Landjugend Next Generation – Hofübernahme im Fokus

Das Projekt „Landjugend Next Generation – Hofübernahme im Fokus“ hatte zum Ziel, das Bewusstsein für die Herausforderungen und Chancen der Hofübernahme und -übergabe in der österreichischen Landwirtschaft zu stärken. Im Mittelpunkt stand die Unterstützung sowohl von Hofübernehmer:innen als auch Hofübergeberinnen und Hofübergeber durch gezielte Bildungsangebote und Informationsmaterialien.

Konkret wurden Broschüren zur inner- und außerfamiliären Hofübernahme sowie eine interaktive Hofübernahme-Broschüre entwickelt. Zusätzlich wurde eine Social-Media-Kampagne mit informativen Reels umgesetzt, um insbesondere junge Landwirt:innen zu motivieren und ihnen Mut zur Betriebsübernahme zu machen.

Das Projekt konnte das Thema Hofübernahme sichtbar machen, wichtige Informationen niederschwellig zugänglich machen und so das Bewusstsein für einen gelungenen Generationswechsel in der Landwirtschaft österreichweit deutlich steigern.

Was macht dieses Projekt besonders nachahmenswert?

Dieses Projekt verbindet eine drängende gesellschaftliche Herausforderung – den bevorstehenden Generationswechsel auf tausenden österreichischen Höfen – mit einer innovativen, zielgruppengerechten Bildungs- und Kommunikationsstrategie, die authentische Bilder, interaktive Videobroschüren und Social-Media-Reels nahtlos vereint. Es schafft damit nicht nur Wissenstransfer, sondern auch emotionale Identifikation: Junge Landwirtinnen und Landwirte sehen reale Vorbilder aus ihrem Umfeld, bekommen passgenaue Informationen zu Bio-, Alm-, Acker- oder Weinbaubetrieben und werden sichtbar ermutigt, Verantwortung zu übernehmen. Die Kombination aus fundierten Inhalten, modernem Storytelling und flächendeckender Reichweite macht das Projekt zum inspirierenden Blueprint für nachhaltige Hofnachfolge in ganz Europa.

Darum war es wichtig, das Projekt umzusetzen

Die Hofübernahme stellt einen entscheidenden Moment im Zyklus eines landwirtschaftlichen Betriebs dar – sie sichert nicht nur die Zukunft der Betriebe, sondern auch die Stabilität des ländlichen Raums. In Österreich erfolgt diese Übergabe im europäischen Vergleich besonders früh und meist innerhalb der Familie: Mit 23,4 % liegt der Anteil der unter 40-jährigen Betriebsführer unn Betriebsführerinnen deutlich über dem EU-Schnitt von 11,9 %. Dieser erfreuliche Wert ist das Ergebnis umfangreicher agrarpolitischer Maßnahmen, die eine frühzeitige Übernahme fördern – von steuer- und erbrechtlichen Regelungen über Förderinstrumente wie der Niederlassungsprämie bis hin zu Bildungs- und Beratungsangeboten im Rahmen des GAP-Strategieplans.

Gleichzeitig stellt die Vielzahl an rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Anforderungen eine große Herausforderung für junge Hofübernehmer und Hofübernehmerinnen dar. Gerade für junge Menschen ist der Einstieg oft mit Unsicherheiten (Marktverhältnisse) und bürokratischen Hürden verbunden. Auch innerfamiliäre Dynamiken oder der Wunsch nach außerfamiliären Übergaben bringen zusätzliche Komplexität mit sich.

Hier setzte das Projekt „Landjugend Next Generation – Hofübernahme im Fokus“ an: Es schloss eine wichtige Lücke, indem es die vielfältigen Informationen rund um die Hofübernahme zielgruppengerecht, verständlich und praxisnah aufbereitete. Damit wurde ein notwendiger Beitrag geleistet, um junge Landwirte und Landwirtinnen zu ermutigen, ihnen Sicherheit zu geben und die Generationenfolge in der Landwirtschaft nachhaltig zu sichern.

Die Landjugend ist mit rund 108.000 Mitgliedern im Alter von 14 bis 35 Jahren in 1.250 Orts- und Bezirksgruppen – und damit in 60 % aller Gemeinden – die größte Jugendorganisation im ländlichen Raum Österreichs. Ihre Schwerpunkte liegen auf praxisnaher außerschulischer Bildung sowie engagierter Projektarbeit.

