Neue Publikationen zur Förderung von Insektenvielfalt

Klimaschutz
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Rund 80 % der Wildpflanzenarten und 75 % der wichtigsten Kulturpflanzenarten sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen? Insekten sichern etwa 35 % der weltweiten Nahrungsmittelproduktion, und allein in Deutschland wird der wirtschaftliche Nutzen der Bestäubung auf rund 3,8 Milliarden € pro Jahr geschätzt.

Gleichzeitig zeigen zahlreiche Studien einen dramatischen Rückgang der Biomasse fliegender Insekten – verursacht unter anderem durch intensive Landwirtschaft, den Eintrag von Stoffen und Flächenverbrauch. Der Schutz und die Förderung von Insekten und Biodiversität sind dringend notwendig – und auf vielfältige Weise möglich.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben die Bodensee-Stiftung, der Global Nature Fund, das Netzwerk Blühende Landschaft, die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall und Nestlé Deutschland im Rahmen des EU-LIFE-Projekts „Insektenfördernde Regionen“ zusammengearbeitet. Ziel war es, regionale Netzwerke zur Förderung von Insekten aufzubauen und die Zusammenarbeit verschiedener Landnutzungsgruppen zu stärken.

Zum Abschluss des Projekts konnten folgende Ergebnisse präsentiert werden:

  • Leitfaden für mehr und bessere Insektenförderung auf Landschaftsebene
    Der 62-seitige Leitfaden zeigt eine Vielzahl an Ansätzen auf, wie Insekten- und Biodiversitätsschutz über klassische Blühstreifen hinaus gelingen kann. Die Rolle von Landwirtschaft, Lebensmittelbranche, Forstwirtschaft, Kommunen und Unternehmen wird beleuchtet.
    Instrumente für insektenfreundliches Management werden anhand ihrer Vorteile erklärt und durch gute Praxisbeispiele ergänzt. Fördermöglichkeiten, Bildungs- und Beratungsangebote sowie Strategien zur Akzeptanzförderung sind zielgruppenspezifisch aufbereitet.
    Denn: Wirksamer Biodiversitäts- und Insektenschutz gelingt nur im Zusammenspiel aller Akteur:innen.
  • Biodiversität fördern – Maßnahmen für mehr Insektenvielfalt in Landwirtschaft, Kommunen und Gärten
    Der Leitfaden wird ergänzt durch einen 46-seitigen Maßnahmenkatalog, der von über 60 Demonstrationsbetrieben im Projekt erprobt wurde. Die Sammlung reicht von „Ackerrandstreifen“ bis zu „weiten Reihen“ und umfasst Maßnahmen in Ackerbau, Grünland, Obstbau, Weinbau sowie im Garten. Eine Übersicht biodiversitätsfördernder Strukturen rundet den Katalog ab.

Beide Publikationen stehen auf Deutsch und Englisch zum Download bereit.

EU-Umfrage zur Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

ICF, ein in Brüssel ansässiges Beratungsunternehmen, wurde von der GD AGRI beauftragt, eine Studie zur Anpassung an den Klimawandel in der Landwirtschaft in der EU mit Schwerpunkt Wassermanagement durchzuführen. Ziel dieser Studie ist es, zu verstehen, wie sich der Klimawandel und das Wetter auf Landwirtinnen und Landwirte auswirken und wie sie mit Änderungen ihrer Systeme und Praktiken, einschließlich Investitionen, Arbeitsweisen und Informationsnutzung, darauf reagieren.

Im Rahmen dieser Studie soll direktes Feedback von Landwirtinnen und Landwirten eingeholt werden. Zu diesem Zweck wurde eine Umfrage entwickelt.

Die wertvollen Erkenntnisse der Landwirtinnen und Landwirte tragen zu einem besseren Verständnis der aktuellen Klimaauswirkungen und Anpassungspraktiken bei und bilden die Grundlage für zukünftige politische Maßnahmen zur Unterstützung des Sektors.

Die Umfrage ist in allen 24 EU-Sprachen verfügbar und endet am 6. Juni 2025!

Nachlese: Lebensräume verbinden – ÖPUL-Maßnahmen als Chance für die Biodiversität

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Artenvielfalt ist für funktionierende Ökosysteme und eine nachhaltige Landwirtschaft unverzichtbar. Viele Arten übernehmen wichtige Aufgaben wie Bestäubung, Schädlingsregulation oder Humusbildung und tragen wesentlich zur Nahrungsmittelproduktion bei. Viele von ihnen – etwa der Wiesenknopf-Ameisenbläuling – haben allerdings komplexe Lebensraumansprüche und sind auf bestimmte Pflanzen oder Tiere angewiesen. Der Verlust von Lebensräumen gefährdet daher direkt ihre Existenz. Ein wichtiger Faktor, der dem Verlust der Artenvielfalt entgegenwirken kann, ist die Vernetzung von Lebensräumen. Die Veranstaltung „Lebensraumvernetzung mit ÖPUL-Maßnahmen“ widmete sich am 28. April 2025 dieser Thematik.

Vernetzung als Schlüsselstrategie
Studien zeigen alarmierende Rückgänge von Insektenpopulationen – lokal auch bis zu 75 % in nur drei Jahrzehnten. Um diese Entwicklung zu stoppen, betonte der Ökologe Georg Derbuch, sei es zentral, Strukturen in der Landschaft zu erhalten und zu vernetzen. Dazu gehören lineare Strukturen wie Hecken oder Gräben sowie Trittsteinbiotope wie Feldgehölze und Teiche. Diese fördern die Mobilität und das Überleben vieler Tierarten. Wichtig dabei sei auch die Verwendung regionaltypischer Gehölze, regionalen Saatguts und eine enge räumliche Verknüpfung der Elemente, da viele Tiere nur geringe Distanzen überwinden können. Elisabeth Kerschbaumer, von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, stellte die Maßnahmen des Österreichischen Agrarumweltprogramms ÖPUL vor, die zur Lebensraumvernetzung beitragen. Hecken, Raine und Uferrandstreifen zählen ebenso zu den förderfähigen Landschaftselementen wie Feldgehölze, Tümpel und Einzelbäume- und Sträucher. Besondere Bedeutung haben Biodiversitätsflächen, für deren Anlage und Pflege es klare Vorgaben gibt. Auch werden Zuschläge für die Umsetzung zusätzlicher Leistungen angeboten. Ziel ist eine gleichmäßige Verteilung von Lebensräumen in der Landschaft.

Lebensraumvernetzung in der Praxis
Zahlreiche Praxisbeispiele zeigen, wie Biodiversitätsförderung sowohl in intensiven Ackerbauregionen als auch in intensiven Grünlandgebieten gelingen kann. Der Ökologe Harald Schau sowie der Landwirt Paul Weiß berichteten von gemeinschaftlich umgesetzten und konzertiert angelegten Strukturen, in intensiv genutzten Ackergebieten, im Osten Österreichs. Paul Weiß ging hierbei noch gesondert auf die erfolgreiche Organisation und Finanzierung der Anlage von Biodiversitätsflächen durch die örtliche Jagdgesellschaft sowie die Unterstützung durch die Niederösterreichische Agrarbezirksbehörde ein. Der Landwirt Stefan Schmidt, dessen Betrieb ebenfalls in einer intensiven Ackerbauregion liegt, erläuterte die Umsetzung von Biodiversitäts- und Vernetzungsmaßnahmen auf seinem Betrieb und betonte neben der dauerhaften Flächenbegrünung die reduzierte Bodenbearbeitung. Ale drei betonten die Bedeutung von Altgrasstreifen, die über den Winter stehenden gelassen werden.

