Nachbericht: Webinar Klimawandel – Wie können sich ländliche Gemeinden rüsten

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Klimaschutz
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Natürliche Ressourcen

Das Rural Pact Support Office (das Unterstützungsbüro der EU für den Pakt für den ländlichen Raum) organisierte am 20. März 2024 in Kooperation mit dem Europäischen Klimapakt ein Good-Practice-Webinar für ländliche Gemeinden zum Thema Klimawandel.

Im Mittelpunkt standen wertvolle Hintergrundinformationen, praktische Tools und zahlreiche Beispiele, wie lokale Gemeinschaften Folgen des Klimawandels abschätzen und sowohl Anpassungs- als auch Vermeidungsstrategien entwickeln können.
Die inzwischen deutlich spürbaren Auswirkungen des Klimawandels machen eine gut gesteuerte und aktiv umgesetzte “Green Transition” in der EU unabwendbar.

Die Prioritäten der EU sind klar herausgearbeitet: Europa soll der erste klimaneutrale Kontinent im Jahr 2050 sein, die Treibhausemissionen bis 2030 um 55 Prozent verringert und die Resilienz gegenüber dem Klimawandel gestärkt werden.
In den ländlichen Gemeinden sind für die jeweilige Ausgangssituation maßgeschneiderte Lösungen erforderlich, vor allem auch um die Bevölkerung für den Klimawandel zu sensibilisieren und die Umsetzung von zukunftsfähigen Initiativen zu begeistern.
Neben den interessanten Inputs von 12 Referentinnen und Referenten aus ganz Europa wurde die Möglichkeit zum intensiven Austausch und Netzwerken mit 190 Teilnehmenden im virtuellen Raum geboten.

Interessiert an der Rural Pact Community? Zur Mitgliedschaft geht es unter folgendem Link: https://ruralpact.rural-vision.europa.eu/become-member_en.

Highlights-Report des Webinars sind in Vorbereitung, Bestellung unter: info@rural-pact.eu

Zu weiterführenden Infos, Unterlagen und Videos des Webinars geht es unter folgendem Link: https://ruralpact.rural-vision.europa.eu/events/good-practice-webinar-rural-communities-tackling-climate-change_en

Nachbericht Resiliente Orte: Zur Gleichzeitigkeit von Widerstandskraft und Wandlungsfähigkeit

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Ein Webinar, das sich der Frage widmete, wie kooperative Orts- und Stadtkernentwicklung zur Resilienz in Städten und Gemeinden beitragen kann. 160 Teilnehmende nutzten diese Möglichkeit, dem Konzept der Resilienz auf den Grund zu gehen, tauchten in Erfahrungen ausgewählter Initiativen von Ländern und Gemeinden ein und erhielten einen Überblick zu aktuellen Förderangeboten.

Alistair Adam-Hernandez (Vechta Institute of Sustainability Transformation in Rural Areas) eröffnete den gemeinsamen Vormittag mit konzeptionellen Überlegungen, wie man als Ort resilienter werden kann. Er erklärte dies anhand der drei Perspektiven „lebendige Beziehungen“, „wirkungsvolle Akteure, Strukturen und Prozesse“ und „zukunftsfähige Lösungen“, die sich in Folge auch durch die Veranstaltung zogen. Entlang dieser Blickwinkel lassen sich auch die Erkenntnisse des Tages zusammenfassen.

Themenübergreifende Bearbeitung 
Resiliente Orts- und Stadtkernentwicklung zielt darauf ab, unterschiedliche Nutzungen wie Nahversorgung und Handel, kommunale Dienstleistungen, Gastronomie oder Freizeitangebote zu verbinden. Am Beispiel des Multifuktionshauses Thal (Walter Vögel) oder der Gemeinde Moosburg (Bürgermeister Gaggl) erfuhren die Teilnehmenden, dass die Verschränkung unterschiedlicher Nutzungen einem Gebäude oder Ortskern neues Leben einhauchen kann und dafür sorgt, dass die einzelnen Angebote auch dauerhaft verfügbar bleiben. Auch im Interview mit Stefan Spindler (Ortskernkoordinator im Land Steiermark) wurde klar, wie wichtig es ist, Ortskernentwicklung als Prozess zu verstehen, der über das einzelne Objekt mit seiner einzelnen Nutzung hinausgeht um einen „Raum mit Angeboten für alle Generationen“ zu schaffen.

