Antragstellung über die digitale Förderplattform (DFP)
Sie wollen im Rahmen des GAP-Strategieplans (GSP) über die Digitale Förderplattform (DFP) einen Förderantrag stellen beziehungsweise abwickeln? Unser neu erstellte Leitfaden unterstützt Sie dabei! Seit Anfang 2023 ist die Online-Antragstellung für erste Fördermaßnahmen des GSP in den Bereichen Wein, Imkerei und den Projektmaßnahmen der Ländlichen Entwicklung in der DFP möglich; weitere Maßnahmen (zum Beispiel Obst und Gemüse) folgen 2024.
An Hindernissen wachsen: Resilienz und Lebenslanges Lernen
Resilienz ist spätestens seit 2000 zum Thema in Wissenschaft, Politik und im Bildungsbereich geworden. Lebenslanges Lernen dagegen ist ein Konzept mit Wurzeln in den 1960er-Jahren. Es steht für einen bildungsökonomischen Ansatz und für die Förderung demokratisch-gesellschaftlicher Teilhabe und Mündigkeit. Beide Konzepte sind vorausschauend und krisensensitiv.
Der Begriff Resilienz kommt aus der Materialwissenschaft und bezeichnet die Fähigkeit eines Stoffes, sich nach Veränderung seiner Form und Konsistenz in seine Ausgangsverfassung zurückzubilden. Für Individuen bedeutet Resilienz, dass sie auch bei schweren (kurz- oder langfristigen) Belastungen mit einem oder mehreren Stressoren (zum Beispiel Verlust eines Menschen, überfordernde Lebenssituation, Gewalterfahrung, Armut, Entwurzelung, …) einen gelingenden Lebensweg führen. Resiliente Menschen sind trotz traumatischer Erlebnisse gesund, sozial eingebettet, lernfähig und beruflich erfolgreich.
Wie unterstützt lebenslanges Lernen bei der Entwicklung resilienter Umgangsformen?
Wege und Methoden der Resilienzsteigerung
Das Seminar „Innere Stärke und Stabilität trainieren“, das im Rahmen der LFI-Bildungsangebote „Lebensqualität Bauernhof“ stattfand, zeigt, wie mit Bildungsarbeit Resilienz gesteigert werden kann. Technisch-sozialer Wandel greift in gewohnte Strukturen ein und drängt zu ständigem und raschem Umlernen. Neben fachlichen Kompetenzen sind dabei besonders soziale und Selbstkompetenzen gefordert, beispielsweise in schwierigen Situationen wie der Hofübergabe: Seminarleiterin Nina Rebhandl dokumentiert in ihrem Artikel aus 2020, wie man Resilienz durch „Bewusstmachen“ von Ressourcen schult.
Ressourcen werden beispielsweise durch Lebenslinien oder Rituale, die das Wertvolle betonen, sichtbar. (Beispiel: ein Abendritual, bei dem drei positive Erlebnisse des Tages reflektiert werden – besonders wertvoll mit Kindern). Weiters stärken Übungen zur Perspektivenübernahme und zum Gewinnen eines realistischen Selbstbildes Resilienz. Hier wird das eigene Erleben relativiert und eigene Chancen werden besser einschätzbar. Die Resilienzforschung betont auch, dass Zugang zu eigenen Gefühlen und eigenem Körpererleben elementar ist – etwas, was man üben kann. Herausforderungen nicht aus dem Weg zu gehen und keine falsche Schonhaltung einzunehmen ist ein weiterer Weg zu Resilienz.
Sozial-kulturelle Ermöglicher:innen
Resilienz und Lebenslanges Lernen werden mitunter als Aufgabe des Individuums gesehen. Man übersieht eventuell, dass Resilienz nicht alleine, sondern nur im sozialen Miteinander und innerhalb eines kulturellen Raumes (Werte, Religiosität, persönliche Sinnquellen, Naturerleben) entwickelt wird.