Andreas Badinger und Tanja Moser stellten ihre Grünlandbetriebe in Salzburg und Vorarlberg vor. Sie berichteten von der gezielten Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen und der Anlage von neuen Strukturen – etwa der bewussten Anlage von Grasstreifen, auch mitten durch Intensivgrünland oder der bewussten Pflanzung bestimmter Baumarten. Thomas Labuda, vom Österreichischen Kuratorium für Landtechnik, stellte zudem ein Projekt vor, das in drei Modellregionen – vom Flachgau bis zum Waldviertel – überbetriebliche Lebensraumvernetzung testet und Wissen über Artenvielfalt und Lebensraumvernetzung vermittelt.

Erfolg für Naturschutz und Landwirtschaft
Die vorgestellten Beiträge zeigen eindrucksvoll, dass der Erhalt und die Förderung von Biodiversität kein Widerspruch zur landwirtschaftlichen Nutzung darstellt – im Gegenteil: Artenvielfalt bildet die Grundlage für langfristige Ertragsfähigkeit, ökologische Stabilität und regionale Wertschöpfung. Unterschiedlichste Maßnahmen – von Biodiversitätsflächen über Mehrnutzenhecken bis zu Agroforstsystemen – leisten wichtige Beiträge zur Lebensraumvernetzung und sind durch das ÖPUL gezielt förderbar. Entscheidend ist dabei die enge Zusammenarbeit von Landwirtinnen und Landwirten, Naturschutz, Jagd und Verwaltung sowie eine regionale, praxisnahe Umsetzung. Die vorgestellten Beispiele belegen, dass Biodiversität durch Engagement, Beobachtung und Kooperation erfolgreich erhalten und gefördert werden kann.

Landjugend Österreich: Interaktive Hofübernahme/Hofübergabe Broschüre

Lebensqualität

Kompakt, verständlich und interaktiv:
Innerhalb von 10 Minuten werden die wichtigsten Infos rund um die Hofübernahme und Hofübergabe kompakt und verständlich in einem interaktiven Videoformat zusammengefasst. Die interaktive Aufbereitung der Materialien erlaubt es, individuell durch die verschiedenen Bereiche rund um die Hofübernahme zu navigieren und Zusatzinformationen herunterzuladen.

Die Landjugend Österreich hat die wichtigsten Tipps und Tricks für eine gelungene innerfamiliäre, aber auch außerfamiliäre Hofübernahme in den beiden bewährten Broschüren zusammengefasst. Dabei werden sämtliche Aspekte des Übergabeprozesses aus menschlicher, rechtlicher und steuerlicher Sicht behandelt. Diese Inhalte sind nun auch in Form einer interaktiven Hofübernahme/Hofübergabe Broschüre verfügbar. In Form von Kurzvideos werden junge Landwirtinnen und Landwirte durch den Prozess begleitet. Eingebettet sind außerdem Downloadmöglichkeiten zu weiterführenden Informationen und Checklisten sowie Weiterleitungen zu verschiedenen Kontaktdaten, die bei Fragen der Hofübernahme mit Rat und Tat unterstützen.

Mehr Informationen zur Hofübernahme und zur Initiative „Hofübernahme im Fokus – die Zukunft unserer Landwirtschaft“ sind HIER zu finden.

Podcast Tipp: Mutige Frauen braucht das Land!

Lebensqualität

Bei einer gemeinsamen Wanderung entstand die Podcast-Idee. Raffaela Lackner und Elisabeth Leitner wollten ein gemeinsames Projekt starten, abseits ihres beruflichen Alltags. Sie waren es leid, immer nur Negatives über den ländlichen Raum, seine Unzulänglichkeiten und mögliche Abwanderungsgründe von Frauen zu hören. Ihr Projekt sollte einen positiven Beitrag leisten, denn ihre Erfahrungen waren ganz andere.

Am Land wimmelt es nämlich nur so von weiblicher Größe, von faszinierenden Frauen, die sich mutig dem Alltag stellen und den ländlichen Raum durch ihr Wirken und ihr Wesen gestalten und bereichern. Das wollen die beiden zeigen, und so starteten sie im Februar 2021 den Podcast „Mutige Frauen braucht das Land“, der bereits den Steirerin Award erhalten hat und auch einmal bei den Ö3 Podcast Awards unter den Finalist:innen war.

Einmal im Monat bringen die beiden eine Folge heraus. Das Spektrum reicht von Gründerinnen und Wiedereinsteigerinnen zu Bürgermeisterinnen und Politikerinnen bis zu Geschäftsführerinnen, Aussteigerinnen, Aufsteigerinnen und jedenfalls allesamt Macherinnen. Darunter befinden sich Polizistinnen, Landwirtinnen, Gastwirtinnen, Forscherinnen, Ärztinnen, Sportlerinnen, Regionalmanagerinnen, Diätologinnen, Künstlerinnen, Handwerkerinnen, Feministinnen, Bäckerinnen, Pädagoginnen, Filmemacherinnen, Studentinnen, Forstwirtinnen und noch so viel mehr mutige Frauen.

Raffaela und Elisabeth treffen diese Frauen vor Ort, dort wo sie wirken. Sie sprechen über deren Leben und fragen nach ihren Visionen und Lebenskonzepten. Nach ihren Strategien, Sehnsüchten und Weisheiten, aber auch nach Hoppalas und Wendepunkten in ihrem Leben. „Bei jedem Gespräch ist etwas dabei, dass uns bewegt, weiterbringt, Kraft und Motivation schenkt.“ meinen die beiden Frauen, die für das Projekt selbst auch eine Portion Mut mitgebracht haben. Sie haben sich die notwendigen Skills selbst beigebracht und machen den Podcast in ihrer Freizeit. „Unsere Belohnung ist es, wenn wir positives Feedback erhalten, die Hörer:innen unseren Podcast abonnieren und weitersagen und uns mutige Frauen empfehlen.“

Zu hören gibt es den Podcast auf allen gängigen Podcast Plattformen!

Dürfen wir vorstellen? Die Farmfluencer! – Geflügelhof Daller

Innovation
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität

Vor zwei Jahren hat der Verein Wirtschaften am Land das Projekt farmfluencer_at ins Leben gerufen. Farmfluencer sind junge Bäuerinnen und Bauern, die über soziale Medien Einblicke in die Landwirtschaft geben. 24 Farmfluencer aus ganz Österreich zeigen der Gesellschaft das echte Leben am Hof und erklären, was die österreichische Land- und Forstwirtschaft leistet. Mit authentischen und informativen Beiträgen erreichen sie tausende Menschen und bringen dabei nicht nur die schönen Seiten der Landwirtschaft näher, sondern beleuchten auch die Herausforderungen, mit denen sie tagtäglich konfrontiert sind. Gerade in einer Zeit, in der ein Großteil der Bevölkerung die Verbindung zur Landwirtschaft verloren haben, leisten die Farmfluencer wertvolle Aufklärungsarbeit. Zusammen mit der Jungen Landwirtschaft Österreich (JLW) möchten sie die Agrarkommunikation auf die nächste Stufe heben. Bei diesem gemeinsamen Projekt liegt ein besonderer Fokus auf den Themen Tierwohl, Kreislaufwirtschaft und der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Um das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu schärfen und positive Veränderungen zu bewirken.