Ziele des Projekts

  • Bewusstseinsbildung: Das Thema Hofübernahme und -übergabe sollte in der Öffentlichkeit stärker sichtbar gemacht werden.
  • Wissensvermittlung: Sowohl Hofübernehmer/Hofübernehmerinnen als auch Hofübergeberinnen/Hofübergeber sollten durch Materialien und Kommunikationsmaßnahmen begleitet und gestärkt werden.
  • Unterstützung beider Generationen: Sowohl Hofübernehmer/Hofübernehmerinnen als auch Hofübergeberinnen/Hofübergeber sollten durch Materialien und Kommunikationsmaßnahmen begleitet und gestärkt werden, sodass sie frühzeitig, strukturiert und möglichst konfliktfrei gestaltet wird. 
  • Motivation zur Betriebsübernahme: Junge Menschen sollten ermutigt werden, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu übernehmen, einen Berufsstolz zu entwickeln und Potentiale für ein Leben von der Landwirtschaft erkennen. 
  • Niederschwelliger Zugang zu Informationen: Durch moderne Kommunikationskanäle wie Social Media und interaktive Broschüren sollten Inhalte leicht zugänglich gemacht werden.

Maßnahmen um die Projektziele zu erreichen

  • Das Projekt „Landjugend Next Generation – Hofübernahme im Fokus“ startete mit einer Pressekonferenz, bei der der Landwirtschaftsminister, die Jugendstaatssekretärin und die Bundesleiterin der Landjugend die Kampagne offiziell vorstellten. Diese Auftaktveranstaltung schuf mediale Aufmerksamkeit und sensibilisierte frühzeitig für die Bedeutung eines gelungenen Generationswechsels in der Landwirtschaft.
  • Daraufhin wurden zwei Broschüren weiterentwickelt: eine zur familiären Hofübernahme, die sich mit Übergabeprozessen innerhalb der Familie befasst, und eine zur außerfamiliären Hofübernahme, die Alternativen wie Betriebsverpachtungen oder Übergaben außerhalb des familiären Umfelds beleuchtet. Beide Broschüren vermitteln verständlich komplexe rechtliche, steuerliche und soziale Rahmenbedingungen. Ein Fotoshooting auf landwirtschaftlichen Betrieben sorgte für authentische Bildwelten. Anstelle unpersönlicher Stockfotos zeigen die Materialien junge Landwirtinnen und Landwirte aus dem echten Leben, um Identifikation und Nähe zur Zielgruppe zu schaffen.
  • Als innovatives Herzstück des Projekts wurde eine Hofübernahme-Broschüre in Form eines interaktiven Videos entwickelt. Nutzerinnen und Nutzer können – je nach Lebenssituation – individuelle Informationspfade wählen, sowohl aus Sicht der Übergeberinnen und -geber als auch der Übernehmerinnen und -nehmer. Eingebettete PDF-Dokumente mit weiterführenden Informationen vertiefen die Inhalte. Die Broschüre ist öffentlich auf der Website der Landjugend zugänglich und bietet einen niederschwelligen, barrierearmen Zugang zu Wissen.
  • Parallel wurde eine Stickerkampagne gestartet. Mit Slogans wie „Ackerdemiker“, „Muuuhtig in die Zukunft“ oder „Expertin in meinem Feld“ wurden ansprechende, positive Botschaften zur Landwirtschaft verbreitet. Die Sticker wurden an Landjugend-Mitglieder verteilt, die sie gut sichtbar auf Traktoren oder Stalltüren anbrachten.
  • Ergänzend dazu wurden Plakate mit vier jungen Testimonials gestaltet, die ihre eigene Hofübernahme thematisieren und damit Gleichaltrigen Mut machen. Diese Plakate wurden in landwirtschaftlichen Schulen und allen Landwirtschaftskammern österreichweit verteilt.
  • Zur gezielten Information über agrarpolitische Unterstützungsmaßnahmen wurde eine Landingpage erstellt, die alle GAP-relevanten Förderungen für Junglandwirtinnen und -landwirte übersichtlich darstellt. Zusätzlich wurde ein Leporello erstellt, der diese Inhalte kompakt zusammenfasst und in Schulen und Landwirtschaftskammern aufgelegt wurde.
  • Abschließend wurde eine umfassende Social-Media-Kampagne mit 51 Reels umgesetzt, in denen junge Betriebsführerinnen und Betriebsführer zentrale Themen zur Hofübernahme authentisch und praxisnah vermitteln