Im Folgenden werden drei Phänomene genannt, welche „Ermöglicher:innen“ von Resilienz sind. Diese Ermöglicher:innen zeigen, dass Resilienz etwas ist, das „von Außen“ gefördert werden kann:
- Resilienz wird durch das Erleben von Wertschätzung, Empathie und Engagement in der Begegnung mit anderen (auch und gerade, wenn die Begegnung nicht nur harmonisch ist) gestärkt.
- Elementar sind Erfolgserlebnisse und die Erfahrung, aus eigenen Kräften etwas verändern und erreichen zu können (auch kleine Erfolge sind wirksam).
- Kulturelle Sinnressourcen (zum Beispiel Religiosität, Naturerleben, persönliche Sinnquellen) geben Halt und machen resilient.
Diese „Ermöglicher:innen von Resilienz“ werden bereits im Bildungssystem zur Verfügung gestellt. Beispiele dafür sind partizipativ und sensitiv gestaltete Angebote der Erwachsenenbildung, Kurse der Basisbildung und Alphabetisierung oder Schulen, wo ein freundliches und stabiles Klassenklima nachweislich vulnerablen Kindern hilft, eine resiliente Stufe zu erreichen (Quelle: https://www.aktionsrat-bildung.de/fileadmin/Dokumente/Gutachten_pdfs/ARB_Gutachten_WEB_2022.pdf ).
Resilienz zu gestalten ist Aufgabe für jede/n einzelne/n. Darüber hinaus ist die durchgängige Berücksichtigung von Resilienzfragen in Institutionen des Lebenslangen Lernens wünschenswert. Ein guter Startpunkt wäre, Resilienz intensiv zu thematisieren und damit mehr Verständnis sowie Motivation zu erzielen.
Petra H. Steiner, Erwachsenenbildnerin in Österreich
Resilienz und Ländliche Räume in Österreich
Was sind aktuell Herausforderungen Ländlicher Räume in Österreich?
Eine der größten Herausforderungen ist die Urbanisierung und die anhaltende Abwanderung aus den ländlichen Räumen bei gleichzeitig starker Zuwanderung in Rändern von Ballungsräumen und prosperierenden Regionen. Die Zunahme von Klimarisiken, wie zum Beispiel Starkregenereignisse, Hagel, Auftauen des Permafrostes, Rückgang der Gletscher und Abnahme der Schneedecke sind in vielen Regionen immer stärker spürbar.
Sehr oft zeigt sich die starke wirtschaftliche Abhängigkeit von einzelnen Wirtschaftszweigen (Wintertourismus), deren Zukunft durch den Klimawandel gefährdet ist. Zunehmende Trockenheit, Temperaturänderungen und stärkerer Schädlingsdruck führen zu veränderten Bewirtschaftungsbedingungen in der Land- und Forstwirtschaft. Dazu kommen Risiken für Umwelt und Biologische Vielfalt durch nach wie vor zu hohe Flächeninanspruchnahme und Versiegelung.
Wie können die Ländlichen Räume resilienter und in Folge krisenfester werden?
Ländliche Räume als Systeme können vor allem durch Diversität in allen relevanten Bereichen (Umwelt, Wirtschaft, Soziales) resilienter werden.
Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Resilienz“?
Resilienz von ländlichen Räumen und Regionen bedeutet im Sinne des Vorsorgeprinzips, auf mögliche Veränderungen vorbereitet zu sein, sowie Trends und Entwicklungen rechtzeitig und vorausschauend zu erkennen. Das Konzept der Resilienz kann zu Missverständnissen führen: Resilienz bedeutet nicht, zu einem „Ursprungszustand“ zurückzukehren, sondern dynamisch auf Weiterentwicklung und Einflüsse von außen vorbereitet und damit anpassungsfähig zu sein.
Resilienz hat immer auch eine räumliche und zeitliche Komponente: Auf lange Sicht ist es wichtig, Resilienz in ländlichen Räumen zu stärken, zum Beispiel durch vielfältige Arten- und Sortenwahl oder Fruchtfolge in der Land- und Forstwirtschaft, Vermeidung der Bodenversiegelung, oder durch eine Diversifizierung der Einkommensquellen im Bereich der Wirtschaft, des Handwerks, der verarbeitenden Betriebe.