Diversität und Zusammenarbeit
Resiliente Orts- und Stadtkernentwicklung ist nicht nur Aufgabe der Kommunen. Am Beispiel seiner Gemeinde Moosburg zeigte Bürgermeister Gaggl eindrucksvoll, wie die Beteiligung vieler unterschiedlicher Personen einen Ortskern zu beleben vermag. Die Wichtigkeit, „Bürgerinnen und Bürger als Partnerinnen und Partner“ einer Gemeinde für die Orts- und Stadtkernentwicklung zu sehen, unterstrich auch Martin Netzer (ÖAR GmbH) in der Präsentation zur Studie zu Multifunktionszentren. Dieser Schritt weg vom Bild der Bürgerin/ des Bürgers als Kundin/ Kunde sei wichtig, um Engagement und Eigenverantwortung zu erzeugen. Auch Stefan Spindler betonte die Wichtigkeit der Beteiligung, indem er darauf verwies, unter anderem Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer sowie Wirtschaftstreibende in den Prozess hereinzuholen.

Koordination und Expertise
Integrierte Bearbeitung und breite Beteiligung erzeugen Komplexität und erfordern, dass sich jemand um die Abstimmung bemüht. Gleichzeitig sind derartige Entwicklungsprozesse oft erst mittel- bis langfristig wirksam und müssen deshalb aktiv am Laufen gehalten werden. Dazu braucht es „Kümmerer“. Neben jenen auf der lokalen Ebene setzt man in den Beispielen der Landesansätze aus der Steiermark und Tirol zusätzlich auch noch auf die LEADER- und Regionalmanagements als zentrale Akteurinnen und Akteure der Vernetzung. Gottfried Lamers (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) verwies weiters auf Klima-und Energie-Modellregionen (KEM) und Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (Klar!), die für Klimaschutz, beziehungsweise Klimawandelanpassung, diese wichtige Rolle einnehmen. Für all jene dieser Zuständigen, die speziell mit Leerstand befasst sind, hat die TU Wien mit einem interdisziplinären Team das Handbuch „Leerstand mit Aussicht“ erarbeitet, das Isabel Stumfol (TU Wien, Verein LandLuft) präsentierte. Es ist als Kartenset aufbereitet und umfasst die Erhebung von Leerstand, dessen Aktivierung bis hin zu den Portraits von Pionierinnen und Pionieren der Arbeit mit Leerständen.

Vision und Planung vor dem konkreten Handeln
Resilienz entsteht nicht nur durch puren Aktionismus. Das unterstreichen viele der Referentinnen und Referenten. Nur durch gemeinsame Überlegungen vorab gelingt es, die oben genannten Voraussetzungen auch Realität werden zu lassen. Danach ist es aber wichtig, sichtbare Ergebnisse zu schaffen denn „Vision ohne Handeln ist wertlos“ (Bürgermeister Gaggl)

Ressourcen und Förderungen
Gerade in der Umsetzungsphase ist Orts- und Stadtkernentwicklung oft mit hohen Kosten verbunden. Gottfried Lamers gab in seinem Input einen Überblick zu den Fördermöglichkeiten im Zuständigkeitsbereich des BMK. Er erklärte unter anderem die Möglichkeiten der Umweltförderung im Inland mit Unterstützung für thermische Gebäudesanierung, die Sanierungsoffensive für Haushalte und die Förderungen für klimafitte Ortskerne im Rahmen des Resilienzfonds der EU. Teresa Schmid (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft) ergänzte dazu die für Orts- und Stadtkerne vorrangigen Maßnahmen im GAP-Strategieplan. Eine davon widmet sich der Reaktivierung des Leerstandes mit Schwerpunkt auf Maßnahmen zur Reaktivierung des Leerstands wie Leerstandsmanagements, Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzepte etc.

Mit der zweiten Maßnahme, Orts- und Stadtkernförderung, wird die Umsetzung in Verbindung mit Sanierung, Um- und Weiterbau von leerstehenden, fehl- oder mindergenutzten Gebäuden sowie Schaffung und Sanierung von öffentlichen Flächen im Zentrum unterstützt. Beide Maßnahmen werden durch die Bundesländer umgesetzt. Dazu gab Christian Stampfer (Land Tirol) Einblick in die Vorgehensweise in Tirol und wie hier in Zusammenarbeit mit den LEADER-Regionen Ortskernentwicklung als regionales Thema bearbeitet wird.

