AKIS international – Finnland meets Österreich
Am 8. und 9. Oktober 2024 besuchte eine finnische Delegation Tirol, um sich intensiv mit Vertreterinnen und Vertretern des österreichischen AKIS (Agricultural Knowledge and Innovation System) auszutauschen sowie mehr über CLLD (Community-Led Local Development) in Tirol zu erfahren. Netzwerk Zukunftsraum Land hatte dabei die Gelegenheit, zwei Delegationsteilnehmerinnen um ihre Eindrücke zu bitten.
Zwei Tage des gemeinsamen Lernens – frische Ideen für das eigene Arbeitsumfeld inklusive
Das vielfältige Programm der Studienreise bot den finnischen Gästen unterschiedlichste Eindrücke und Perspektiven: Neben der Vorstellung des österreichischen Aus- und Weiterbildungssystems im landwirtschaftlichen Bereich – erlebbar durch den Besuch der HBLFA Tirol in Rotholz – besuchten die Teilnehmenden verschiedenste Projekte des Regionalmanagements Wipptal, darunter Revitalisierungs-, Schutzgebiets- und Agri-PV-Projekte.
Die in Österreich umgesetzte Fördermaßnahme „Ländliche Innovationssysteme im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (77-03)“ war für die Delegationsteilnehmenden besonders interessant. Anhand des Praxisbeispiels „Ländliches Innovationsnetzwerk (LIN) Kitzbühel“ konnte aus erster Hand vermittelt werden, welche Aktivitäten zur Vernetzung und zum Wissenstransfer auf regionaler Ebene gesetzt werden. Umgekehrt wurden Impulse und Inspirationen mitgenommen, wie AKIS in Österreich gestärkt und verbessert und der Austausch beispielsweise unter den Operationellen Gruppen der EIP-AGRI vertieft werden kann.
Mona-Anitta Riihimäki ist Dekanin an der School of Biotechnology and Natural Resources an der Häme University of Applied Sciences und nahm als Vertreterin des Finnischen AKIS an der Studienreise teil und repräsentierte so die Fachhochschulen in der finnischen AKIS-Gruppe.
Mit welchen Erwartungen sind Sie angereist, gibt es etwas, das Sie besonders überrascht hat?
Meine Erwartung war es, etwas über die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteuren in Österreichs AKIS zu erfahren – aufgrund meiner Rolle insbesondere im Bildungsbereich. Das österreichische Bildungssystem ist ganz anders als das finnische. Im österreichischen AKIS scheinen die unterschiedlichen Akteurinnen und Akteure klare Rollen einzunehmen, das ist definitiv etwas, von dem wir lernen sollten. Dass die HBLFAs nachgeordnete Dienststellen des Landwirtschaftsministeriums sind, hat mich hierbei überrascht. Jedoch war das Beispiel der HBLFA überzeugend, dass das auch wirklich gut funktioniert. Ich würde gerne noch mehr über die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ministerien und die Integration von Bildung und Forschung erfahren.
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen AKIS Akteurinnen und Akteuren in Finnland aus?
Die Zusammenarbeit zwischen Fachhochschulen und Berufsausbildungsinstituten funktioniert gut. Auch die regionale Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren funktioniert, aber auf nationaler Ebene haben wir noch einiges zu tun. Wir arbeiten daran, die landwirtschaftliche Praxis und Industrie in ihrem Engagement zu unterstützen. In den Bereichen Bildung und Forschung stehen wir vor der Herausforderung, landwirtschaftliche Betriebe mit den neuesten Forschungsergebnissen und Innovationen vertraut zu machen.
Wenn Sie die letzten beiden Tage Revue passieren lassen, wo sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen Finnland und Österreich?
Ich habe einiges über das österreichische Bildungssystem gelernt – mehr als ich erwartet habe. Gleichzeitig stellen sich mir nun viele neue Fragen, die ich gerne weiter diskutieren würde. Eine gemeinsame Herausforderung ist der Aufbau von Kapazitäten unterschiedlichster Art in ländlichen Gebieten. Ich hoffe, dieser Besuch in Österreich war der Anfang für weitere Diskussionen! Wir haben viel voneinander zu lernen, zum Beispiel in der Bildung.
Leena Karjalainen, Managerin der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) JyväsRiihi und Vorsitzende des finnischen nationalen LEADER-Unterausschusses der Finnish Village Organization (NGO für finnische Dörfer und LAGs).
Leena, Sie sind LAG-Managerin in Finnland. Warum haben Sie sich für die Teilnahme an der Studienreise entschieden und was haben Sie sich mitgenommen?
Als LAG-Managerin bin ich für die Umsetzung unserer lokalen Strategie für den ländlichen Raum zuständig. Außerdem plane ich Aktivierungsmaßnahmen und leite unsere ländlichen Akteurinnen und Akteure bei der Planung und Umsetzung von Projekten an. Ich war daran interessiert, mehr über LEADER in Österreich zu erfahren, neue Kontakte zu knüpfen und viele Ideen für zu Hause mitzunehmen. Die Studienreise hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es war super interessant, so viele faszinierende Orte zu besuchen und sehr gut vorbereitete Präsentationen zu hören! Ich habe das Gefühl, dass es von nun an einfach ist, mit meinen Kolleginnen und Kollegen in Österreich in Kontakt zu kommen.
Was waren Ihre wichtigsten Eindrücke von der Studienreise nach Tirol? Was würden Sie gerne von Österreich/Tirol übernehmen und nach Finnland bringen?
Ich finde die Idee einer regionalen zentralen Anlaufstelle im Fördersystem sehr gut, so ein Multi-Fund-CLLD wie in Tirol wäre auch in Finnland sehr nützlich. Auch die Präsentation der Energiekooperation war sehr interessant. Leider ist diese Art der Zusammenarbeit in Finnland wegen des Eigentümers des nationalen Stromnetzes und aus rechtlichen Gründen schwierig.
Was könnten wir in Österreich von Finnland lernen, worauf sind Sie stolz?
Ich denke, das finnische Netzwerk für den ländlichen Raum ist großartig und die LAGs bekommen gute Unterstützung von unserer finnischen Netzwerkeinheit. Die finnischen LAGs haben eine gemeinsame Ressource, unser LEADER-Entwicklungsmanagement, das zum Beispiel die Zusammenarbeit in der gesamten ländlichen Versorgungskette fördert und nach Lösungen für mögliche Probleme sucht, die in den LAGs festgestellt wurden. Die LAGs tauschen auch bewährte Praktiken aus, und das gemeinsame Lernen findet auf hohem Niveau statt.
Diese Exkursion ist dank des großen Engagements des Amts der Tiroler Landesregierung, der HBLFA Tirol und dem Team des Regionalmanagements Wipptal zustande gekommen. Netzwerk Zukunftsraum Land freut sich auf einen anhaltenden länderübergreifenden Austausch zur Weiterentwicklung des AKIS in Österreich.