Welche Ebenen der Resilienz gibt es?
Je diverser ein System ist, desto resilienter ist es. Ein wichtiger Faktor ist die wirtschaftliche und soziale Komponente der Resilienz. Daher ist die Politik gefordert, die Voraussetzungen für Diversität zu schaffen.
Dies betrifft auf der einen Seite die Förderung einer naturnahen und vielfältigen Land- und Forstwirtschaft, aber auch die Sicherung der regionalen Lebensmittelversorgung, regionale Versorgung mit einem geeigneten Mix aus erneuerbaren beziehungsweise regenerativen Energiequellen und geeigneten Speichermöglichkeiten, Eindämmung der Flächeninanspruchnahme, Wiederbelebung von Ortskernen, Stärkung der Infrastruktur und des öffentlichen Verkehrs.
Im Lichte des Klimawandels werden Klima- und Umweltrisiken für Organisationen und Unternehmen häufiger auftreten. Unternehmen müssen hier aktiv sein, um einerseits die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen und andererseits ökonomische Auswirkungen möglichst gering zu halten.
Resilienz der einzelnen Personen bedeutet im Zusammenhang mit Klimarisiken, Eigenvorsorgemaßnahmen zu treffen: baulich am eigenen Gebäude- und Wohnbereich, ausreichend Bevorratung im Haushalt und entsprechende Notfallpläne zu kennen.
Helmut Gaugitsch, Bernhard Ferner, Andreas Heissenberger, Markus Leitner,
Umweltbundesamt
Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Land- und Forstwirtschaft im Berggebiet
Stefan Kirchweger von STUDIA Austria schreibt über die Verbindung von Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Berggebieten. In einer EIP-AGRI Focus Group der Europäischen Kommission koordiniert er Fachexpert:innen, die sich der Frage stellen, welche innovativen Ansätze im Zusammenhang mit Land-, Forst- und Bioökonomie die Wettbewerbsfähigkeit sowie die sozioökonomische und ökologische Widerstandsfähigkeit von Berggebieten und ihren Gemeinden fördern können.
Die Europäische Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) ist ein Konzept zur Förderung von Innovationen in der Land- und Forstwirtschaft. Die Europäische Kommission setzt regelmäßig EIP-AGRI Focus Groups um, in welchen Forschungs- und Innovationslücken systematisch erhoben werden. Stefan Kirchweger von STUDIA Austria koordiniert die EIP-AGRI Focus Group zu wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen Berggebieten. Nachstehend gibt er Einblick darüber wie Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Berggebiete inhaltlich zusammenhängen und macht neugierig auf die Ergebnisse der EIP-AGRI Focus Groups, die nicht nur den Innovationsbedarf, sondern auch innovative Ansätze und Innovationen in diesem Kontext aufzeigen.
Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz der Land- und Forstwirtschaft im Berggebiet
Berggebiete erstrecken sich über ganz Europa entlang von Gebirgszügen. Obwohl es keine allgemeingültige Definition eines Berggebiets gibt, werden Berggebiete in der Regel auf der Grundlage geologischer, topografischer und administrativer Kriterien definiert. Die Land- und Forstwirtschaft stellt in Berggebieten einen relevanten Wirtschaftssektor dar und bietet eine breite Palette einzigartiger Produkte und Dienstleistungen, die sowohl für den Lebensunterhalt und die Wirtschaft vor Ort als auch auf regionaler und sogar globaler Ebene wertvoll sein können. Mit Bezug zu wirtschaftlichen Aktivitäten sind dies zum Beispiel Lebensmittel, Holz und Holzprodukte sowie Erholung. Aber auch die Bereitstellung sogenannter öffentlicher Güter wie beispielsweise Wasserressourcen, Energieerzeugung, biologische Vielfalt, Klimaregulierung und Schutzfunktionen oder kulturelle Funktionen wie traditionelles Wissen zählen dazu.
