Erosions- und Gewässerschutz: praxistaugliche und wirksame Lösungen – ein Rückblick

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Die letzten Wochen haben es wieder eindrucksvoll gezeigt – Starkregenereignisse sind mittlerweile fast schon ein fixer Bestandteil des Alltags geworden. Das Thema Erosions- und Gewässerschutz ist daher aktueller denn je. Im Jahr 2022 wurde in Lambrechten, einer oberösterreichischen Gemeinde im Innviertel, das Projekt ERWINN, kurz für Erosions- und Wasserschutz Innovationsprojekt, gestartet. Bewirtschafterinnen und Bewirtschafter entlang des Oberndorferbachs arbeiten gemeinsam mit der Wissenschaft und der Boden.Wasser.Schutz.Beratung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich  an praxistauglichen und wirksamen Lösungen, um den Boden auf dem Acker und die Gewässer „sauber“ zu halten.

Veranstaltung „Wirksame Methoden im Erosions- und Gewässerschutz“

Am 10.06.2024 fand am Betrieb der Familie Doblhamer, die selbst überaus engagierte Projekt-Mitwirkende und Bewirtschafter von einigen abtragsgefährdeten Flächen im Gebiet ist, die Veranstaltung „Wirksamen Methoden im Erosions- und Gewässerschutz“ statt. Passend zum Thema regnete es am Vormittag in Strömen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sichtlich erleichtert, dass der Vormittagsteil mit interessanten Vorträgen in der gemütlichen Gaststube des Schnatterhofs stattfand.

Theoretischer Input am Vormittag

Zu Beginn gab Christine Weinberger von wpa Beratende Ingenieure einen Überblick über die Hintergründe und die Ziele des Projekts „ERWINN“. Es wurden die im Gebiet umgesetzten Erosionsschutzmaßnahmen vorgestellt, die am Nachmittag bei einer Feldbegehung auch besichtigt wurden. Begleitend wird auf den Flächen und im Gewässer eine Erfolgskontrolle durchgeführt. Die bisherigen Erfahrungen, Herausforderungen sowie Hürden in der Umsetzungspraxis lieferten spannenden Diskussionsstoff.

Anschließend gab Thomas Brunner von der Bundesanstalt für Wasserwirtschaft (BAW) in Petzenkirchen einen Überblick über die Vorgaben zum Erosionsschutz im Rahmen von GLÖZ und ÖPUL und wie diese auf den Bodenabtrag wirken. Auch das BAW betreut Erosions-Versuchsflächen. Besonders hervorzuheben ist ein mittlerweile begrünter Abflussweg, der sich über mehrere Schläge erstreckt. Die Auswirkungen auf den Bodenabtrag sollen in den nächsten Jahren genau beobachtet werden. Was man jetzt schon sagen kann – begrünte Abflusswege sind in punkto Erosionsschutz hochwirksam – in der Bewirtschaftung durchaus herausfordernd.

Michael Treiblmeier vom Ingenieurbüro Blickwinkel, ein Pionier auf dem Gebiet, zeigte die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Drohnentechnologie, insbesondere auch für den Erosionsschutz. Großes Potential gibt es im Bereich der Ein- und Untersaaten bei ungünstigen Bodenverhältnissen. Aber auch die Anlage von hangparallelen Erosionsschutzstreifen erscheint vielversprechend. Zur Stabilisierung des Schneckendrucks könnte zukünftig auch Schneckenkorn ausgebracht werden. Passend zur Witterung gab es im Anschluss eine Live-Vorführung der Agrardrohne. Dass diese auch bei ungünstigen Verhältnissen funktioniert, davon konnten sich die Anwesenden selbst überzeugen. Glücklicherweise legte sich der Regen nach dem Mittagessen und die Gruppe startete planmäßig die Begehungen im Projektgebiet.

Feldbegehungen und Praktische Tipps am Nachmittag

Unter dem Motto den Boden gar nicht erst in Bewegung versetzen, zeigte Max Stadler von der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung in Südbayern, mit vollem Körpereinsatz, was ein gesunder, stabiler Boden braucht. Eine intakte Bodenstruktur und Bodenleben hält auch starkem Regen stand und kann große Wassermengen aufnehmen und speichern. Diese stehen dann für anschließende Trockenperioden den Pflanzen zur Verfügung.

Die Anwesenden wurden anhand anschaulicher Beispiele über die Auswirkungen von Bodenverdichtung, Gülleausbringung auf das Bodenleben und den Wert von Zwischenfrüchten und Kalken informiert. Max Stadler bringt es auf den Punkt – „die Wurzel machts – nicht die Gülle!“. Abschließend gab es noch einen Schnellkurs, wie mit einfachen Mitteln die Bodenstruktur zu Hause am Betrieb beurteilt werden kann.

Wie angekündigt führte Christine Weinberger am Nachmittag durch das Projektgebiet. Dass es hier durchwegs steile Hänge gibt verspürten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nun am eigenen Leib. Wenn es trotz aller Bemühungen zu Abschwemmungen von Boden kommt, helfen nur noch Rückhalte- und Puffermaßnahmen. Christine Weinberger zeigte, worauf es bei Randstreifen ankommt. Wichtig ist, dass das Wasser flächig darüber laufen kann und nicht durch eine Ackerfurche vom Acker abgetrennt ist. Ansonsten können erst recht bevorzugte Abflusswege entstehen. Anschließend wurden alternative Bewirtschaftungsmöglichkeiten am erosionsgefährdeten Vorgewende gezeigt.

Bei Starkregen kann der Übergang vom Acker in den Bach im wahrsten Sinne des Wortes fließend werden. Elisabeth Lauss von Büro Blattfisch zeigte, wie durch kleine Rückhaltemaßnahmen (bewilligungsfrei) Übertrittsstellen vom Acker ins Gewässer entschärft werden und wofür man eine Bewilligung braucht. Zusammengefasst – im Hochwasserabflussgebiet und bei größeren Maßnahmen sollte jedenfalls mit der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Kontakt aufgenommen werden. Abschließend wurde anhand von vor Ort entnommenen Proben gezeigt, welche Lebewesen es im Bach gibt und wie sich die abgeschwemmte Erde auf den Lebensraum auswirkt.

Elisabeth Murauer von der Boden.Wasser.Schutz.Beratung, Mitwirkende der ersten Stunde im ERWINN-Projektteam, führte durch das Programm.

Menschen arbeiten auf einem Acker
BWSB/Wallner