Wir haben mit Anna Daller vom Geflügelhof Daller über das Thema „Mut“ gesprochen:

Mut bedeutet, auch in unsicheren Zeiten nach vorne zu gehen. Was hat dich dazu bewogen, dich als Farmfluencerin digital zu zeigen und Einblicke in deinen landwirtschaftlichen Alltag zu geben? Wo liegen deine Schwerpunkte?

Ich habe mit Social Media angefangen, um zu zeigen, wie viel Arbeit es ist, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen, was Nebenerwerb heißt und auch Frauen in der Landwirtschaft zu vertreten und zu zeigen, dass Frauen genau die gleiche Rolle am Betrieb einnehmen können wie Männer. Ich will zeigen, was so eine Bäuerin alles machen muss und vor allem machen kann. Ich will auch für Resilienz stehen und Hürden mit einer Prise Humor nehmen und auch so teilen.

Der Schwerpunkt an meinem Betrieb ist die Direktvermarktung der Nudeln. In diesen Bereich stecke ich auch die meiste Zeit und Energie, um dies auszubauen. Dazu gehört die derzeit kleine Legehennenhaltung. Wir haben auch Ackerbau am Betrieb. Mit dem Ackerbau will ich mich in den nächsten Jahren dann noch tiefer befassen. Leider fehlte dafür bis jetzt immer die Zeit.

In Zeiten des Klimawandels, wirtschaftlicher Herausforderungen und gesellschaftlicher Veränderungen braucht es innovative Ansätze. Welche mutigen Entscheidungen hast du in deinem Betrieb getroffen, um zukunftsfähig zu bleiben?

Ich bin tatsächlich erst das zweite Jahr Betriebsführerin und habe deshalb noch wenige große Schritte gewagt bis dato, die Ideen und Pläne sind aber definitiv da. Ein großes Projekt war die Umstellung von den Elterntieren damals auf die kleine Legehennenhaltung. Ich habe überlegt, was die Konsument:innen wollen und das war eindeutig mehr Tierwohl und Transparenz. Wir haben somit einen sehr großräumigen Stall mit Fenstern für viel Tageslicht und im Hofladen Fenster in den Hühnerstall, wo die Konsument:innen beim Einkauf direkt auch sehen, wie es den Tieren geht, von denen die Produkte kommen.

Ein weiteres Projekt war der neue Trockenraum für die Nudeln, den wir Ende letztes Jahr aufgestellt haben. Die Nudelproduktion soll in weiterer Folge mit Sonnenenergie betrieben werden. Dieses Jahr werde ich den Auslauf für die Hühner noch fertig machen, für noch mehr Tierwohl.

Veränderungen sind oft mit Unsicherheiten verbunden und manchmal läuft nicht alles nach Plan. Gab es in deinem Berufsalltag Momente des „Scheiterns“ beziehungsweise des Wieder-Aufstehens – und was/ hast du daraus für dich (und deinen Betrieb) gelernt?

Tatsächlich gab es damals, als ich angefangen habe nach der Schule am Betrieb zu arbeiten, einen großen Moment der Ungewissheit. Es gab in dieser Zeit einige gesetzliche Änderungen, welche sich direkt auf unseren Betrieb ausgewirkt haben. Der Betrieb ist 2017 so umgebaut worden, dass ich in Zukunft zwei Gruppen Bio-Lege-Elterntiere halten und von der Landwirtschaft leben kann. Aufgrund der Änderungen, die damals gefordert waren und der daraus resultierenden Probleme, haben wir uns entschieden, die Elterntierhaltung aufzugeben. 

Ich habe dann mit der Betriebsübernahme den Schritt gewagt, wieder Hühner einzustellen, aber im kleinen Rahmen, um selbst alle Rahmenbedingungen für meine Tiere und mich bestimmen zu können. Ich habe aus diesen Tiefpunkten gelernt, dass man immer auf kurzfristige Änderungen vorbereitet sein muss und für einen erfolgreichen Betrieb ausreichend finanzielle Puffer braucht, um auf solche Situationen entsprechend reagieren zu können. Vor allem will ich aber auch in Zukunft daran arbeiten, meinen Betrieb vielseitig aufzustellen, um nicht auf eine einzelne Einkommensquelle angewiesen zu sein, da dies auch eine höhere Krisensicherheit gewährleistet.

Was gibt dir persönlich Kraft und Zuversicht, trotz der vielen Herausforderungen, mit Leidenschaft und Innovationsgeist in die Zukunft der Landwirtschaft zu blicken?

Ich sehe meinen Betrieb als Chance, dass ich aus dem, woran meine Eltern ihr ganzes Leben gearbeitet haben und was sie über die Jahre aufgebaut haben, etwas Großartiges machen kann. Ein Bauernhof ist eine Chance, sich mit Ehrgeiz, Engagement und viel Mut etwas aufzubauen und sich selbst zu verwirklichen. Diese Chance bekommt nicht jede/r in ihrem/seinem Leben und ich bin sehr dankbar dafür. 

Du bekommst mit einem Bauernhof ein Buch mit vielen Seiten, die du alle so beschreiben kannst, wie du willst. Dieser Gedanke schafft es (welche Hürden auch in Zukunft auf mich zukommen werden), dass ich mit Zuversicht Lösungen und neue Wege finde.

Mut ist ansteckend und Vorbilder können viel bewirken. Was würdest du anderen jungen Menschen raten, die sich für die Landwirtschaft interessieren, aber vielleicht Angst vor den Unsicherheiten und Herausforderungen in diesem Beruf haben?

Ich würde ihnen raten, mutig zu sein und den Sprung ins kalte Wasser zu wagen, wenn Begeisterung dafür da ist. Die Landwirtschaft bietet so viele Chancen, sich selbst zu verwirklichen, Spezialist:in in Gebieten zu werden, wo die wenigsten überhaupt einen Einblick bekommen. Ich habe den Betrieb mit 24 Jahren übernommen. Es ist eine große Herausforderung am Anfang und man weiß vieles nicht und einiges geht am Anfang auch schief. Man darf nicht gleich entmutigt werden und braucht ein dickes Fell. Ich bin ein Mensch, der immer Rückhalt braucht, weshalb ich auch noch neben der Landwirtschaft arbeiten gehe. Dies ist eine Option für Menschen, die auch dieses Sicherheitsnetz brauchen, falls etwas schief geht. Etwas, das ich den Menschen aber mitgeben will, ist, dass der Beruf Landwirtin und Landwirt harte Arbeit bedeutet. Er fordert Resilienz und Ehrgeiz. Vor allem am Anfang, wenn man sich erst etwas aufbauen will, muss man die Arbeit oft vor andere Dinge stellen. Ich würde den Menschen aber auch mitgeben, dass sie daran arbeiten sollen, etwas aufzubauen, das nicht das ganze Leben lang bedeutet, die Arbeit vor alles andere zu stellen.