Wettbewerbsfähige und resiliente Berggebiete als Antwort auf multiple Herausforderungen
Die Land- und Forstwirtschaft in den Bergregionen ist einer Reihe von Herausforderungen ausgesetzt. Dazu gehören die hohen Produktionskosten, die damit verbundene Aufgabe von Flächen, die begrenzten Anbauflächen an sich und der Wettbewerb auf dem Weltmarkt. Aber auch soziale Ausgrenzung, Abwanderung, eine alternde Bevölkerung, Auswirkungen des Klimawandels und der Konfrontation mit großen Raubtieren, eine schlechte Infrastruktur, weit entfernte Bildungs- und Trainingseinrichtungen sowie die Gefährdung einzigartiger Bergkulturen stellen Herausforderungen im Berggebiet dar.
Um diesen zu begegnen, ist es notwendig, sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Resilienz der Land- und Forstwirtschaft zu steigern. Während beide Parameter von wirtschaftlichen und politischen Faktoren beeinflusst werden, kommen vor allem bei der Resilienz ökologische, soziale und kulturelle Faktoren hinzu.
Wege zu einem Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz
Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit sind voneinander abhängig und miteinander verbunden, funktionieren jedoch nicht unbedingt auf die gleiche Weise. So können beispielsweise Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Umwelt schaden und somit die Anfälligkeit der Betriebe erhöhen und umgekehrt können Maßnahmen zur Steigerung der Resilienz ihre Wettbewerbsfähigkeit verringern.
Welche Möglichkeiten ergeben sich nun, um sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Resilienz der Land- und Forstwirtschaft in Berggebieten zu verbessern? Möglichkeiten bestehen beispielsweise in der Nutzung des positiven Images und der Qualität von Bergprodukten durch Herkunftskennzeichnungen, wie zum Beispiel geografisch geschützter Angaben, welche den wirtschaftlichen Wert der Produkte steigern können. Doch auch die Vermarktung alternativer Nahrungsmittelsysteme oder die Chance, das einzigartige Klima in den Bergregionen als zukünftiges Wachstumsgebiet für Holz und Fasern zu nutzen, bietet große Potenziale.
Ein erhebliches wirtschaftliches Potenzial bietet zudem der (nachhaltige) Tourismus, da er Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft schafft und lokale Märkte für Produkte und Dienstleistungen eröffnet. Zu den sozialen Möglichkeiten gehören Green-care Angebote, die insbesondere ruhige Umgebungen zur Entspannung und zum „Social-distancing“ nutzen. In kultureller Hinsicht können Angebote für Bildung und (agrar-) kultureller Tourismus für zusätzliches Einkommen in den Betrieben sorgen.
Auch moderne Technologien und Digitalisierung können zur Resilienz beitragen und direkt die Arbeitsbelastung reduzieren. Praktiken der Kreislaufwirtschaft und erneuerbare Energiequellen können zudem die Produktionskosten und Abhängigkeiten weiter verringern.
Das Wissen über diese Möglichkeiten kann dazu beitragen, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ein Gleichgewicht zwischen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz herstellen und dadurch eine nachhaltige Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft in den Berggebieten gewährleisten.
Stefan Kirchweger, nationaler Experte der EIP-AGRI Focus Group zu wettbewerbsfähigen und widerstandsfähigen Berggebieten
Die Grüne Architektur der GAP 23-27 – Umweltleistungen der GAP im Fokus
Die Grüne Architektur umfasst alle Anforderungen, Standards und Fördermaßnahmen des GAP-Strategieplans im Bereich Umwelt- und Klimaschutz und soll zeigen, wie diese ineinandergreifen und zusammenwirken. In unserem Erklärvideo werden die Umweltleistungen der GAP 23-27 anschaulich dargestellt.
Bei den Anforderungen, Standards und Fördermaßnahmen handelt es sich um die Konditionalität, das Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) sowie Projektmaßnahmen im Bereich Bildung, Beratung und Investitionsförderung. Die Konditionalität bildet mit den elf Grundanforderungen an die Betriebsführung (GABs) und zehn Standards für den „Guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand von Flächen” (GLÖZ-Standards) das Fundament der Grünen Architektur.
