Resilienz und Ländliche Räume in Österreich
Was sind aktuell Herausforderungen Ländlicher Räume in Österreich?
Eine der größten Herausforderungen ist die Urbanisierung und die anhaltende Abwanderung aus den ländlichen Räumen bei gleichzeitig starker Zuwanderung in Rändern von Ballungsräumen und prosperierenden Regionen. Die Zunahme von Klimarisiken, wie zum Beispiel Starkregenereignisse, Hagel, Auftauen des Permafrostes, Rückgang der Gletscher und Abnahme der Schneedecke sind in vielen Regionen immer stärker spürbar.
Sehr oft zeigt sich die starke wirtschaftliche Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftszweigen (Wintertourismus), deren Zukunft durch den Klimawandel gefährdet ist. Zunehmende Trockenheit, Temperaturänderungen und stärkerer Schädlingsdruck führen zu veränderten Bewirtschaftungsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft. Dazu kommen Risiken für Umwelt und Biologische Vielfalt durch nach wie vor zu hohe Flächeninanspruchnahme und Versiegelung.
Wie können die Ländlichen Räume resilienter und in Folge krisenfester werden?
Ländliche Räume als Systeme können vor allem durch Diversität in allen relevanten Bereichen (Umwelt, Wirtschaft, Soziales) resilienter werden.
Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Resilienz“?
Resilienz von ländlichen Räumen und Regionen bedeutet im Sinne des Vorsorgeprinzips, auf mögliche Veränderungen vorbereitet zu sein, sowie Trends und Entwicklungen rechtzeitig und vorausschauend zu erkennen. Das Konzept der Resilienz kann zu Missverständnissen führen: Resilienz bedeutet nicht, zu einem „Ursprungszustand“ zurückzukehren, sondern dynamisch auf Weiterentwicklung und Einflüsse von außen vorbereitet und damit anpassungsfähig zu sein.
Resilienz hat immer auch eine räumliche und zeitliche Komponente: Auf lange Sicht ist es wichtig, Resilienz in ländlichen Räumen zu stärken, zum Beispiel durch vielfältige Arten- und Sortenwahl oder Fruchtfolge in der Land- und Forstwirtschaft, Vermeidung der Bodenversiegelung, oder durch eine Diversifizierung der Einkommensquellen im Bereich der Wirtschaft, des Handwerks, der verarbeitenden Betriebe.
Welche Ebenen der Resilienz gibt es?
Je diverser ein System ist, desto resilienter ist es. Ein wichtiger Faktor ist die wirtschaftliche und soziale Komponente der Resilienz. Daher ist die Politik gefordert, die Voraussetzungen für Diversität zu schaffen.
Dies betrifft auf der einen Seite die Förderung einer naturnahen und vielfältigen Land- und Forstwirtschaft, aber auch die Sicherung der regionalen Lebensmittelversorgung, regionale Versorgung mit einem geeigneten Mix aus erneuerbaren beziehungsweise regenerativen Energiequellen und geeigneten Speichermöglichkeiten, Eindämmung der Flächeninanspruchnahme, Wiederbelebung von Ortskernen, Stärkung der Infrastruktur und des öffentlichen Verkehrs.
Im Lichte des Klimawandels werden Klima- und Umweltrisiken für Organisationen und Unternehmen häufiger auftreten. Unternehmen müssen hier aktiv sein, um einerseits die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen und andererseits ökonomische Auswirkungen möglichst gering zu halten.
Resilienz der einzelnen Personen bedeutet im Zusammenhang mit Klimarisiken, Eigenvorsorgemaßnahmen zu treffen: baulich am eigenen Gebäude- und Wohnbereich, ausreichend Bevorratung im Haushalt und entsprechende Notfallpläne zu kennen.
Helmut Gaugitsch, Bernhard Ferner, Andreas Heissenberger, Markus Leitner,
Umweltbundesamt