Gibt es Momente, in denen du spürst, dass es als Frau in der Landwirtschaft besonderen Mut braucht? Wenn ja, wie gehst du damit um?

Ich fühle mich als Frau in der Landwirtschaft oft unter Druck, mir keine Fehler erlauben zu dürfen. Vor allem, weil ich dafür einstehe, dass Frauen in der Landwirtschaft das Gleiche können wie Männer. Ich bin darum immer eher ängstlich, wenn ich etwas Neues lerne oder probiere, dass mich jemand dabei sieht, wie ich es nicht kann. Da brauche ich immer sehr viel Mut, trotzdem den Schritt zu wagen – sei es, Gülle fahren lernen oder mit der Motorsäge schneiden etc.

Es braucht für mich als Frau auch viel Mut, um Hilfe zu bitten. Ich versuche zwar immer nach dem Motto „Improvise – Adapt – Overcome“ zu leben und will zeigen, wie stark ich als Frau bin und was ich alles kann, aber manchmal reichen meine Kraft oder meine Fähigkeiten nicht und ich muss um Hilfe bitten. Da muss ich mich selbst auch immer überwinden.

Was bedeutet „Mut“ für dich persönlich? 

Mut bedeutet für mich, für meine Werte, meinen Glauben und für mich selbst einzustehen.  Mut bedeutet, für mich einzustehen und mich nicht von anderen klein machen zu lassen. 

Es bedeutet immer an mich und meine Fähigkeiten zu glauben. 

Mut bedeutet aber auch, einen Schritt zurückzugehen und sich neu zu orientieren, wenn es notwendig ist.

 

Anna Daller im Interview mit Stephanie Topf, Netzwerk Zukunftsraum Land

Zwischen Strategie und Struktur: Wie Gleichstellung in der GAP-Umsetzung gelingen kann

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Die Arbeitsgruppe Geschlechtergleichstellung im Rahmen des GAP-Strategieplans wurde eingerichtet, um die Gleichstellung der Geschlechter in der Umsetzung und Wirkung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu verbessern. 

Im GAP-Strategieplan ist die Geschlechtergleichstellung als ein zentrales Querschnittsthema verankert. Ziel ist es, Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern im landwirtschaftlichen Sektor und im ländlichen Raum sicherzustellen sowie bestehende Ungleichheiten abzubauen. Wir sprachen mit Veronika Resch-O’Hogain, Leiterin der Arbeitsgruppe, über deren Ziele, Maßnahmen und Wirkungen:

Frau Resch-O’Hogain, Sie leiten diese Arbeitsgruppe, was war die zentrale Motivation für deren Einrichtung?

Gleichstellung ist ein Thema, das alle Lebens- und Politikbereiche betrifft – so auch die Landwirtschaft und Regionalentwicklung. Vor etlichen Jahren las ich in einer österreichischen Tageszeitung zum Thema Gleichstellung den Satz: „Verbale Aufgeschlossenheit bei gleichbleibender Verhaltensstarre“. Dieser Satz beschreibt für mich die Situation sehr treffend. Zwar wird in der männlich dominierten Agrarpolitik heute niemand mehr die wichtige Rolle von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben infrage stellen, doch die Bereitschaft, Veränderungen zugunsten von Frauen herbeizuführen, bleibt überschaubar. 

Genau hier setzt die Arbeitsgruppe an: Wir wollen Möglichkeiten ausloten, wie Gleichstellung in der Umsetzung und Wirkung des GAP-Strategieplans verbessert werden kann. Wir, das sind in diesem Fall Stakeholder aus den Bereichen Agrarpolitik und ländliche Entwicklung, wie Kammern, Regierungsorganisationen und NGOs. 

Es ist mir wichtig zu betonen, dass wir nicht bei null anfangen. In den vergangenen Jahren wurden bereits konkrete Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt – oft unter Einbeziehung von Expert:innen in gemeinsamen Arbeitsgruppen. Dennoch bleibt viel zu tun.

Wie ist das Thema Geschlechtergleichstellung im GAP-Strategieplan strukturell verankert?

Die GAP-Strategieplan Verordnung gibt neun spezifische Ziele vor, welche durch die Umsetzung der Fördermaßnahmen erreicht werden sollen. Das Ziel 8 bezieht sich ausdrücklich auf die „Förderung […] der Gleichstellung der Geschlechter, einschließlich der Beteiligung von Frauen an der Landwirtschaft, sozialer Inklusion…“. Der Auftrag ist somit klar und deutlich formuliert – doch wie dieser erreicht werden soll, bleibt offen. Es lassen sich nicht auf den ersten Blick Fördermaßnahmen erkennen, die genau auf diese Zielsetzungen fokussieren. Daher verfolgen wir in Österreich den Ansatz, dass viele der bestehenden Maßnahmen eine Wirkung in Richtung Gleichstellung entfalten können – vorausgesetzt sie werden tatsächlich gleichstellungsorientiert umgesetzt. Hier gibt es viele Möglichkeiten, aber derzeit noch wenig Erfahrungen, welche Maßnahmen tatsächlich die Situation von Frauen in der Landwirtschaft verbessern. 

Die Ausgestaltung der Förderprogramme ist je nach EU-Mitgliedsstaat sehr unterschiedlich, besonders spannend finde ich dabei die Ansätze anderer Länder wie Spanien oder Irland, die proaktiv vorgehen. Ihre Evaluierungen werden wertvolle Erkenntnisse liefern.

Was bedeutet aus Ihrer Sicht Gleichstellung im landwirtschaftlichen/ländlichen Kontext, und warum ist sie für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums so wichtig?

Ein Wirtschaftssektor oder eine Region kann sich nur dann langfristig gut entwickeln, wenn alle Menschen – unabhängig vom Geschlecht – eine finanzielle Existenz nach ihren Lebensentwürfen aufbauen und soziale Absicherung erreichen können. Doch Statistiken zeigen: Frauen haben oft einen schwierigeren Zugang zu Ressourcen. Sie erben seltener Betriebe – die häufigste Form des Eigentumserwerbs in der Landwirtschaft – und stoßen immer noch auf veraltete Rollenbilder in Familie, Werbung oder Beratung. Diese schränken ihre Entfaltungsmöglichkeiten ein oder erschweren sie zumindest erheblich. 

Frauen sind zudem nicht entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil in politischen Gremien vertreten; das gilt sinngemäß auch für die Mitsprache in den diversen Ebenen der Interessensvertretungen.

Dank engagierter Frauen und Männer wurden bereits Fortschritte erzielt. In der höheren landwirtschaftlichen Ausbildung sind Mädchen stark vertreten. Auch die Forderung von Frauen an politischer Mitsprache und Entscheidungsbefugnis wird aufgrund von Eigeninitiativen oder durch Programme vorangetrieben – doch handelt es sich meist um Einzelfälle und nicht um einen systemischen Ansatz.