Darauf bauen im Bereich der flächen- und tierbezogenen Maßnahmen die vier Ökoregelungen und 21 Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen des ÖPULs auf und im Bereich der projektbezogenen Maßnahmen ein breites Angebot an Investitionsförderungsmaßnahmen sowie Bildungs- und Beratungsprojekte.
Insbesondere im flächenbezogenen Bereich gibt es Elemente der Grünen Architektur, welche dafür genutzt werden können, die Widerstandsfähigkeit des Betriebs vor externen Einflüssen zu erhöhen. So werden mit der Teilnahme an der Öko-Regelung „Begrünung – System Immergrün“ und der Agrarumwelt- und Klimamaßnahme „Erosionsschutz – Acker“ nicht nur die zugrunde liegenden GLÖZ-Standards fünf „Geeignete Bodenbearbeitung“ und GLÖZ-Standard sechs „Mindestbodenbedeckung“ automatisch miterfüllt, sondern kann ein Betrieb die Bodenerosion deutlich reduzieren und die Fruchtbarkeit seiner Ackerflächen steigern.
Im folgenden einige Statements von Landwirtinnen und Landwirten, wie die Grüne Architektur der GAP 23-27 innovativ und mit Vorteilen für die Bewirtschaftung umgesetzt werden kann:
Stefan Nöbauer (Bio-Landwirt aus Oberösterreich)
„Mutterschaf- und Pferdehaltung in Kombination mit Ackerbau stellen die Grundpfeiler unserer biologischen Wirtschaftsweise dar. Damit können wir nicht nur das Beste aus beiden Betriebszweigen vereinen, sondern durch die gleichzeitige Teilnahme am ÖPUL, vielfältige Leistungen für Umwelt, Klima und Tierwohl erbringen. Die mehrjährige Ackerfutterfläche dient als zentrales Element des Systems. Immergrün, wird als hochwertiges Heu zu Winterfutter für die von uns gehaltenen gefährdeten Nutztierrassen verwendet und schützt den Boden vor Erosion sowie das Grundwasser vor Nährstoffeinträgen.“
Stefan Schmidt (Bio-Landwirt aus dem Weinviertel)
„Die Förderung der Vielfalt auf unseren Flächen hilft uns Landwirt:innen, die Fruchtbarkeit unserer Böden zu erhalten – denn Landwirtschaft braucht Biodiversität. Die Landwirtschaft ist aber auch die einzige Berufsgruppe, die die Möglichkeiten besitzt, diese Vielfalt aktiv zu fördern. Darum braucht Biodiversität auch Landwirtschaft. Diese Maßnahmen brauchen Zeit, Raum, Wissen und Erfahrung, damit sie gut durchgeführt werden können. Wir Landwirt:innen benötigen dafür auch Planbarkeit und eine adäquate Abgeltung dieser Leistungen.“
Josef Kaiser (Landwirt aus der Südoststeiermark)
„Die Teilnahme am Agrarumweltprogramm ÖPUL ermöglicht es mir, auf meinem Betrieb nicht nur die zugrundeliegenden Anforderungen der Konditionalität mit zu erfüllen, sondern Boden- und Grundwasserschutz-Maßnahmen abgegolten zu bekommen, welche der Markt über den Produktpreis leider noch nicht abbildet. Insbesondere die bodennahe und daher emissionsarme Ausbringung von Wirtschaftsdünger sowie der vorbeugende Schutz von Grundwasser vor Nährstoffeinträgen durch genaue Düngebilanzierung.“
Petra Poxleitner (Bio-Landwirtin aus Oberösterreich):
„Gerade für den Erhalt unserer extensiven Steilwiesen, welche nicht mit dem Motormäher befahrbar sind und händisch mit der Sense gemäht werden müssen, sind die Möglichkeiten zur Abgeltung dieser herausfordernden Bewirtschaftung durch die ÖPUL Naturschutzmaßnahme essenziell. Ohne die Abgeltung dieser herausfordernden Arbeit könnten wir die Bewirtschaftung dieser Flächen nicht wirtschaftlich fortführen und die Vielfalt an Orchideen, Enziane, et cetera würde rasch verbuschen und verwalden.“
Netzwerk Zukunftsraum Land hat zum Thema Grüne Architektur – Umweltleistungen der GAP im Fokus am 07. Dezember 2023 im Rahmen einer Veranstaltung informiert. Alle Unterlagen, Informationen und weiterführende Links dazu finden sich rechts auf dieser Seite.