Mut und Offenheit
Gerade der Resilienz-Aspekt der Wandlungsfähigkeit impliziert Unsicherheit. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen und offen neue Wege gehen. Dies verlangt nach Mut, sich dieser Unsicherheit zu stellen. Es wurden an diesem Tag zahlreiche Unterstützungsstrukturen genannt (zum Beispiel Ortskern Koordinator im Land Steiermark, Leerstands- LEADER- und Regionalmanagements, etc.), die durch ihre Fach- und Prozesskompetenz dabei helfen, Unsicherheit zu reduzieren und Fehler als Lernerfahrungen nutzbar zu machen.

Factsheets „Biodiversitätsflächen im ÖPUL – Warum?“

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen
Auf drei neuen Factsheets wird gezeigt, wie Biodiversitätsflächen der ÖPUL-Maßnahmen „Umweltgerechte und Biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung” sowie „Biologischer Landbau” im ÖPUL 2023–27 auf den Flächentypen Grünland, Acker in trockenen Regionen und Acker in feuchten Regionen am besten angelegt und gepflegt werden können. Die Factsheets stehen hier zum Download bereit.

Antragstellung über die digitale Förderplattform (DFP)

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Sie wollen im Rahmen des GAP-Strategieplans (GSP) über die Digitale Förderplattform (DFP) einen Förderantrag stellen beziehungsweise abwickeln? Unser neu erstellte Leitfaden unterstützt Sie dabei! Seit Anfang 2023 ist die Online-Antragstellung für erste Fördermaßnahmen des GSP in den Bereichen Wein, Imkerei und den Projektmaßnahmen der Ländlichen Entwicklung in der DFP möglich; weitere Maßnahmen (zum Beispiel Obst und Gemüse) folgen 2024.

An Hindernissen wachsen: Resilienz und Lebenslanges Lernen

Lebensqualität

Resilienz ist spätestens seit 2000 zum Thema in Wissenschaft, Politik und im Bildungsbereich geworden. Lebenslanges Lernen dagegen ist ein Konzept mit Wurzeln in den 1960er-Jahren. Es steht für einen bildungsökonomischen Ansatz und für die Förderung demokratisch-gesellschaftlicher Teilhabe und Mündigkeit. Beide Konzepte sind vorausschauend und krisensensitiv.

Der Begriff Resilienz kommt aus der Materialwissenschaft und bezeichnet die Fähigkeit eines Stoffes, sich nach Veränderung seiner Form und Konsistenz in seine Ausgangsverfassung zurückzubilden. Für Individuen bedeutet Resilienz, dass sie auch bei schweren (kurz- oder langfristigen) Belastungen mit einem oder mehreren Stressoren (zum Beispiel Verlust eines Menschen, überfordernde Lebenssituation, Gewalterfahrung, Armut, Entwurzelung, …) einen gelingenden Lebensweg führen. Resiliente Menschen sind trotz traumatischer Erlebnisse gesund, sozial eingebettet, lernfähig und beruflich erfolgreich.
Wie unterstützt lebenslanges Lernen bei der Entwicklung resilienter Umgangsformen?

Wege und Methoden der Resilienzsteigerung

Das Seminar „Innere Stärke und Stabilität trainieren“, das im Rahmen der LFI-Bildungsangebote „Lebensqualität Bauernhof“ stattfand, zeigt, wie mit Bildungsarbeit Resilienz gesteigert werden kann. Technisch-sozialer Wandel greift in gewohnte Strukturen ein und drängt zu ständigem und raschem Umlernen. Neben fachlichen Kompetenzen sind dabei besonders soziale und Selbstkompetenzen gefordert, beispielsweise in schwierigen Situationen wie der Hofübergabe: Seminarleiterin Nina Rebhandl dokumentiert in ihrem Artikel aus 2020, wie man Resilienz durch „Bewusstmachen“ von Ressourcen schult.
Ressourcen werden beispielsweise durch Lebenslinien oder Rituale, die das Wertvolle betonen, sichtbar. (Beispiel: ein Abendritual, bei dem drei positive Erlebnisse des Tages reflektiert werden – besonders wertvoll mit Kindern). Weiters stärken Übungen zur Perspektivenübernahme und zum Gewinnen eines realistischen Selbstbildes Resilienz. Hier wird das eigene Erleben relativiert und eigene Chancen werden besser einschätzbar. Die Resilienzforschung betont auch, dass Zugang zu eigenen Gefühlen und eigenem Körpererleben elementar ist – etwas, was man üben kann. Herausforderungen nicht aus dem Weg zu gehen und keine falsche Schonhaltung einzunehmen ist ein weiterer Weg zu Resilienz.

