Nachbericht: Defossilierung in der Land- und Forstwirtschaft – eine (machbare) Herausforderung

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Klimaschutz
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Ist eine Bewirtschaftung in der Land- und Forstwirtschaft ohne fossile Brennstoffe
möglich? Dieser Frage gingen Experten beim Webinar „Defossilierung der Land- und
Forstwirtschaft – eine (machbare) Herausforderung“ nach. Klimaneutrale Alternativen
müssten bereits in den nächsten 15 Jahren verstärkt eingesetzt werden.

Der Klimawandel schreitet immer schneller voran. Ein Hauptgrund dafür sind die hohen CO2-
Emissionen, die durch die Verbrennung fossiler Rohstoffe entstehen. Im Jahr 2024 wurden
weltweit 37,4 Mrd. Tonnen CO2 in die Atmosphäre emittiert. In Österreich lagen die CO2-
Emissionen bei 68,6 Mio. Tonnen (Stand 2023). Das Ziel der Regierung ist, bis 2040 die
Klimaneutralität zu erreichen. Dazu muss Österreich jedoch vermehrt auf klimaneutrale Brennund Kraftstoffe setzen. Das Netzwerk Zukunftsraum Land widmete sich am 19. Mai 2025 mit
dem Onlinewebinar „Defossilierung der Land- und Forstwirtschaft – eine (machbare)
Herausforderung“ diesem Thema und den möglichen Lösungsansätzen.

Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, müssen alle Sektoren einen Beitrag leisten.
Laut Holger Heinfellner, Leiter des Mobilitätsteams im Umweltbundesamt, gibt es
unterschiedliche Pfade, die je nach Ambitionsniveau der Maßnahmen unterschiedlich schnell
zum Ziel führen. Als Hauptbausteine im Bereich Verkehr hob er die weitgehende
Elektrifizierung und den Einsatz klimaneutraler Kraftstoffe hervor. Auch in der Landwirtschaft
sieht er hier großes Potenzial.

Alexander Bachler von der Landwirtschaftskammer Österreich stellte in seinem Vortrag die
unterschiedlichen alternativen Kraftstoffe genauer vor – beginnend bei Pflanzenölen, HVO
(hydrated vegetable oil), Biomethan über Wasserstoff bis hin zu E-Fuels und Holzdiesel.
Bachler verwies dabei auf die Broschüre „Alternative Antriebssysteme in der Land- und
Forstwirtschaft“, die detaillierte Informationen und Übersichtstabellen mit den Vor- und
Nachteilen der Kraftstoffe sowie der Elektrifizierung enthält. Die Broschüre kann unter
www.lko.at/publikationen kostenlos heruntergeladen werden.

Obwohl es bereits erste Traktoren gibt, die mit alternativen Kraftstoffen betrieben werden
können, finden diese aktuell noch keine Verbreitung am Markt. Die Forschung und Entwicklung
in entsprechende Technik müsse daher weiter vorangetrieben werden.

Auch bei der Herstellung der Kraftstoffe gibt es bereits innovative Pläne. In den nächsten
Jahren sollen Anlagen zur Gas- und Treibstoffproduktion auf Basis land- und
forstwirtschaftlicher Reststoffe in Österreich errichtet werden. Richard Zweiler vom Advanced
Bioenergy Lab berichtete, dass in diesen Anlagen mit der Fischer-Tropsch-Synthese aus
Biomasse ein fertiger tankbarer Kraftstoff erzeugt werden kann. Der Spatenstich für die erste
Anlage soll im Herbst in Zeltweg erfolgen. Der Start der Produktion ist für das Jahr 2027
geplant.

Christoph Pfemeter vom österreichischen Biomasseverband erklärte, dass bei einem
Ausstieg aus fossilen Energien 70 bis 80% des Treibhausgasproblems gelöst wären.
Allerdings machen fossile Energien (Erdöl, Erdgas und Kohle) nach wie vor einen Großteil des
Gesamtenergiebedarfs Österreichs aus. Für die Erreichung des 1,5 bzw. 2 Grad-Zieles gibt es
unterschiedliche Szenarien. Im Idealfall sinkt der Energiebedarf, der Lebensstandard steigt.

Jedoch sieht der aktuelle Verlauf eher so aus, dass der Energiebedarf steigt und Ressourcen und Energieeffizienz wichtiger werden. Emissionsminderungen werden hierbei durch
technologische Mittel erreicht.

Ein wesentlicher Aspekt ist außerdem die Versorgungssicherheit. Diese betrifft neben Energie
auch Lebensmittel, Hygieneprodukte, Medikamente usw. Um auf alle Eventualitäten
vorbereitet zu sein, gib es eine koordinierende Stelle in der Bundesregierung, die sich mit
Krisen befasst. Andreas Schlegel vom Krisensicherheitsbüro stellte diese in seinem Vortrag
vor: Der Regierungsberater steht der Regierung bei allen Fragen der Krisenvorsorge, der
Krisenbewältigung, der umfassenden Landesverteidigung, der nationalen Sicherheit und
staatlichen Resilienz zur Seite

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