Neues Handbuch „Leerstand mit Aussicht“
Das von der TU Wien und Projektpartnerinnen und -partnern erarbeitete Handbuch dient als Unterstützung für Leerstandsmanagement in den Regionen. Es soll ein Leitfaden für potenzielle Leerstandsmanagerinnen und -manager sowie Verantwortliche in den Gemeinden und Regionen sein, kann aber auch als Denkanstoß, Inspiration und Hilfestellung für den Umgang von ungenutzten Gebäuden und versiegelten Flächen dienen und ist online verfügbar.
Im Jahr 2021 hat das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BML) das Projektteam der Technischen Universität (TU) Wien mit der Studie „Leerstand mit Aussicht“ beauftragt, die ein Jahr zur Leerstandsaktivierung gearbeitet und die gesammelten Informationen in ein Handbuch aufbereitet hat.
Es handelt sich um keine klassische Studie, sondern um eine sehr praxisangewandte für die Nutzerinnen und Nutzer leicht verständlich aufbereitete, Arbeit auf Basis von wissenschaftlicher Recherche und Erkenntnissen kombiniert mit Praxisexpertise und Praxisbeispielen.
Die Arbeit entstand durch wissenschaftliche Recherche, Interviews mit bereits tätigen Leerstandsmanagerinnen und -managern, Exkursionen und Workshops unterstützt durch eine Begleitgruppe aus Vertreter:innen des BML, des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS), der neun Bundesländer, dem Österreichischen Gemeindebund, Österreichischen Städtebund und Expertinnen und Experten aus dem Bereich Orts- und Stadtkerne (zum Beispiel Plattform Baukulturpolitik, Planungsbüros, Architekteninnen und Architekten).
Ziel war die Erarbeitung eines handlungsleitenden druckfertigen Praxishandbuches für ein aktives Leerstandsmanagement. Wichtig dabei war ein Zusammenführen der Expertise des Studien-Teams mit der Praxis-Erfahrung der Leerstands-Pionierinnen – und Pioniere und der Leerstands-Profis sowie Wissen aus Forschung und Praxis zusammenzubringen, zu reflektieren und in Feedbackrunden verbessert, anwendungsorientiert darzustellen.
Zielgruppe sind zukünftige und bereits tätige Leerstandsmanagerinnen und -manager, Personen, die im selben Bereich tätig sind, aber eine andere Aufgabenbezeichnung haben, sowie Entscheidungsträger:innen und Interessierte in Gemeinden und Regionen, welche die Leerstandsaktivierung angehen möchten.
Das Handbuch besteht aus 69 doppelseitigen Karten, die auf der Vorderseite mit einem vorwiegend theoretischen Inhalt Hintergründe zu den Überschriften/Fragen bieten, und auf der Rückseite Beispiele, Tipps, Zitate und Erfahrungsberichte mit vorwiegend praktischem Inhalt vorweisen.
Parallel zum Start der beiden Fördermaßnahmen aus dem GAP-Strategieplan 2023–2027 zur Orts- und Stadtkernstärkung in der AMA Digitalen Förderplattform steht das Handbuch nun online zur Verfügung: Dieses und weitere Handbücher sowie einzelne Best-Practice-Beispiele für Leerstandsaktivierung finden sich auch auf der Regionen-Dialog-Plattform.
Rural Toolkit: Überblick über die Förderlandschaft auf europäische Ebene
Das Joint Research Centre (JRC) hat im Auftrag der Europäischen Kommission das Rural Toolkit als eines der Schlüsselelemente in der Umsetzung des ländlichen Aktionsplans („Rural Action Plan“) im Rahmen der Langzeitvision für ländliche Gebiete in der EU („Long-term vision for rural areas“) vorgestellt. Das Online-Event (inklusive Live-Demo) wurde aufgezeichnet und kann HIER nachgesehen werden!
