowie einer gesteigerten Strukturvielfalt. Die Auswahl von regional zertifiziertem Saatgut (REWISA, G-Zert) ist von großer Bedeutung, da der Entwicklungszyklus heimischer Pflanzen und Tiere aufeinander abgestimmt ist. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass die richtigen Pflanzen zur Verfügung stehen, wenn die Insekten sie am dringendsten benötigen. Die Flächen benötigen wenig Pflege und sollten nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Der ideale Zeitpunkt ist dann, wenn die Blüten bereits verblüht sind. Das Mähgut sollte auf der Fläche getrocknet werden, dass die Samen ausfallen können – somit ist ein Fortbestand der Blühkomponenten gesichert. Der Abtransport des Schnittguts ist wichtig, da so Nährstoffe abtransportiert werden. Bei geringer Biomasseentwicklung kann auf eine Mahd verzichtet werden – die abgestorbenen Stängel bieten dann ein Winterquartier für Insekten.

Warum ist Bestäubung für die Landwirtschaft so wichtig?

Honigbienen, Wildbienen und alle anderen blütenbestäubenden Insekten haben einen hohen Stellenwert als Bestäuber:innen und sind aus einem intakten Ökosystem nicht wegzudenken. 80 Prozent der wichtigsten Kulturpflanzen, wie Steinobst und Raps, sind von der Bestäubung abhängig und somit ist die Bestäubung Voraussetzung für ca. ein Drittel unserer Ernährung. Eine effektive Insektenbestäubung führt zu einer stabilen Fruchtbildung, höheren Erträgen und einer besseren Qualität, wodurch der Ernteertrag um 80 Prozent gesteigert werden kann. Die wirtschaftliche Bedeutung der Bestäubung ist in den Jahren von 2012 – 2022 beim Apfel mit ca. 50 bis 190 Mio. und beim Ölkürbis mit ca. 30 bis 100 Millionen Euro pro Jahr beziffert worden. Die Bestäubungsleistung sichert dadurch das Einkommen in der Landwirtschaft und kann bei gezieltem Einsatz auch zur Einkommenserhöhung beitragen. 

Aber auch die Natur profitiert durch die Vermehrung von Wildpflanzen sowie vom Erhalt der Biodiversität.  Mit der Bienenwanderbörse ist eine Plattform entstanden, die die Lebensmittelproduktion durch die Bestäubungsleistung der Honigbienen noch erhöht, denn hier können sich Bäuerinnen und Bauern, Gemeinden und Unternehmen mit Imkerinnen und Imkern miteinander vernetzen, Flächen für Bienenweiden bereitstellen und optimale Wanderstandplätze für Bienenvölker vermitteln. (Nähere Informationen unter: https://bienenwanderboerse.at/)

Was hat es mit der Blühpatenschaft auf sich?

Das Bienenzentrum Oberösterreich hat gemeinsam mit dem Maschinenring OÖ das Projekt „Blühpatenschaft – ich mach mit!“ ins Leben gerufen. Der Hintergedanke ist, mehr Nahrung für Insekten in den Sommermonaten zur Verfügung zu stellen. Diese Aktion ermöglicht es Personen und Institutionen, die selbst keine geeigneten Flächen zur Verfügung haben, einen Beitrag zum Erhalt der Insektenwelt zu leisten. Durch die Aktion werden zusätzlich Unternehmen angesprochen, die weder zeitliche noch örtliche Ressourcen aufbringen können. Sie übernehmen dabei für 15 bis 25 Euro pro Quadratmeter und Jahr eine Patenschaft für eine Blühfläche, die auf einer oberösterreichischen landwirtschaftlichen Fläche angelegt wird. Durch die Aktion kann jede Person Blumen für Bienen und blütenbestäubende Insekten erblühen lassen – und das ganz ohne eigene Grünfläche.

Falls keine eigene Grünfläche zur Verfügung steht, man aber Flächen für Bienen und andere wertvolle Bestäuber erblühen lassen möchte kann man sich unter www.maschinenring-bluehpatenschaft.at informieren, selbst Patin und Pate werden, oder – als nachhaltige Alternative zu einem Blumenstraß – eine Blühpatenschaft an einen lieben Menschen verschenken.