Kurz gesagt: „Gleichstellung bedeutet, dass Frauen für ihre Arbeit in der Landwirtschaft gleiche finanzielle und soziale Absicherung sowie Anerkennung und politische Mitsprache erhalten – Voraussetzungen für gute Partnerschaften.“ Hier ist meiner Ansicht nach noch viel zu tun – von beiden Geschlechtern. Denn nur wer repräsentiert ist, kann sicherstellen, dass die eigenen Perspektiven und Rechte in politischen Maßnahmen, Programmen und Rechtstexten berücksichtigt werden.

Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Umsetzung von Gleichstellungsmaßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich? 

Die größte Herausforderung sehe ich derzeit darin, überhaupt gemeinsame Ziele für Gleichstellungsmaßnahmen im landwirtschaftlichen Bereich zu definieren. Dafür müssen Entscheidungsträger:innen zunächst von den Vorteilen einer Gleichstellung überzeugt werden. Es ist ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft und für ein demokratisches System, wenn jede und jeder sich frei entfalten kann – ohne durch Rollenbilder eingeschränkt zu werden.

In Einzelgesprächen oder Workshops stoße ich oft auf zurückhaltende Zustimmung auf strategischer Ebene. Doch wenn ich konkret frage, ob man sich für die eigenen Kinder gleiche Chancen wünscht – sei es beim Zugang zu (finanziellen) Ressourcen oder bei der Entlohnung für Arbeitsleistungen und Absicherung –, ist die Antwort ein klares „Ja“.

Sobald dieser Wille zur Gleichstellung vorhanden ist, bleibt jedoch die Frage: An welchen Stellschrauben soll gedreht werden? Zum Glück können wir hierzu auf die Erkenntnisse von österreichischen Wissenschaftler:innen zurückgreifen, die zu diesem Thema schon langjährig forschen. Auch auf EU-Ebene werden derzeit mehrere Horizon-Projekte umgesetzt, die sich genau diesem Thema widmen.

Aufgrund der eingangs beschriebenen Situation fokussieren wir in unserer Arbeitsgruppe auf das Förderprogramm GAP-Strategieplan mit dem Ziel in wenigen ausgewählten Maßnahmen noch in der laufenden Umsetzung Gendermainstreaming-Ansätze einzubauen und haben hierzu einen konkreten Maßnahmenplan aufgestellt.

Die Arbeitsgruppe hat einen umfassenden Maßnahmenplan erarbeitet. Davon sind 3 Schwerpunkbereiche nun in Umsetzung: Gleichstellung in der Beratung, in Investitionen sowie im regionalen Kontext. Wie kam es zu dieser Priorisierung? 

Der GAP-Strategieplan umfasst zahlreiche Maßnahmen, die sich beispielsweise hinsichtlich Zielsetzung (Nutzen auf betrieblicher Ebene oder auf regionaler Ebene), förderwerbenden Personen (Einzel-Antragsteller:innen versus kooperative Akteur:innen), landwirtschaftlicher Kontext oder ländlicher Raum unterscheiden. In Workshops haben wir diese Vielfalt anhand einiger Kriterien eingegrenzt. Die Priorisierung erfolgte beispielsweise anhand des Budgetvolumens, denn Interventionen mit hoher Dotierung lassen eine höhere Wirkung bei verbesserter Geschlechtergleichstellung erwarten. Außerdem sollte ein Handlungsspielraum gewährt sein – also Steuerungsschrauben, an denen auch während der laufenden Planumsetzung gedreht werden kann. Im Sinne einer evidenzbasierten Politikumsetzung sollte auch die Möglichkeit zur Erhebung von Daten und entsprechende Evaluierungsmöglichkeiten genutzt werden können. 

Daraus ergab sich der Fokus auf die drei Bereiche: 

  • land- und forstwirtschaftliche Beratung, 
  • Investitionen und Diversifizierungstätigkeiten auf landwirtschaftlichen Betrieben, 
  • Fokus auf eine Region und den dort umgesetzten Maßnahmen zur Stärkung des ländlichen Raums. 

Ich freue mich, dass wir in all diesen Bereichen mit den entscheidenden Playern, also jenen Organisationen, die die Maßnahmen umsetzen, sehr konstruktiv zusammenarbeiten. So konnten wir in mehreren Workshops mit Vertreter:innen der Landwirtschaftskammern aus deren konkreten Erfahrungen in Beratungssituationen lernen und gemeinsam Lösungsansätze diskutieren.

Für den regionalen Fokus wurde die LEADER-Region Hermagor ausgewählt. Wird es weitere Pilotregionen geben?

Die LEADER-Region Hermagor hat sich als Pilotregion angeboten – ein wichtiger Schritt! Wir analysieren dort die bestehende lokale Entwicklungsstrategie unter dem Aspekt des Gendermainstreamings. Es geht also darum, sicherzustellen, dass bei der Umsetzung der geplanten Schwerpunkte und Projekte Frauen und Männer gleichermaßen profitieren. Um dies zu bewältigen, muss zuerst Wissen über die unterschiedlichen Bedürfnisse/Nutzungsverhalten von Männern und Frauen aufgebaut werden (Infrastruktur zur Mobilität, Dienstleistungen etc.). 

Gemeinsam mit der Region werden Gleichstellungsziele und Maßnahmenansätze für konkrete Umsetzungsvorhaben erarbeitet. Um diesen Prozess zu begleiten, finanzieren wir eine Expertin, welche die Verantwortlichen der LEADER-Region über den Zeitraum von mehreren Monaten gezielt unterstützt.

Aufbauend auf den Erfahrungen der LEADER-Region Hermagor möchten wir langfristig auch anderen Regionen Handlungsempfehlungen zur Verfügung zu stellen. Dabei wollen wir auch den Austausch mit anderen Fonds, wie beispielsweise dem ESF+, nutzen beziehungsweise auf Erkenntnisse von Regionen setzen, die aus Eigeninitiative eine Vorreiterrolle beim Thema Chancengleichheit einnehmen.

Welche Ergebnisse erwarten Sie sich von den laufenden Maßnahmen, insbesondere im Hinblick auf die langfristige Wirkung im landwirtschaftlichen Sektor?

Ich erwarte kleine, aber messbare Fortschritte auf struktureller Ebene, wie beispielsweise landwirtschaftliche Beratungsangebote, die explizit Frauen und Männer ansprechen und wo auf die Finanz- und Arbeitszeitressourcen aller am Hof Lebenden eingegangen wird. Hier geht es darum, die guten Leistungen einzelner Berater:innen in die Breite zu tragen. Außerdem erwarte ich mir auf Basis unserer Evaluierungsprojekte ein besseres Verständnis darüber, wie Frauen an den landwirtschaftlichen Investitionsförderungen teilhaben. Ähnliches gilt für die Umsetzung von LEADER-Projekten. 

Langfristig erhoffe ich mir, dass wir aufgrund unserer guten Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe und den umgesetzten Projekten das Thema Chancengleichheit positiv besetzen können und somit dazu beitragen, dass sich eine gleichstellungsorientierte Kultur in der Agrarpolitik entwickelt. Diese sollte sich in den Zielsetzungen und Ausgestaltungen zukünftiger Politikmaßnahmen und Gremienbesetzungen widerspiegeln. 