Sozial-kulturelle Ermöglicher:innen

Resilienz und Lebenslanges Lernen werden mitunter als Aufgabe des Individuums gesehen. Man übersieht eventuell, dass Resilienz nicht alleine, sondern nur im sozialen Miteinander und innerhalb eines kulturellen Raumes (Werte, Religiosität, persönliche Sinnquellen, Naturerleben) entwickelt wird.
Im Folgenden werden drei Phänomene genannt, welche „Ermöglicher:innen“ von Resilienz sind. Diese Ermöglicher:innen zeigen, dass Resilienz etwas ist, das „von Außen“ gefördert werden kann:

  • Resilienz wird durch das Erleben von Wertschätzung, Empathie und Engagement in der Begegnung mit anderen (auch und gerade, wenn die Begegnung nicht nur harmonisch ist) gestärkt.
  • Elementar sind Erfolgserlebnisse und die Erfahrung, aus eigenen Kräften etwas verändern und erreichen zu können (auch kleine Erfolge sind wirksam).
  • Kulturelle Sinnressourcen (zum Beispiel Religiosität, Naturerleben, persönliche Sinnquellen) geben Halt und machen resilient.

Diese „Ermöglicher:innen von Resilienz“ werden bereits im Bildungssystem zur Verfügung gestellt. Beispiele dafür sind partizipativ und sensitiv gestaltete Angebote der Erwachsenenbildung, Kurse der Basisbildung und Alphabetisierung oder Schulen, wo ein freundliches und stabiles Klassenklima nachweislich vulnerablen Kindern hilft, eine resiliente Stufe zu erreichen (Quelle: https://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/Gutachten_pdfs/ARB_Gutachten_WEB_2022.pdf ).

Resilienz zu gestalten ist Aufgabe für jede/n einzelne/n. Darüber hinaus ist die durchgängige Berücksichtigung von Resilienzfragen in Institutionen des Lebenslangen Lernens wünschenswert. Ein guter Startpunkt wäre, Resilienz intensiv zu thematisieren und damit mehr Verständnis sowie Motivation zu erzielen.

Petra H. Steiner, Erwachsenenbildnerin in Österreich

Resilienz und Ländliche Räume in Österreich

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Was sind aktuell Herausforderungen Ländlicher Räume in Österreich? 
Eine der größten Herausforderungen ist die Urbanisierung und die anhaltende Abwanderung aus den ländlichen Räumen bei gleichzeitig starker Zuwanderung in Rändern von Ballungsräumen und prosperierenden Regionen. Die Zunahme von Klimarisiken, wie zum Beispiel Starkregenereignisse, Hagel, Auftauen des Permafrostes, Rückgang der Gletscher und Abnahme der Schneedecke sind in vielen Regionen immer stärker spürbar.
Sehr oft zeigt sich die starke wirtschaftliche Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftszweigen (Wintertourismus), deren Zukunft durch den Klimawandel gefährdet ist. Zunehmende Trockenheit, Temperaturänderungen und stärkerer Schädlingsdruck führen zu veränderten Bewirtschaftungsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft. Dazu kommen Risiken für Umwelt und Biologische Vielfalt durch nach wie vor zu hohe Flächeninanspruchnahme und Versiegelung.

Wie können die Ländlichen Räume resilienter und in Folge krisenfester werden?
Ländliche Räume als Systeme können vor allem durch Diversität in allen relevanten Bereichen (Umwelt, Wirtschaft, Soziales) resilienter werden.

Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Resilienz“? 
Resilienz von ländlichen Räumen und Regionen bedeutet im Sinne des Vorsorgeprinzips, auf mögliche Veränderungen vorbereitet zu sein, sowie Trends und Entwicklungen rechtzeitig und vorausschauend zu erkennen. Das Konzept der Resilienz kann zu Missverständnissen führen: Resilienz bedeutet nicht, zu einem „Ursprungszustand“ zurückzukehren, sondern dynamisch auf Weiterentwicklung und Einflüsse von außen vorbereitet und damit anpassungsfähig zu sein.
Resilienz hat immer auch eine räumliche und zeitliche Komponente: Auf lange Sicht ist es wichtig, Resilienz in ländlichen Räumen zu stärken, zum Beispiel durch vielfältige Arten- und Sortenwahl oder Fruchtfolge in der Land- und Forstwirtschaft, Vermeidung der Bodenversiegelung, oder durch eine Diversifizierung der Einkommensquellen im Bereich der Wirtschaft, des Handwerks, der verarbeitenden Betriebe.