Ergebnisse und Wirkungen quantitativ

  • 51 Social-Media-Reels mit jungen Hofübernehmerinnen und -nehmern erreichten tausende Jugendliche auf Instagram & Facebook, sowie YouTube – niederschwellige und praxisnahe Wissensvermittlung.
  • 2 themenspezifische Broschüren (familiäre und außerfamiliäre Hofübernahme) wurden in großer Stückzahl gedruckt und österreichweit über die Landjugend sowie die landwirtschaftlichen Fach- und Berufsschulen und die Höheren Land- und Forstwirtschaftlichen Lehranstalten verteilt. Die Broschüre der außerfamiliären Hofübernahme hatte eine Auflage von 1.800 Stück, die Broschüre für die familiäre Hofübernahme hatte eine Auflage von 2.600 Stück.
  • 1 interaktive Videobroschüre mit mehreren Handlungssträngen für Übernehmerinnen/-nehmer und Übergeberinnen/-geber wurde auf der Website der Landjugend veröffentlicht und mehrfach täglich aufgerufen.
  • Stickeraktion mit tausenden verteilten Sticker an junge Landwirtinnen und Landwirte zur Sichtbarmachung der Landwirtschaft im Alltag.
  • Plakatkampagne mit 4 authentischen Testimonials wurde in allen landwirtschaftlichen Schulen und Landwirtschaftskammern österreichweit ausgehängt.
  • Leporello zu Leistungen der GAP für Junglandwirte wurde über Schulen und Landwirtschaftskammern breit verteilt – mehrere tausend Exemplare im Umlauf.
  • Eine Landingpage mit umfassendem und gebündelten Wissen über Förderungen und Bildungsangebote wurde erstellt.
  • Öffentlichkeitswirksame Pressekonferenz mit Landwirtschaftsminister, Jugendstaatssekretärin und Bundesleiterin der Landjugend erreichte eine breite mediale Berichterstattung.

Ergebnisse und Wirkungen qualitativ

  • Stärkte das Vertrauen junger Menschen in ihre Rolle als zukünftige Betriebsführerinnen und -führer.
  • Schuf durch authentische Vorbilder und moderne Kommunikationsmittel eine starke emotionale Identifikation mit dem Thema Hofübernahme.
  • Reduzierte Verunsicherung und Komplexität rund um rechtliche, steuerliche und fördertechnische Fragen durch verständliche, jugendgerechte Aufbereitung.
  • Unterstützte beide Generationen – Übernehmerinnen und -nehmer sowie Übergeberinnen und -geber – bei einer strukturierten, frühzeitigen und möglichst konfliktfreien Übergabe.
  • Etablierte das Thema Hofübernahme als gesellschaftlich relevantes Zukunftsthema und förderte den Dialog im ländlichen Raum.
  • Trug dazu bei, dass Hofübernahme nicht als Last, sondern als gestaltbare Lebensperspektive wahrgenommen wird.
  • Stärkte das positive Image der Landwirtschaft durch kreative Kampagnenelemente (z. B. Sticker, Plakate, Social Media).
  • Erhöhte die Wertschätzung für die Leistungen junger Landwirtinnen und Landwirte in der öffentlichen Wahrnehmung.
  • Fördert langfristig die Sicherung bäuerlicher Familienbetriebe, regionaler Wertschöpfung und ländlicher Lebensqualität

Innovation

Das Projekt zeichnet sich durch seinen innovativen Charakter aus, weil es komplexe Themen die Hofübernahme betreffend, durch zielgruppengerechte, digitale Formate neu aufbereitet hat. Besonders hervorzuheben ist die interaktive Videobroschüre, bei der Nutzer:innen ihren eigenen Weg durch den Informationsprozess wähle. Durch 51 Social-Media-Reels mit echten Junglandwirtinnen und -landwirten wurde erstmals emotionales Storytelling mit fachlichem Inhalt kombiniert. Ergänzt durch bewährte Kommunikationsmittel wie Sticker, Plakate und eine zentrale Landingpage entstand ein ganzheitliches Angebot, das Information, Motivation und Identifikation vereint. So wurden bestehende Bildungs- und Beratungsprozesse deutlich niederschwelliger, praxisnäher und wirksamer aufbereitet.

Einbeziehung von jungen Menschen

Das Projekt wurde von der Landjugend Österreich – einer Jugendorganisation von Jugendlichen für Jugendliche – initiiert, geplant und umgesetzt. Junge Menschen waren von Beginn an in allen Projektphasen eingebunden, von der Ideenfindung über die inhaltliche Gestaltung bis zur praktischen Umsetzung und Kommunikation.