Fördermöglichkeiten aus der GAP

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) bietet vielfältige Fördermöglichkeiten für Blühstreifen und Biodiversitätsflächen. Diese Förderinstrumente unterstützen Landwirtinnen und Landwirte bei der Umsetzung von nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken und die Schaffung ökologisch wertvoller Lebensräume. Eine solcher Förderungsmöglichkeiten betrifft beispielsweise Acker- und Grünlandflächen und zielt auf die umweltgerechte Bewirtschaftung dieser Flächen durch Techniken wie den Anbau von Zwischenfrüchten oder die minimale Bodenbearbeitung ab. Ein weiteres Beispiel einer Fördermöglichkeit bezieht sich auf die biologische Landwirtschaft, welche anhand bestimmter Richtlinien, wie zum Beispiel den Verzicht auf synthetische Düngemittel und Pestizide, definiert wird. Zuschläge zu den Prämien werden anhand vorgegebener Kriterien, beispielsweise für seltene und regional wertvolle landwirtschaftliche Kulturpflanzen, vergeben. Durch die Durchführung solcher Maßnahmen auf förderfähigen Flächen, tragen Landwirtinnen und Landwirte aktiv zum Erhalt der Biodiversität bei und erhalten den Mehraufwand finanziell abgegolten.

wein.landschaft: Call für Naturschutz in Österreichs Weinbauregionen – jetzt einreichen!

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Mit ihrem aktuellen Themenschwerpunkt rückt Blühendes Österreich die Stärkung der Biodiversität in Österreichs Weinbauregionen in den Fokus und finanziert ausgewählte Projekte mit kooperativem Ansatz, die an der Schnittstelle von Weinbau, Naturschutz und Landschaftspflege agieren – der Call ist am 11. Juni gestartet. Die unterstützten Projekte werden einen messbaren Beitrag zu Arten- und Biotopschutz leisten.

Einreichung von Förderanträgen im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft: Jetzt Ihre Idee für zukunftsfähige ländliche Räume verwirklichen!

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Im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) sind bis 30. September (Stichtag) Einreichungen in der Förderschiene Ländliche Innovationssysteme (77-03) auf der Digitalen Förderplattform (DFP) der AMA möglich.

Gefördert werden regionale Ideenfindungs- und Weiterentwicklungsprozesse (FG1), Ländliche Innovationsunterstützungsnetzwerke (LIN) und Ländliche Innovationspartnerschaften (LIP). 

Die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) ist ein Konzept der EU zur Förderung von Innovationen in der Landwirtschaft und den ländlichen Räumen. Gefördert wird insbesondere der Brückenschlag zwischen Forschung und landwirtschaftlicher Praxis sowie die Unterstützung von Akteurinnen und Akteuren bei der Stärkung ihrer regionalen Innovationsfähigkeit und Etablierung einer fruchtbaren Innovationskultur. 

Die Fristen zur Einreichung von Projekten im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft sind beziehungsweise werden auf der Digitalen Förderplattform (DFP) der Agrarmarkt Austria (AMA) veröffentlicht.

 

Ländliche Innovationssysteme (77-03):

Ländliche Innovationssysteme im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft: Förderung von regionalen Ideenfindungs- und Weiterentwicklungsprozessen, Ländlichen Innovationsunterstützungsnetzwerken (LIN) und Ländlichen Innovationspartnerschaften (LIP).

Nächster Stichtag ist am 30. September 2024

Vorlage der Unterlagen in der DFP bis Mitte August 2024

Bitte unbedingt beachten, dass mit Stichtag nur vollständige Förderanträge im Auswahlverfahren berücksichtigt werden können. Um eine rechtzeitige Prüfung der Förderanträge auf Vollständigkeit und allfällig notwendige Nachreichungen zu ermöglichen, empfehlen wir eine zeitgerechte Einreichung Ihres Förderantrags idealerweise 1,5 Monate vor dem Stichtag, das heißt Mitte August 2024 für den Stichtag vom 30. September 2024. Ist Ihr Antrag am Stichtag nicht vollständig, kann dieser im Auswahlverfahren erst bei einem darauffolgenden Stichtag berücksichtigt werden. 