Welche Ebenen der Resilienz gibt es? 
Je diverser ein System ist, desto resilienter ist es. Ein wichtiger Faktor ist die wirtschaftliche und soziale Komponente der Resilienz. Daher ist die Politik gefordert, die Voraussetzungen für Diversität zu schaffen.
Dies betrifft auf der einen Seite die Förderung einer naturnahen und vielfältigen Land- und Forstwirtschaft, aber auch die Sicherung der regionalen Lebensmittelversorgung, regionale Versorgung mit einem geeigneten Mix aus erneuerbaren beziehungsweise regenerativen Energiequellen und geeigneten Speichermöglichkeiten, Eindämmung der Flächeninanspruchnahme, Wiederbelebung von Ortskernen, Stärkung der Infrastruktur und des öffentlichen Verkehrs.

Im Lichte des Klimawandels werden Klima- und Umweltrisiken für Organisationen und Unternehmen häufiger auftreten. Unternehmen müssen hier aktiv sein, um einerseits die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen und andererseits ökonomische Auswirkungen möglichst gering zu halten.

Resilienz der einzelnen Personen bedeutet im Zusammenhang mit Klimarisiken, Eigenvorsorgemaßnahmen zu treffen: baulich am eigenen Gebäude- und Wohnbereich, ausreichend Bevorratung im Haushalt und entsprechende Notfallpläne zu kennen.

Helmut Gaugitsch, Bernhard Ferner, Andreas Heissenberger, Markus Leitner,
Umweltbundesamt

Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Land- und Forstwirtschaft im Berggebiet

Lebensmittelversorgung

Stefan Kirchweger von STUDIA Austria schreibt über die Verbindung von Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Berggebieten. In einer EIP-AGRI Focus Group der Europäischen Kommission koordiniert er Fachexpert:innen, die sich der Frage stellen, welche innovativen Ansätze im Zusammenhang mit Land-, Forst- und Bioökonomie die Wettbewerbsfähigkeit sowie die sozioökonomische und ökologische Widerstandsfähigkeit von Berggebieten und ihren Gemeinden fördern können.

Die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) ist ein Konzept zur Förderung von Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft. Die Europäische Kommission setzt regelmäßig EIP-AGRI Focus Groups um, in welchen Forschungs- und Innovationslücken systematisch erhoben werden. Stefan Kirchweger von STUDIA Austria koordiniert die EIP-AGRI Focus Group zu wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen Berggebieten. Nachstehend gibt er Einblick darüber wie Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Berggebiete inhaltlich zusammenhängen und macht neugierig auf die Ergebnisse der EIP-AGRI Focus Groups, die nicht nur den Innovationsbedarf, sondern auch innovative Ansätze und Innovationen in diesem Kontext aufzeigen.

Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Land- und Forstwirtschaft im Berggebiet
Berggebiete erstrecken sich über ganz Europa entlang von Gebirgszügen. Obwohl es keine allgemeingültige Definition eines Berggebiets gibt, werden Berggebiete in der Regel auf der Grundlage geologischer, topografischer und administrativer Kriterien definiert. Die Land- und Forstwirtschaft stellt in Berggebieten einen relevanten Wirtschaftssektor dar und bietet eine breite Palette einzigartiger Produkte und Dienstleistungen, die sowohl für den Lebensunterhalt und die Wirtschaft vor Ort als auch auf regionaler und sogar globaler Ebene wertvoll sein können. Mit Bezug zu wirtschaftlichen Aktivitäten sind dies zum Beispiel Lebensmittel, Holz und Holzprodukte sowie Erholung. Aber auch die Bereitstellung sogenannter öffentlicher Güter wie beispielsweise Wasserressourcen, Energieerzeugung, biologische Vielfalt, Klimaregulierung und Schutzfunktionen oder kulturelle Funktionen wie traditionelles Wissen zählen dazu.