Das Rural Toolkit stellt einen umfassenden Leitfaden für EU-Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für ländliche Gebiete in der Europäischen Union dar. Ziel ist es, lokalen Behörden, Institutionen und Interessenträger:innen, Unternehmen und Einzelpersonen dabei zu helfen, bestehende EU-Mittel, Programme und andere Finanzierungs- und Unterstützungsinitiativen zu ermitteln und zu nutzen und so die Entwicklung in ländlichen Gebieten in der EU zu fördern.
Das Tool wurde federführend vom JRC in enger Abstimmung mit der DG REGIO und der DG AGRI erarbeitet und ist in allen EU-Sprachen verfügbar; die GAP und die Kohäsionspolitik wurden im Zusammenhang mit der Förderung ländlicher Gebiete besonders hervorgehoben, es wurde aber auch betont, dass es daneben noch viele andere Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten gibt.
Neben einem „Funding Finder„verfügt das Tool auch über eine EU-Projektlandkarte mit Projekten, die zur Umsetzung eigener Projektideen einladen sollen („Get inspired“). Weitere Best-practice-Projekte können direkt unter JRC-RURAL-TOOLKIT@ec.europa.eu eingemeldet werden.
European Startup Village Forum (europe.eu)
Online-Selbstlernkurse als neues Weiterbildungsformat im Netzwerk
Netzwerk Zukunftsraum Land wird in dieser Periode vermehrt auf zielgruppenorientierte Angebote zur Vermittlung von Wissen, sowie zum Erlernen praktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten setzen. Dies soll Schlüsselpersonen der ländlichen und regionalen Entwicklung in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.
Neben altbewährten Formaten wie Workshops und Seminaren soll auch bewusst Neues ausprobiert werden. So werden derzeit die ersten Online-Selbstlernkurse entwickelt. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes „asynchrones Format“, was bedeutet, dass ein Kurs von Interessierten zu jeder Zeit gestartet und im eigenen Lerntempo absolviert werden kann. Möglich macht dies die Digitalisierung.
Die Kursinhalte werden von Expertinnen und Experten zum jeweiligen Thema entwickelt und erstellt, unterstützt durch didaktische und technische Expertise der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Die Kurse sind so angelegt, dass Teilnehmende automatisch durch unterschiedliche Kursteile geführt werden. Die inhaltlichen Elemente sind sehr vielfältig und reichen von Informationsvermittlung durch Videos, Präsentationen und Interviews, über das selbständige Arbeiten mit Fachliteratur bis hin zu Lernkontrollen in Form von Multiple-Choice Fragen oder Quizzen.
Auch die Interaktion wird bei diesem Format nicht zu kurz kommen. Parallel zu jedem Kurs wird ein Online-Forum eingerichtet, bei dem sich Teilnehmende untereinander austauschen können. Zusätzlich steht die Expertin beziehungsweise der Experte in einem definierten Zeitraum zur Verfügung und beantwortet Fragen zu den Kursinhalten.
Mit dem Ziel einer sehr kompakten Wissensvermittlung soll jeder Kurs innerhalb von 2-3 Stunden absolviert werden können. Dies und der Wegfall von Reisezeiten erleichtert die individuelle Zeiteinteilung und ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit mit Familie, Beruf und Privatleben.
Die Inhalte der Online-Selbstlernkurse werden jährlich mit den Begleitgruppen abgestimmt. Vorschläge für mögliche interessante Themen können jederzeit beim Team von Netzwerk Zukunftsraum Land eingebracht werden (office@zukunftsraumland.at).
Für 2023 sind zwei Online-Kurse geplant. Der erste bietet einen Einstieg in das Thema „Agile Methoden der Regionalentwicklung“. Aufbauend darauf, beziehungsweise für jene, die sich bereits mit Agilität beschäftigt haben, vertieft der zweite Kurs die agile Methode „Design Thinking“.