Für mich steht fest: langfristige Erfolge können nur gemeinsam erreicht werden – durch aktive Beteiligung beider Geschlechter.

Veronika Resch-O’Hogain ist Mitarbeiterin der Abteilung II/2: Koordination GAP-Strategiepläne und EU-Fischereifonds im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft. 

Interview: Netzwerk Zukunftsraum Land/ Stephanie Topf

Gender Mainstreaming in der Agrarpolitik – Interview mit Heide Cortolezis

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Die Arbeitsgruppe Geschlechtergleichstellung im Rahmen des GAP-Strategieplans wurde eingerichtet, um die Gleichstellung der Geschlechter in der Umsetzung und Wirkung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu verbessern. Im GAP-Strategieplan ist die Geschlechtergleichstellung als ein wichtiges Querschnittsthema verankert. Sie zielt darauf ab, Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern im landwirtschaftlichen Sektor und im ländlichen Raum sicherzustellen und bestehende Ungleichheiten abzubauen. 

Wir haben mit Heide Cortolezis, die als Fachexpertin Teil der Arbeitsgruppe (AG) ist, gesprochen. Im Gespräch erklärt sie die Bedeutung von Gender Mainstreaming in der Agrarpolitik und wie dieses Prinzip in der Arbeit der AG umgesetzt wird.

Frau Cortolezis, Sie sind Expertin für Gender Mainstreaming. Was bedeutet dieser Ansatz konkret – besonders im Kontext der Landwirtschaft und des ländlichen Raums?

Gender Mainstreaming (GM) ist ein strategisches Instrument, das darauf abzielt, Gleichstellung systematisch in allen Bereichen mitzudenken – auch in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum. Es geht darum, Veränderungen bewusst zu gestalten, und das funktioniert nur, wenn man gemeinsam erkennt, warum etwas verändert werden muss (der „Case for Action“) und welches Ziel man dabei verfolgt. Damit Gender Mainstreaming wirklich umgesetzt wird, muss klar benannt werden, was im jeweiligen Kontext unter Gleichstellung verstanden wird und wohin die Entwicklung führen soll. Diese Zielsetzung muss auf strategischer Ebene erfolgen. Erst dann können Strukturen – wie Zuständigkeiten, Entscheidungswege, Verfahren oder Budgeteinsätze – so angepasst werden, dass sie konkret zur Erreichung dieser Ziele beitragen.

Wie haben Sie Ihre Expertise in die Arbeit der Arbeitsgruppe Geschlechtergleichstellung eingebracht? Gab es spezielle Aspekte des Gender Mainstreamings, die Sie besonders betonen wollten?

In meiner Arbeit in der Arbeitsgruppe war es mir wichtig zu betonen, dass Gleichstellung nicht nur „Frauensache“ ist. Alle Maßnahmen zur Entwicklung von Landwirtschaft und ländlichem Raum sollten immer auch danach gefragt werden, wie sie sich auf Frauen und Männer unterschiedlich auswirken. Leider bleibt die Gender-Perspektive in der Praxis oft auf einzelne Projekte für Frauen beschränkt. Dabei geht es nicht nur darum, etwas für Frauen zu tun, sondern durch ihre aktive Beteiligung etwas für die Landwirtschaft insgesamt zu erreichen. Das volle Potenzial beider Geschlechter zu nutzen, ist entscheidend für die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe – wird aber oft durch traditionelle Strukturen ausgebremst.

Welche Herausforderungen oder Hürden sehen Sie aktuell bei der Umsetzung von Gender Mainstreaming in agrarpolitischen Programmen wie dem GAP-Strategieplan?

Eine der größten Hürden ist, dass klare Gleichstellungsziele oft fehlen – dabei sind sie ein zentraler Bestandteil von Gender Mainstreaming. Es wird selten eindeutig formuliert, was Gleichstellung in einem bestimmten Programm überhaupt bedeutet und was konkret erreicht werden soll – etwa durch Fördermaßnahmen oder Projekte. Wenn das unklar bleibt, fehlen auch die konkreten Schritte, um Gleichstellung gezielt voranzubringen. Ohne strategischen Rahmen und ohne klare Kommunikation nach außen bleibt das Thema oft vage – und verliert dadurch an Wirkung.

Gender Mainstreaming wird oft als Werkzeug zur Förderung von Gleichstellung gesehen. Wenn Sie die aktuelle Umsetzung mit der Implementierungsphase der AG – etwa um 2018 – vergleichen: Erkennen Sie Unterschiede in der Herangehensweise oder im Bewusstsein für Geschlechtergerechtigkeit?

Ja, es gibt deutliche Unterschiede. In der Förderperiode 2014–2020 wurden im Zuge der Ex-ante-Evaluierung zwar Ziele und Empfehlungen für mehr Gleichstellung erarbeitet, aber nur teilweise umgesetzt. Die damalige Arbeitsgruppe hat viele Maßnahmen angestoßen, jedoch eher breit gestreut.

Im aktuellen Konzept wird nun gezielter und tiefer gearbeitet – einzelne Maßnahmen oder Interventionen stehen im Fokus, werden dafür aber mit allen Beteiligten intensiv und mit klaren Zielsetzungen bearbeitet. Das macht den Umsetzungsprozess transparenter und nachvollziehbarer – und schafft eine gute Grundlage, um diese Herangehensweise künftig auf weitere Bereiche zu übertragen.

Wie bewerten Sie die bisherigen Maßnahmen der Arbeitsgruppe in den Bereichen Beratung, Investitionen und regionale Umsetzung aus der Perspektive des Gender Mainstreamings?

Im Bereich Beratung wurde intensiv und erfolgreich mit allen relevanten Ebenen zusammengearbeitet:
Praxis: Berater:innen aus dem Feld,
Umsetzung: Landwirtschaftskammern,
Ausbildung: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik.

Gemeinsam wurden die Beratungssituation und bestehende Weiterbildungsangebote analysiert. Daraus entstand eine „Landkarte der Hebelpunkte“, die zeigt, wo im Beratungsprozess Gleichstellung besonders wirksam gefördert werden kann. In Workshops mit den Organisationen und dem BML wurden daraufhin klare Ziele und konkrete Schritte zur Umsetzung und strukturellen Veränderung definiert – ein echter Fortschritt.

Im Bereich Investitionen analysiert derzeit die BAB (Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen) Investitionsprojekte hinsichtlich ihrer Gender-Wirkung – also zum Beispiel Anzahl, Volumen und Themen der geförderten Projekte in der landwirtschaftlichen Erzeugung und Diversifizierung. Auf Basis dieser Daten werden die nächsten Maßnahmen entwickelt.

Die regionale Umsetzung hat leider etwas später begonnen. Erste Schritte wurden mit zwei Workshops gemacht, in denen ein gemeinsames Verständnis von Gender Mainstreaming erarbeitet wurde. Der wichtige Austausch mit dem Vorstand ist für Ende April 2025 geplant – ein zentraler Meilenstein für die weitere Verankerung.