Wettbewerbsfähige und resiliente Berggebiete als Antwort auf multiple Herausforderungen
Die Land- und Forstwirtschaft in den Bergregionen ist einer Reihe von Herausforderungen ausgesetzt. Dazu gehören die hohen Produktionskosten, die damit verbundene Aufgabe von Flächen, die begrenzten Anbauflächen an sich und der Wettbewerb auf dem Weltmarkt. Aber auch soziale Ausgrenzung, Abwanderung, eine alternde Bevölkerung, Auswirkungen des Klimawandels und der Konfrontation mit großen Raubtieren, eine schlechte Infrastruktur, weit entfernte Bildungs- und Trainingseinrichtungen sowie die Gefährdung einzigartiger Bergkulturen stellen Herausforderungen im Berggebiet dar.
Um diesen zu begegnen, ist es notwendig, sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Resilienz der Land- und Forstwirtschaft zu steigern. Während beide Parameter von wirtschaftlichen und politischen Faktoren beeinflusst werden, kommen vor allem bei der Resilienz ökologische, soziale und kulturelle Faktoren hinzu.

Wege zu einem Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz 
Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit sind voneinander abhängig und miteinander verbunden, funktionieren jedoch nicht unbedingt auf die gleiche Weise. So können beispielsweise Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Umwelt schaden und somit die Anfälligkeit der Betriebe erhöhen und umgekehrt können Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz ihre Wettbewerbsfähigkeit verringern.

Welche Möglichkeiten ergeben sich nun, um sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Resilienz der Land- und Forstwirtschaft in Berggebieten zu verbessern? Möglichkeiten bestehen beispielsweise in der Nutzung des positiven Images und der Qualität von Bergprodukten durch Herkunftskennzeichnungen, wie zum Beispiel geografisch geschützter Angaben, welche den wirtschaftlichen Wert der Produkte steigern können. Doch auch die Vermarktung alternativer Nahrungsmittelsysteme oder die Chance, das einzigartige Klima in den Bergregionen als zukünftiges Wachstumsgebiet für Holz und Fasern zu nutzen, bietet große Potenziale.

Ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial bietet zudem der (nachhaltige) Tourismus, da er Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft schafft und lokale Märkte für Produkte und Dienstleistungen eröffnet. Zu den sozialen Möglichkeiten gehören Green-care Angebote, die insbesondere ruhige Umgebungen zur Entspannung und zum „Social-distancing“ nutzen. In kultureller Hinsicht können Angebote für Bildung und (agrar-) kultureller Tourismus für zusätzliches Einkommen in den Betrieben sorgen.

Auch moderne Technologien und Digitalisierung können zur Resilienz beitragen und direkt die Arbeitsbelastung reduzieren. Praktiken der Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energiequellen können zudem die Produktionskosten und Abhängigkeiten weiter verringern.
Das Wissen über diese Möglichkeiten kann dazu beitragen, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ein Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz herstellen und dadurch eine nachhaltige Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft in den Berggebieten gewährleisten.

Stefan Kirchweger, nationaler Experte der EIP-AGRI Focus Group zu wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen Berggebieten

Die Grüne Architektur der GAP 23-27 – Umweltleistungen der GAP im Fokus

Klimaschutz
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Die Grüne Architektur umfasst alle Anforderungen, Standards und Fördermaßnahmen des GAP-Strategieplans im Bereich Umwelt- und Klimaschutz und soll zeigen, wie diese ineinandergreifen und zusammenwirken. In unserem Erklärvideo werden die Umweltleistungen der GAP 23-27 anschaulich dargestellt.

Bei den Anforderungen, Standards und Fördermaßnahmen handelt es sich um die Konditionalität, das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) sowie Projektmaßnahmen im Bereich Bildung, Beratung und Investitionsförderung. Die Konditionalität bildet mit den elf Grundanforderungen an die Betriebsführung (GABs) und zehn Standards für den „Guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen” (GLÖZ-Standards) das Fundament der Grünen Architektur.
Darauf bauen im Bereich der flächen- und tierbezogenen Maßnahmen die vier Ökoregelungen und 21 Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen des ÖPULs auf und im Bereich der projektbezogenen Maßnahmen ein breites Angebot an Investitionsförderungsmaßnahmen sowie Bildungs- und Beratungsprojekte.

Insbesondere im flächenbezogenen Bereich gibt es Elemente der Grünen Architektur, welche dafür genutzt werden können, die Widerstandsfähigkeit des Betriebs vor externen Einflüssen zu erhöhen. So werden mit der Teilnahme an der Öko-Regelung „Begrünung – System Immergrün“ und der Agrarumwelt- und Klimamaßnahme „Erosionsschutz – Acker“ nicht nur die zugrunde liegenden GLÖZ-Standards fünf „Geeignete Bodenbearbeitung“ und GLÖZ-Standard sechs „Mindestbodenbedeckung“ automatisch miterfüllt, sondern kann ein Betrieb die Bodenerosion deutlich reduzieren und die Fruchtbarkeit seiner Ackerflächen steigern.

