LEADER Jahrestagung 2025: 30 Jahre LEADER und mutig in die Zukunft
Die LEADER-Jahrestagung 2025 nahm das 30-jährige Jubiläum zum Anlass, um auf die Entwicklungsgeschichte hin zur LEADER-Methode und ihre Umsetzung in Österreich zurückzublicken.
Dabei blieb es aber nicht bei einem reinen Blick in den Rückspiegel: Es wurde auch gemeinsam erarbeitet, wie die LEADER-Methode zusätzliches Entwicklungspotenzial zu gesellschaftlich relevanten Themenstellungen entfalten kann.
Robert Lukesch, ehemaliger Berater und LEADER-Chronist, eröffnete den inhaltlichen Programmteil mit einer Retrospektive zur LEADER-Methode. Er beleuchtete dabei ihre Wurzeln im EU-Beschäftigungs Kontext und ihre Entwicklung über mehrere Programmphasen von der Gemeinschaftsinitiative bis hin zu ihrem Status als fester Bestandteil der ländlichen Entwicklung. Hannes Lorenzen, der bis 2019 als leitender Berater im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung des Europäischen Parlaments tätig war, ergänzte per Zoom-Zuschaltung seine Einschätzungen zum Status quo und zur Zukunft. Ihm zufolge bewegt sich die EU auf eine Phase stärkerer nationaler Innenorientierung zu. Vor dem Hintergrund der derzeit unsicheren Perspektive sei es wichtig, das gemeinsame Bekenntnis zur Entwicklungsmethode LEADER zu verstärken und deren demokratiepolitischen Wert hervorzuheben.
Dass Regionen wichtige Partner:innen für die Erreichung gesellschaftlicher Ziele sind, unterstrich Elisabeth Thompson (FFG). Sie gab eine kurze Einführung in die europäischen Missionen, die ausgehend vom EU-Programm Horizon zunehmend auch auf andere Bereiche ausstrahlen. Auf besonders großes Interesse trafen ihre Ausführungen zum „Cascade Funding”, wonach große EU-geförderte Projekte die Möglichkeit haben, eigenständig und niederschwellig regionale Initiativen zu fördern.
Barbara Schiefer von der Gastgeber:innenregion LAG Ennstal-Ausseerland, die zu den LEADER-Regionen der „ersten Stunde“ zählt, präsentierte einen eindrucksvollen Film zu 30 Jahren LEADER. In diesem wurden zentrale regionale Wegbereiterinnen und Wegbereiter mit ihren Initiativen gekonnt in Szene gesetzt. Cathrine Maislinger ist Managerin einer der jüngsten LEADER-Regionen. Sie gab Einblicke in die Entstehung ihrer LEADER-Region Flachgau Nord und in einzelne Schwerpunktthemen wie die Initiative zur Sensibilisierung für MINT-Fächer.
Seit 2023 beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe des GAP-Begleitausschusses aktiv mit der Verankerung von Geschlechtergleichstellung in ausgewählten Bereichen der GAP. Karmen Mentil, die diese Arbeitsgruppe begleitet, erklärte, dass es dafür wichtig sei, Gleichstellungsziele in allen Entwicklungszielen zu verankern, Strukturen aufzubauen und die Kultur mittel- bis langfristig zu verändern. Eine der Umsetzungsmaßnahmen sieht vor, diesen Dreischritt auf Ebene einer LEADER-Region zu testen und die gewonnenen Erkenntnisse zugänglich zu machen. Als Pilotregion fungiert dabei die LAG Hermagor. Friedl Veider gab einen kurzen Werkstattbericht und beschrieb geplante Maßnahmen auf Ebene der Projekte und Projektauswahl. Ein Leitfaden für alle LEADER-Regionen ist in Vorbereitung und in Kürze hier verfügbar: https://www.zukunftsraumland.at/themen/lebensqualitaet-gestalten/arbeitsgruppe-geschlechtergleichstellung/.
Es folgten drei parallele Workshops zu den Themen „Mut für Zukunftsthemen“, „Mut für Transformation“ und „Mut für Beteiligung“. Die Gruppe Mut für Zukunftsthemen (Moderation: Robert Lukesch) konstatierte, dass LEADER sich selbst stetig erneuern müsse, was die Themen Jugend und Zuzug besonders in den Vordergrund rückt. Neue Themen aufzugreifen bedeutet, die Stärken von LEADER, nämlich Mediation/Moderation, Reduktion von Komplexität, gemeinsam Lernen und Experimentieren zu intensivieren – dafür braucht es aber entsprechende Rahmenbedingungen und Freiräume (Stichwort: 25% Grenze).
Zu einer ähnlichen Diagnose kam auch die Gruppe Mut für Transformation (Moderation: Michael Fischer), bei der vor allem die „Rolle 3“ (sozial-innovatives Unternehmen) des LEADER-forums diskutiert wurde. Diese beschreiben die Teilnehmenden vor allem durch aktives Aufgreifen neuer Themen, Impulse zu geben und als Entwicklungslabor durch Eigenprojekte Neues selbst auszutesten – und das nicht nur auf LEADER beschränkt, sondern auch darüber hinaus mit Blick auf die Region in ihrer Gesamtheit. Strategien, um die notwendigen Ressourcen bereitzustellen, reichen von speziellen LEADER-Projekten, die auch Personalfinanzierung beinhaltet über die Kombination mit weiteren GAP-Interventionen (beispielsweise Ländliche Innovationsnetzwerke LIN ) sowie das Erschließen weiterer Finanzierungsquellen. Im Umgang mit dem Risiko, das diese Rolle birgt, braucht es Rückhalt und Legitimation durch Trägerstruktur und Land beziehungsweise Bund.
Die Jugend war auch bei den Teilnehmenden der Gruppe Mut für Beteiligung (Moderation: Karmen Mentil/ Matthias Neumeister) im Mittelpunkt. Für die Motivation zur Beteiligung braucht es Niederschwelligkeit (direktes Ansprechen am Bahnhof), Kreativität (Radeln mit der Bürgermeisterin) und das Setzen auf Organisationen (Chöre, Jugendvereine). Im Prozess selbst sind dann externe Moderation, Management von Erwartungen und rasche erste Erfolge wichtige Faktoren. Eine Herausforderung besteht darin, Jugendliche länger im Prozess zu halten, um auch auf höhere Stufen der Beteiligung – ins Umsetzen – zu kommen. Social Media und Role-Models können dabei helfen, die Kommunikation aufrechtzuerhalten.