Inwiefern trägt die Auswahl der LEADER-Region Hermagor als Pilotprojekt dazu bei, Gender Mainstreaming auf regionaler Ebene zu verankern?

Die Pilotregion wird ihre bestehende Lokale Entwicklungsstrategie um Gleichstellungsziele ergänzen. Jenseits von „sex-counting“ und strategischen Feldern, in denen eindeutig Frauen und Männer als solche sichtbar sind, soll nachvollziehbar werden, was es bedeutet, wenn „alle in allen Bereichen eine Gleichstellungsperspektive“ einnehmen.

Neben der inhaltlichen Verankerung von Geschlechtergleichstellung in der Lokalen Entwicklungsstrategie gilt es mit der LAG – vor allem mit jenen Akteurinnen und Akteure der LAG, die in steuernden und entscheidenden Funktionen sind (Vorstand/ Projektauswahlgremium) – zu konkretisieren, welches Governance- und Steuerungssystem praktikabel ist.

Wir hoffen, die Ergebnisse sind gut auf andere Leader-Regionen übertragbar.

Welche langfristigen Wirkungen erhoffen Sie sich durch die Maßnahmen der Arbeitsgruppe im Hinblick auf eine nachhaltigere und gerechtere Agrarpolitik?

Im Bereich Beratung ist eine sehr positive Veränderung zu erwarten, da alle beteiligten Organisationen tatsächlich gebündelt den gemeinsam formulierten Gleichstellungszielen zuarbeiten und die vereinbarten Schritte umsetzen.

Im Bereich Investitionen sind spannende Evaluierungsergebnisse zu erwarten. Falls sich Muster hinsichtlich geschlechtsspezifisch konnotierter Themen/ Arbeitsbereiche, Förderwerberinnen und Förderwerber, Investitionshöhen, etc. identifizieren lassen, können die Strukturen dahingehend verändert werden, dass die wirtschaftlichen Leistungen und der Beitrag zur Sicherung und Entwicklung der Betriebe von Frauen und Männern explizit die gleiche Bewertung und Anerkennung erhalten. Und es gibt noch weitere Maßnahmen, die die AG während der Programmlaufzeit umsetzen möchte.

 Wo sehen Sie bereits positive Entwicklungen im Bereich der Geschlechtergleichstellung im ländlichen Raum?

Es gibt bereits eine wachsende Bereitschaft unter den Akteur:innen, sich hinter das gemeinsame Ziel zu stellen, die ländliche Entwicklung geschlechtergerecht zu gestalten. Das heißt: Frauen und Männer sollen gleichermaßen mitentscheiden, mitgestalten und Verantwortung übernehmen können – in allen Bereichen des Lebens, sei es in der Produktion, im sozialen Miteinander oder in der Familienarbeit. Dieses Verständnis findet zunehmend Unterstützung, und viele Akteur:innen ziehen in diese Richtung mit.

Der politische Diskurs über Frauen ist aber nach wie vor gekennzeichnet durch den Blick auf Frauen in ihren privaten Rollen, sprich „Mütter“ oder durch den Versuch, Frauen in Richtung männlich „upzugraden“.  Obwohl Frauen im ländlichen Raum mittlerweile über eine ebenso gute oder höhere Ausbildung wie Männer verfügen, mit Kettensägen umgehen und Traktor fahren können, neue Einkommensmöglichkeiten am Hof erschließen, sind alle bisherigen Aufgaben und Zuschreibungen aus den alten Gender-Rollen bei ihnen geblieben.

Daher verfügen sie über weniger Zeit ihr vorhandenes Potential einzusetzen. Ihre Mitgestaltungsmöglichkeiten werden oft durch Vorgaben zur Zusammensetzung von Gremien und zeitliche Organisation von Sitzungen eingeschränkt. Es braucht also mehr Mut für „Männerförderprojekte“, um die männliche Geschlechterrolle auch am Land ganz aktiv zu verändern und zu erweitern.

„Upgrade“ in Richtung weiblich: Mehr Kuchenbacken, mehr Vaterschaft, etwas mehr Zurückhaltung, wenn sie im Gremium nichts wirklich Wichtiges zu sagen haben, dafür die Arbeitskleidung von allen waschen und bügeln, …

Da liegt noch viel Kulturarbeit vor uns. Aber zumindest die Strukturen könnten wir schnell ändern.

 

Interview: Netzwerk Zukunftsraum Land/ Stephanie Topf

 

Unsere Projektdatenbank – Einblick in geförderte Projekte im ländlichen Raum

Innovation
Klimaschutz
Lebensqualität

Unsere Projektdatenbank bietet einen kompakten Überblick über die Vielfalt und Innovationskraft geförderter Projekte im ländlichen Raum Österreichs.

Sie zeigt, wie zukunftsorientiert und resilient Landwirtschaft und ländliche Regionen gestaltet werden. Als zentrales Instrument unseres Netzwerks macht die Datenbank die Leistungen der EU-Förderprogramme – von LE 14–20 bis zum GAP-Strategieplan 23–27 – sichtbar und dient gleichzeitig als Inspirationsquelle für neue Projektideen.

Aktuell finden sich hier auch schon erste Projekte der Förderperiode 2023–2027 sowie detaillierte Case Studies und über 1.400 Projekte aus der LE 14–20. Ein Upload oder Update dieser Projekte ist noch bis 30. Juni 2025 möglich.

Dürfen wir vorstellen? „Mein Hof – Mein Weg“

Innovation
Klimaschutz
Lebensqualität

In jedem Jahr behandeln wir als Netzwerk Zukunftsraum Land ein Schwerpunktthema der Vernetzungsarbeit, 2025 ist es das Thema #MutSchafftZukunft. Mut bedeutet, trotz Unsicherheiten den ersten Schritt zu wagen – denn in jedem mutigen Moment liegt die Chance, die Zukunft aktiv mitzugestalten!

Dürfen wir vorstellen? Die Initiative „Mein Hof – Mein Weg“ unterstützt landwirtschaftliche Betriebe dabei, mutig neue Wege zu gehen und innovative Ideen umzusetzen und bietet praxisnahe Informationen, Inspiration und Materialien für zukunftsfähige Betriebskonzepte. Getragen vom LFI und der Landwirtschaftskammer Österreich, wird das Projekt vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft sowie dem Europäischen Landwirtschaftsfonds gefördert.

Wir haben mit Katharina Schinwald und Gerald Schinwald von „Milchmäderl“ über das Thema „Mut“ gesprochen:

Mut bedeutet, auch in unsicheren Zeiten neue Wege zu gehen. Was hat euch dazu bewegt, euren Betrieb innovativ auszurichten und welche Schwerpunkte setzt ihr dabei?