Im folgenden einige Statements von Landwirtinnen und Landwirten, wie die Grüne Architektur der GAP 23-27 innovativ und mit Vorteilen für die Bewirtschaftung umgesetzt werden kann: 

Stefan Nöbauer (Bio-Landwirt aus Oberösterreich)
„Mutterschaf- und Pferdehaltung in Kombination mit Ackerbau stellen die Grundpfeiler unserer biologischen Wirtschaftsweise dar. Damit können wir nicht nur das Beste aus beiden Betriebszweigen vereinen, sondern durch die gleichzeitige Teilnahme am ÖPUL, vielfältige Leistungen für Umwelt, Klima und Tierwohl erbringen. Die mehrjährige Ackerfutterfläche dient als zentrales Element des Systems. Immergrün, wird als hochwertiges Heu zu Winterfutter für die von uns gehaltenen gefährdeten Nutztierrassen verwendet und schützt den Boden vor Erosion sowie das Grundwasser vor Nährstoffeinträgen.“

Stefan Schmidt (Bio-Landwirt aus dem Weinviertel)
„Die Förderung der Vielfalt auf unseren Flächen hilft uns Landwirt:innen, die Fruchtbarkeit unserer Böden zu erhalten – denn Landwirtschaft braucht Biodiversität. Die Landwirtschaft ist aber auch die einzige Berufsgruppe, die die Möglichkeiten besitzt, diese Vielfalt aktiv zu fördern. Darum braucht Biodiversität auch Landwirtschaft. Diese Maßnahmen brauchen Zeit, Raum, Wissen und Erfahrung, damit sie gut durchgeführt werden können. Wir Landwirt:innen benötigen dafür auch Planbarkeit und eine adäquate Abgeltung dieser Leistungen.“

Josef Kaiser (Landwirt aus der Südoststeiermark)
„Die Teilnahme am Agrarumweltprogramm ÖPUL ermöglicht es mir, auf meinem Betrieb nicht nur die zugrundeliegenden Anforderungen der Konditionalität mit zu erfüllen, sondern Boden- und Grundwasserschutz-Maßnahmen abgegolten zu bekommen, welche der Markt über den Produktpreis leider noch nicht abbildet. Insbesondere die bodennahe und daher emissionsarme Ausbringung von Wirtschaftsdünger sowie der vorbeugende Schutz von Grundwasser vor Nährstoffeinträgen durch genaue Düngebilanzierung.“

Petra Poxleitner (Bio-Landwirtin aus Oberösterreich):
„Gerade für den Erhalt unserer extensiven Steilwiesen, welche nicht mit dem Motormäher befahrbar sind und händisch mit der Sense gemäht werden müssen, sind die Möglichkeiten zur Abgeltung dieser herausfordernden Bewirtschaftung durch die ÖPUL Naturschutzmaßnahme essenziell. Ohne die Abgeltung dieser herausfordernden Arbeit könnten wir die Bewirtschaftung dieser Flächen nicht wirtschaftlich fortführen und die Vielfalt an Orchideen, Enziane, et cetera würde rasch verbuschen und verwalden.“

Netzwerk Zukunftsraum Land hat zum Thema Grüne Architektur – Umweltleistungen der GAP im Fokus am 07. Dezember 2023 im Rahmen einer Veranstaltung informiert. Alle Unterlagen, Informationen und weiterführende Links dazu finden sich rechts auf dieser Seite.

Neues Handbuch „Leerstand mit Aussicht“

Lebensqualität

Das von der TU Wien und Projektpartnerinnen und -partnern erarbeitete Handbuch dient als Unterstützung für Leerstandsmanagement in den Regionen. Es soll ein Leitfaden für potenzielle Leerstandsmanagerinnen und -manager sowie Verantwortliche in den Gemeinden und Regionen sein, kann aber auch als Denkanstoß, Inspiration und Hilfestellung für den Umgang von ungenutzten Gebäuden und versiegelten Flächen dienen und ist online verfügbar.