  • Jugendliche entwickelten die Projektidee selbst und definierten die Inhalte aus ihrer Perspektive.
  • Junge Hofübernehmerinnen und Hofübernehmer standen als Testimonials im Mittelpunkt der Kampagne (z. B. in Reels, Plakaten), was Identifikation und Mut zur Betriebsübernahme förderte.
  • Durch die Landesorganisationen der Landjugend wurden regional erfolgreiche Beispiele eingebunden und verbreitet – Vernetzung auf Augenhöhe in der Altersgruppe 14–35 Jahre.

Einbeziehung von Frauen

  • Frauen waren an der Projektentwicklung, -leitung und -umsetzung gleichermaßen beteiligt – von der Bundesleiterin bis zu regionalen Vertreterinnen. Die Landjugend Österreich ist als Organisation paritätisch besetzt – jede Funktion wird von einer Frau und einem Mann ausgeführt. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, was auch im Projekt konsequent gelebt wurde.
  • Inhaltliche Beiträge, Social-Media-Reels und Fotos zeigten bewusst Frauen als aktive Betriebsleiterinnen und Hofnachfolgerinnen – um Rollenklischees aufzubrechen.
  • Geschlechtersensible Sprache wird versucht, in der täglichen Arbeit anzuwenden.
  • Bei Pressekonferenzen, Interviews und Bühnenauftritten wurde auf eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern geachtet.
  • Junge Frauen konnten sich im Projekt als Vorbilder präsentieren, ihre Perspektiven einbringen und andere Mädchen für eine Laufbahn in der Landwirtschaft motivieren.

Mehrwert durch Vernetzung

  • Die enge Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium sowie mit Minister Norbert Totschnig verlieh dem Projekt politische Sichtbarkeit und strategische Verankerung.
  • Die Einbindung der Jugend- und Digitalisierungssstaatssekretärin Claudia Plakolm stärkte die jugendpolitische Dimension und unterstrich den Fokus auf junge Menschen als Zukunftsträgerinnen und Zukunftsträger der heimischen Land- und Forstwirtschaft.
  • Die Landwirtschaftskammer Österreich brachte ihr Beratungs- und Bildungsnetzwerk sowie praxisnahe Expertise in die Umsetzung ein.
  • Der Verein Perspektive Landwirtschaft ergänzte das Projekt um wertvolle Impulse zur außerfamiliären Hofübernahme – ein zunehmend wichtiges Thema für Familien mit unerfüllten Kinderwunsch oder Familien bei denen die Kinder den landwirtschaftlichen Betrieb nicht fortführen wollen.
  • Über die neun Landesorganisationen der Landjugend wurde das Projekt österreichweit getragen – mit lokalen Bezügen und authentischen Beispielen.
  • Die Zusammenarbeit mit der Fachzeitschrift UnserHof ermöglichte eine gezielte Ansprache junger Betriebsführerinnen und -führer über ein in Österreich etabliertes Fachmedium.

Übertragbarkeit

Das Projekt wurde bereits österreichweit erfolgreich umgesetzt und bietet mehrere übertragbare Elemente: die interaktive Videobroschüre, Social-Media-Reels mit good practice Beispiele, sowie zielgruppengerechte Information (Sticker, Leporello, Plakate) können einfach an regionale Gegebenheiten angepasst werden. Besonders wirkungsvoll ist die Kombination aus niedrigschwelliger Kommunikation und fachlich fundierten Inhalten. Auch die enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Bildung, Beratung und Jugendorganisationen kann als Modell für andere Länder oder Regionen dienen.

Schwerpunkte
Bildung, Sensibilisierung und Wissenstransfer
Förderperiode
GAP 23-27
Individuelle Schlagworte
Hofübergabe
Projektlaufzeit
01.01.2024 - 31.12.2024
Projektregion
Burgenland
Kärnten
Niederösterreich
Oberösterreich
Salzburg
Steiermark
Tirol
Vorarlberg
Wien
Maßnahme im Programm
78-02 Wissenstransfer für land- und forstwirtschaftliche Themenfelder(fachliche und persönliche Fort- und Weiterbildung und Information)
Finanzierung in EURO
Gesamtprojektkosten
3.233.652,00€
GAP Strategieplan Fördersumme
2.058.866,23€
Private und Eigenmittel
514.797,40€
Andere Finanzquellen
659.988,37€

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