Nachbericht: Mentale Gesundheit in der Landwirtschaft im Fokus

Lebensqualität

Am 9. Oktober 2025 fand in Salzburg die Tagung zum Thema „Mentale Gesundheit in der Landwirtschaft im Fokus“, organisiert vom Netzwerk Zukunftsraum Land, statt. Rund 70 Teilnehmende aus Beratung, Landwirtschaft und Forschung kamen zusammen, um sich über psychische Gesundheit, Herausforderungen im landwirtschaftlichen Alltag und praxisnahe Lösungsangebote zu informieren. Die Tagung bot Raum für Austausch, fachlichen Input und praktische Ansätze, um mentale Gesundheit als festen Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft zu verankern. Damit verband die Veranstaltung fachliche Information mit persönlicher Stärkung – und zeigte: Wer seelisch gesund bleibt, kann Herausforderungen im Berufs- und Familienalltag besser begegnen.

Christoph Pieh, Leiter des Departments der Universität für Weiterbildung Krems, betonte eindrücklich die Bedeutung mentaler Gesundheit und deren Relevanz für die Gesamtbevölkerung. Er zeigte in seinem Vortrag auf, dass der Körper und die Psyche sehr eng verbunden sind und Wechselwirkungen möglich sind.

Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war die erstmalige Präsentation der GAP-Evaluierungsstudie „Soziale und psychische Belastungen der österreichischen Land- und Forstwirt:innen und die Bedeutung von Unterstützungsangeboten zur Verbesserung der bäuerlichen Lebensqualität“, die im Auftrag des BMLUKs von L&R Sozialforschung erstellt und von Projektleiterin Nadja Bergmann vorgestellt wurde. Die Studie verdeutlicht die vielfältigen Herausforderungen, denen Land- und Forstwirt:innen gegenüberstehen: von körperlichen und psychischen Belastungen über soziale Schwierigkeiten bis hin zu wirtschaftlichen Unsicherheiten. Faktoren wie klimabedingte Ernteausfälle, steigende Preise, fehlende Arbeitskräfte und Nachfolger:innen erschweren den Alltag zusätzlich.

Darüber hinaus wurde eine zweite wichtige Studie von Elke Humer von der Universität für Weiterbildung Krems vorgestellt, die sich mit der psychischen Gesundheit im landwirtschaftlichen Beruf auseinandersetzt. Der Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung zeigt deutlich, dass Landwirt:innen häufiger unter psychischen Erkrankungen leiden – darunter Depressionen, Ängste, Schlaflosigkeit und ein hohes Stressniveau.

Frau Deutschmann-Hietl, Beraterin bei „Lebensqualität Bauernhof“ Salzburg skizzierte die spezifischen Herausforderungen in der Landwirtschaft und ging insbesondere auf zwischenmenschliche Themen ein. Sie hob Generationenkonflikte, Hofübergaben sowie die Vermischung von Arbeit und Freizeit als zentrale Belastungsfaktoren hervor.

Am Nachmittag berichtete Manfred König, Lebens- und Sozialberater sowie selbst Landwirt, über die Tabuisierung von mentalen Belastungen speziell bei Männern und die Schwierigkeit, Zugang zu dieser Zielgruppe zu finden. Er zeigte konkrete Anregungen zur Enttabuisierung auf.

Josef Stangl, Berater bei HOF.Leben, erläuterte die Handlungsspielräume und Abgrenzungsmöglichkeiten von Berater:innen: Was kann tatsächlich beeinflusst werden, was übersteigt meine Beratungskompetenz und wie gelingt der Zugang zu den Gesprächspartner:innen?

Abschließend präsentierten sechs Initiativen und Projekte aus drei Ländern ihre Angebote zum Thema „Mentale Gesundheit von Landwirt:innen“ auf dem Markt der Initiativen. Unter anderem wurden folgende Projekte vorgestellt:

– Happy am Hof – Zusammenarbeitsprojekt

– Betriebshilfe von Maschinenring
– Beratungsangebote von “Lebensqualität Bauernhof”
– Gesundheitsangebote der SVS
– Beratungsangebote der Bundesarbeitsgemeinschaft Familie und Betrieb aus Deutschland
– Gesundheitsangebot der SVLFG (Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau,
Deutschland
– Beratungsangebote der Südtiroler Bäuerinnenorgansation

Die Tagung hat gezeigt, dass der offene Dialog und die vielfältigen Vernetzungsmöglichkeiten entscheidend dazu beitragen, Lösungsansätze weiterzuentwickeln und mentale Gesundheit langfristig in der Landwirtschaft zu verankern.

Gruppenfoto auf der Bühne in einem Saal
© Netzwerk Zukunftsraum Land