Die Einreichung von Förderanträgen ist laufend möglich. Der folgende Link führt zu den Förderungen und Fristen:

https://www.ama.at/dfp/foerderungen-fristen




Totschnig zeichnet Biodiversitätsbotschafter:innen aus

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Bäuerinnen und Bauern, die sich für die Artenvielfalt auf ihren Betrieben einsetzen, wurden am 15. April 2024 zu Botschafter:innen für Biodiversität ausgezeichnet. Mit ihren innovativen Ansätzen und Sichtweisen bereiten die Botschafterinnen und Botschafter den Weg für eine zukunftsorientierte, wettbewerbsfähige und breit aufgestellte Landwirtschaft, die sich mit Fragen wie dem Biodiversitätsschutz auseinandersetzt.

Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung am 15. April zeichnete Minister Norbert Totschnig fünf Biodiversitätsbotschafterinnen und -botschafter für 2024 im Rahmen des Projekts „Farming for Nature“ aus. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen damit Bäuerinnen und Bauern, denen die Förderung der Artenvielfalt auf ihren Höfen besonders am Herzen liegt. Nominiert und ausgewählt wurden die Botschafterinnen und Botschafter von einem Expertinnen- und Expertengremium aus den Bereichen Landwirtschaft und Umwelt. In kurzen Interviews gaben die frisch gekürten Botschafterinnen und Botschafter den mehr als 50 Anwesenden und den Zuschauerinnen und Zuschauern, die via Livestream dabei waren, ein paar Einblicke in ihre persönliche Geschichte und erzählten über ihre Motivation für ihr Tun.

Die Botschafterbäuerinnen und Bauern 2024 sind:

  • Jakob Mayer vom Biohof Mayer
  • Angelina Pucher vulgo Sturm Archehof
  • Otto Knaus vulgo Thomann vulgo Khobollnickh Huebn
  • Armin Rauch vulgo Bio Berg Vielfalt
  • Alexander Steindl vulgo Naturhof Wieser

Idee des Projekts „Farming for nature“, das von SUSKE Consulting durchgeführt wird, ist es, die vielfältigen Biodiversitätsleistungen der Landwirtschaft herzuzeigen und durch die Botschafterinnen und Botschafter nach außen zu kommunizieren. Dabei werden Wege aufgezeigt, wie landwirtschaftliche Produktion und Biodiversität Hand in Hand gehen können und dabei gleichermaßen und auch langfristig voneinander profitieren. Die Initiative „Farming for Nature“ gibt es bereits seit September 2021 und baut auf Erfahrungen aus Irland auf. Auch in Nordirland, Litauen und Kroatien wird „Farming for Nature“ erfolgreich umgesetzt. Hier geht es zur Aufzeichnung der Online-Übertragung der Prämierungsfeier.

Schon gewusst? Zwei österreichische Projekte haben es 2023 beim europäischen Projektwettbewerb „Agricultural and Rural Inspiration Awards 2023“ in die Endauswahl der besten Projekte aus der gesamten EU geschafft. Für „Farming for Nature“ gab es in der Kategorie „Environmental Protection“ einen Sonderpreis!

Noch bis 19. Juli 2024 Projekte zur Bundesförderung Flächenrecycling einreichen!

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„Flächenrecycling“ ist eines von mehreren Instrumenten zur Reduktion des Flächenverbrauches: Dabei werden ehemals genutzte oder bebaute Flächen, die aktuell nicht genutzt werden („Brachflächen“ oder „Leerstand“) wieder einer Nutzung zugeführt und damit ein Neuverbrauch von natürlicher Bodenfläche „auf der grünen Wiese“ verhindert oder reduziert. Förderziel sind Projekte, die leerstehende Objekte und untergenutzte Flächen wiederbeleben und so den weiteren Flächenverbrauch an Ortsrändern verhindern. Die Förderentscheidung erfolgt Mitte September 2024.