Im Jahr 2021 hat das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BML) das Projektteam der Technischen Universität (TU) Wien mit der Studie „Leerstand mit Aussicht“ beauftragt, die ein Jahr zur Leerstandsaktivierung gearbeitet und die gesammelten Informationen in ein Handbuch aufbereitet hat.

Es handelt sich um keine klassische Studie, sondern um eine sehr praxisangewandte für die Nutzerinnen und Nutzer leicht verständlich aufbereitete, Arbeit auf Basis von wissenschaftlicher Recherche und Erkenntnissen kombiniert mit Praxisexpertise und Praxisbeispielen.

Die Arbeit entstand durch wissenschaftliche Recherche, Interviews mit bereits tätigen Leerstandsmanagerinnen und -managern, Exkursionen und Workshops unterstützt durch eine Begleitgruppe aus Vertreter:innen des BML, des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS), der neun Bundesländer, dem Österreichischen Gemeindebund, Österreichischen Städtebund und Expertinnen und Experten aus dem Bereich Orts- und Stadtkerne (zum Beispiel Plattform Baukulturpolitik, Planungsbüros, Architekteninnen und Architekten).

Ziel war die Erarbeitung eines handlungsleitenden druckfertigen Praxishandbuches für ein aktives Leerstandsmanagement. Wichtig dabei war ein Zusammenführen der Expertise des Studien-Teams mit der Praxis-Erfahrung der Leerstands-Pionierinnen – und Pioniere und der Leerstands-Profis sowie Wissen aus Forschung und Praxis zusammenzubringen, zu reflektieren und in Feedbackrunden verbessert, anwendungsorientiert darzustellen.

Zielgruppe sind zukünftige und bereits tätige Leerstandsmanagerinnen und -manager, Personen, die im selben Bereich tätig sind, aber eine andere Aufgabenbezeichnung haben, sowie Entscheidungsträger:innen und Interessierte in Gemeinden und Regionen, welche die Leerstandsaktivierung angehen möchten.

Das Handbuch besteht aus 69 doppelseitigen Karten, die auf der Vorderseite mit einem vorwiegend theoretischen Inhalt Hintergründe zu den Überschriften/Fragen bieten, und auf der Rückseite Beispiele, Tipps, Zitate und Erfahrungsberichte mit vorwiegend praktischem Inhalt vorweisen.

Parallel zum Start der beiden Fördermaßnahmen aus dem GAP-Strategieplan 2023–2027 zur Orts- und Stadtkernstärkung in der AMA Digitalen Förderplattform steht das Handbuch nun online zur Verfügung: Dieses und weitere Handbücher sowie einzelne Best-Practice-Beispiele für Leerstandsaktivierung finden sich auch auf der Regionen-Dialog-Plattform.

Rural Toolkit: Überblick über die Förderlandschaft auf europäische Ebene

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Natürliche Ressourcen

Das Joint Research Centre (JRC) hat im Auftrag der Europäischen Kommission das Rural Toolkit als eines der Schlüsselelemente in der Umsetzung des ländlichen Aktionsplans („Rural Action Plan“) im Rahmen der Langzeitvision für ländliche Gebiete in der EU („Long-term vision for rural areas“) vorgestellt. Das Online-Event (inklusive Live-Demo) wurde aufgezeichnet und kann HIER nachgesehen werden!

Das Rural Toolkit stellt einen umfassenden Leitfaden für EU-Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für ländliche Gebiete in der Europäischen Union dar. Ziel ist es, lokalen Behörden, Institutionen und Interessenträger:innen, Unternehmen und Einzelpersonen dabei zu helfen, bestehende EU-Mittel, Programme und andere Finanzierungs- und Unterstützungsinitiativen zu ermitteln und zu nutzen und so die Entwicklung in ländlichen Gebieten in der EU zu fördern.

Das Tool wurde federführend vom JRC in enger Abstimmung mit der DG REGIO und der DG AGRI erarbeitet und ist in allen EU-Sprachen verfügbar; die GAP und die Kohäsionspolitik wurden im Zusammenhang mit der Förderung ländlicher Gebiete besonders hervorgehoben, es wurde aber auch betont, dass es daneben noch viele andere Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten gibt.
Neben einem „Funding Finder„verfügt das Tool auch über eine EU-Projektlandkarte mit Projekten, die zur Umsetzung eigener Projektideen einladen sollen („Get inspired“). Weitere Best-practice-Projekte können direkt unter JRC-RURAL-TOOLKIT@ec.europa.eu eingemeldet werden.