Unsere Leidenschaft für Schafe, Milch und Käse hat uns dazu inspiriert, unseren eigenen Weg zu gehen. Nach unseren Studien in Agrarwissenschaften haben wir 2017 unseren Bio-Schafmilchbetrieb mit eigener Hofkäserei in Wallsee gegründet. Unser Fokus liegt auf der artgerechten Haltung unserer mittlerweile 145 Lacaune-Milchschafe und der Herstellung von zehn verschiedenen Käsesorten, die nach unseren Lieblingsschäfchen benannt sind. Unser Betrieb heißt Milchmäderl – Bio Schafkäse. Dabei setzen wir auf biologische Bewirtschaftung und nachhaltige Produktionsmethoden. Als Schwerpunkte setzen wir Tierwohl, nachhaltige Produktion (im Sinne von wenig Ressourcenverbrauch) und hohe Produktqualität durch optimale (und nicht hohe) Leistungen, die den Tieren abverlangt werden. Somit erzielen wir ein hochqualitatives Ausgangsprodukt Schafmilch für unsere Veredelung der Milch zu verschiedenen Käse- und Milcherzeugnissen.

Der Klimawandel, wirtschaftliche Herausforderungen und gesellschaftliche Veränderungen fordern die Landwirtschaft. Welche mutigen Entscheidungen habt ihr in eurem Betrieb getroffen, um zukunftsfit zu bleiben – und wie hat euch dabei das Angebot von „Mein Hof – Mein Weg“ unterstützt oder inspiriert?

Die Umstellung auf biologische Landwirtschaft war für uns ein bedeutender Schritt, um den Herausforderungen des Klimawandels und gesellschaftlicher Erwartungen gerecht zu werden. Durch den Bau einer Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher (27kWp PV + 32 kWh Speicher) erzeugen wir einen Großteil (80 %) unseres Energiebedarfs selbst und speisen überschüssige Energie ins Netz ein. Ein weiterer Schritt wird in den nächsten Jahren sein, ein Elektroauto zum Liefern hinzuzufügen. Hier wäre eine initiative Förderung dieser Anschaffung für einen Betrieb wie unseren sehr hilfreich, da aktuell die Reichweite noch sehr dürftig ist und wir deshalb noch zögerlich sind ob einer Investition. „Mein Hof – Mein Weg“ bietet wertvolle Informationen und Inspiration, die uns in unseren Entscheidungen bestärken und neue Perspektiven eröffnen können. Weiters haben wir vor zwei Jahren auf muttergestützte Aufzucht unserer Nachzucht gesetzt und sind somit auch hier einen neuen Schritt in Sachen Tierwohl eingegangen, den wir nicht bereut haben. Darüber hinaus melken wir die Schafe ab Juni nur mehr 1-mal täglich und konnten so auch mehr Zeit für die Direktvermarktung und Landwirtschaft gewinnen und für die eigene Familie mehr Flexibilität erzielen, um auch einmal Ausflüge oder einen Kurzurlaub zu ermöglichen. Weiters konnten wir Strom- und Wasserverbrauch dadurch nochmals deutlich senken. 

Innovationen bringen oft Veränderungen mit sich, die nicht immer reibungslos verlaufen. Gab es in deinem Berufsalltag Momente des „Scheiterns“ oder des Wieder-Aufstehens – und was habt ihr aus diesen Erfahrungen für euch und euren Betrieb gelernt?

Es gab immer wieder sehr herausfordernde Momente. Vor allem zu Beginn, als es darum ging, als Quereinsteiger:innen neu in die Landwirtschaft einzusteigen, sind wir nicht nur mit offenen Armen empfangen worden. Es war sehr schwer, alles zu finanzieren. Dann noch zusätzlich die Agrarinvestitionsförderung vorzufinanzieren und diese dann erst am letzten Stichtag ausbezahlt zu bekommen, war für uns anfangs eine große zusätzliche Hürde, die uns ungewollt mehr Ausgaben (Zinsen) gekostet hat. 

Ich habe daraus gelernt, dass es extrem viel Wert ist, sich in alle Richtungen zu vernetzen und sich breit aufzustellen, um Abhängigkeiten von Einzelnen zu reduzieren. Ein landwirtschaftlicher Betrieb läuft am besten, wenn er in jedem Sinn als Kreislauf betrachtet wird. Aber jeder Anfang ist schwer und wir haben viele Hürden bereits überwunden. 

Was gibt euch persönlich Kraft und Zuversicht, trotz der vielfältigen Herausforderungen mit Leidenschaft und Innovationsgeist an der Weiterentwicklung eures Betriebes zu arbeiten?

Die enge Beziehung zu unseren Tieren und die positive Resonanz unserer Kund:innen motivieren uns täglich. Die Vorstellung, unseren Kindern eine lebenswerte Welt zu hinterlassen, treibt uns an, nachhaltige und innovative Wege zu beschreiten. Zudem sind wir sehr offen für den Austausch mit anderen Betrieben und auch mit Freund:innen aus anderen Ländern, die wir besucht haben oder die uns besucht haben.

Mutige Vorbilder können inspirieren und bestärken. Was würdet ihr jungen Menschen oder anderen Betrieben raten, die zukunftsorientierte Veränderungen anstreben, aber vielleicht noch zögern?

Wir ermutigen dazu, den eigenen Leidenschaften zu folgen und mutig neue Wege zu beschreiten. Es ist wichtig, sich kontinuierlich weiterzubilden, Netzwerke zu knüpfen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. Die Umstellung auf nachhaltige Praktiken mag herausfordernd sein, aber sie bietet langfristig sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. Man muss entgegen heute häufig vorkommender Sichtweisen die längerfristige Perspektive für den eigenen Betrieb im Kopf haben. Die Welt ist nicht Schwarz/Weiß und darüber hinaus äußerst komplex. Es braucht oft Zeit, bis man dort ankommt, wo man hin möchte.

Katharina, gibt es Situationen, in denen du als Frau besonderen Mut brauchst – und welche Strategien helfen dir, mit diesen Herausforderungen umzugehen? 

In der Landwirtschaft stoßen Frauen oft auf traditionelle Rollenbilder. Es erfordert Mut, sich in diesem Umfeld zu behaupten und eigene Visionen umzusetzen und gesehen zu werden. Der Austausch mit anderen Frauen in ähnlichen Positionen und das Schaffen eines unterstützenden Netzwerks sind dabei essenziell. Gemeinsam können wir Barrieren überwinden und den Weg für zukünftige Generationen ebnen. Wir versuchen vor allem unseren Kindern keine traditionellen Rollenbilder vorzuleben und somit eine größere Vielfalt in der eigenen Persönlichkeitsbildung zu erzielen, die ihnen später einmal eine große Flexibilität im Leben bieten kann.

Was bedeutet „Mut“ für euch persönlich – und welche Rolle spielt er auf eurem Weg, euren Betrieb erfolgreich und innovativ weiterzuentwickeln?

Mut bedeutet für uns, trotz Unsicherheiten Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für unseren Weg zu übernehmen. Er ist der Antrieb, tägliches Reagieren auf Veränderungen mit Innovation zu verbinden und dabei stets unseren Werten treu zu bleiben die wir uns anfangs gesetzt haben. Ohne Mut hätten wir den Schritt in die Selbstständigkeit und die Gründung unseres Bio-Schafmilchbetriebs mit eigener Hofkäserei nicht gewagt. Er begleitet uns täglich und ist essentiell für die Weiterentwicklung unseres Hofes.

Katharina Schinwald und Gerald Schinwald im Interview mit Stephanie Topf, Netzwerk Zukunftsraum Land