Regionen gestalten, Orte verstehen

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Mut zur Gestaltung entsteht dort, wo Menschen mit ihrem Umfeld verbunden sind. Die Jahreskonferenz 2025 des Netzwerks Zukunftsraum Land steht unter dem Motto „Mut schafft Zukunft“ – und fragt: Wie können wir die Kraft von Regionen nutzen, um Wandel und Innovation zu gestalten? Ein zentraler Schlüssel dafür ist der „place-based-Ansatz“, der  berücksichtigt, dass Räume (Gemeinden, Regionen) unterschiedlich in Herausforderungen wie auch Lösungs Potenzialen sind. LEADER/CLLD – Community-Led Local Development – ist das strukturgebende Prinzip dahinter, in Form einer von einer Gemeinschaft getragenen Entwicklung, die sich gemeinsam definierten Entwicklungszielen verschrieben hat. Tirol verfolgt diesen Ansatz sehr konsequent – auch jenseits dera Gemeinsamen Agrarpolitik, respektive ländlichen Entwicklung.
Wir haben mit Christian Stampfer, Leiter der Abteilung Landesentwicklung des Landes Tirol, über CLLD, die Region als Raum des gemeinsamen Gestaltens und über „Partnerschaften zwischen den Ebenen“ gesprochen. 

Herr Stampfer, der Begriff „place-based“ steht heute für eine Entwicklungskultur, die von den Besonderheiten eines konkreten Raumausschnitts ausgeht, seien es Entwicklungsnotwendigkeiten oder auch Lösungspotenziale. Diesem Prinzip folgen wir als Netzwerk auch bei  unserer Jahreskonferenz, weil es uns eine Region, einen Ort, das Lokale im jeweiligen Kontext besser verstehen lässt. Welche Rolle spielt dieses Denken in Ihrer täglichen Arbeit?

Die Regional- und Landesentwicklung lebt von ihrer Vielfalt sowohl in Bezug auf die handelnden Personen als auch den jeweiligen Voraussetzungen und Chancen, die es in den Regionen gibt. Wir versuchen diese Vielfalt bestmöglich zu unterstützen und zu fördern. Zielsetzung ist es, dass Regionen auf ihren Stärken aufbauen und diese konsequent weiterentwickeln können. Es braucht aber dafür auch ein einheitliches Strukturmodell auf der Basis von LEADER, damit der Mehrwert auch auf Landes- und Bundesebene erkannt wird.

Nun sind wir mit unserer Jahreskonferenz 2025 zu Gast in der Region Schwaz in Tirol. Was bedeutet „place based“ gerade hier? Was sind die zentralen Herausforderungen/ was die Potenziale? 

Der Bezirk Schwaz ist ein sehr dynamischer Bezirk mit einer breiten Wirtschaftsstruktur, sowohl was Industrie, Gewerbe und Handwerk als auch den Tourismus betrifft. Bildung, Innovation, Gesundheit, Landwirtschaft und Kultur sind weitere Treiber:innen der regionalen Entwicklung. Die große Dynamik im Bezirk bedingt auch verstärkte Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Mobilität und der Anreise der Gäste, der Dekarbonisierung als Wachstumschance für die Region, die Stärkung der Region im Bereich der Lebensqualität und der Daseinsvorsorge. Das Regionalmanagement Schwaz konzentriert im Zuge der Umsetzung auf diese Herausforderungen und Potenziale.  Dekarbonisierung und Klimaschutz werden in enger Kooperation mit der Klima- und Energiemodellregion vor Ort umgesetzt. Bezirksweit wurden als Umsetzung Plattform eine Mobilitätskoordinationstelle und eine zentrale Koordinationsstelle für Kultur eingerichtet. Im Ausbildungsbereich wird ein Schwerpunkt auf Landwirtschaft (Schulprojekte mit der LLA Rotholz), dem MINT-Bereich und der Pflege gelegt.

Wie kann ein Ort wie Rotholz – mit seiner Landwirtschaftlichen Lehranstalt (LLA), seiner Lage im Inntal, seiner Bildungsfunktion – zum Resonanzraum für ländliche Zukunftsfragen werden?

Bildung ist grundsätzlich die Basis für die zielgerichtete Lösung der Zukunftsfragen sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum. In der LLA Rotholz erhalten junge Menschen eine fundierte praktische und theoretische Ausbildung. Durch Vermittlung von Wissen und Innovation trägt die LLA Rotholz dazu bei, dass nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken etabliert werden, die Wirtschaftlichkeit gestärkt und die Lebensqualität auf dem Land verbessert wird. Die Lehranstalt ist ein Ort, an dem Zukunftsfragen aktiv gestaltet und positive Impulse für alle ländlichen Regionen in Tirol gesetzt werden.

Tirol ist bekannt dafür, LEADER als zentrale Methode für Regionalentwicklung anzuwenden und vieles darauf aufzubauen. Wie kam es dazu? 

Bis 2006 gab es in Tirol zwei Modelle der Regionalentwicklung – klassische Regionalmanagements und LEADER-Regionen. Die LEADER-Methode mit dem bottom-up Ansatz, der Entscheidungsverantwortung auf lokaler Ebene, dem klaren strategischen Fokus, der breiten regionalen Beteiligung, der Vernetzung sowie dem integrierten und kooperativen Ansatz bildet die Basis dafür, dass Regionen wirklich eigenständig ihre Entwicklungspotentiale nutzen können. Regionalentwicklung kann aus unserer Sicht nicht von oben verordnet werden. Deshalb haben wir uns für den LEADER-Ansatz als einziges Modell entschieden. In Tirol verbinden wir diesen Gedanken des bottom-up Ansatzes von LEADER mit unseren strategischen Überlegungen auf Landesebene. 

Inwiefern ist es mit LEADER/CLLD in Tirol möglich, „integriert“ – also verbindend zwischen Landwirtschaft, Wirtschaft und Tourismus, Klimaschutz, Mobilität oder Daseinsvorsorge zu arbeiten?

Auf regionaler Ebene gibt es diese vermeintlich klar abgegrenzten „Silos“ nicht. LEADER-Projekte sprechen im Regelfall immer mehrere Bereiche an. Auf regionaler Ebene versuchen die LEADER Regionen die Themen daher ganzheitlich zu denken. Ein Beispiel ist das Leerstandsmanagement – eine klassische Frage der Daseinsvorsorge und der Lebensqualität im ländlichen Raum – mit Querbezug zur Wirtschaft  und dem Tourismus, dem Klimaschutz, der Landwirtschaft und der nachhaltigen Mobilität.  Reduktion von Leerstand schafft attraktive Ortskerne mit hoher Aufenthaltsqualität, kurze Wege und damit die Voraussetzung von nachhaltiger Mobilität sowie die Verringerung der Bodenversiegelung und damit den Schutz von hochwertigen landwirtschaftlichen Böden. 

Das Land Tirol hat sich mit der Klima- und Nachhaltigkeitsstrategie ehrgeizige Ziele gesetzt. Die Zusammenarbeit zwischen Land und Regionen hat dabei einen wichtigen Stellenwert. Können Sie dies etwas näher erklären?

Klimaschutz und Klimawandelanpassung sind sehr zentrale Elemente einer zukunftsorientierten Regionalentwicklung. Zur Umsetzung der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie, der lokalen Entwicklungsstrategien sowie des Europäischen Green Deal ist eine enge Kooperation zwischen dem Land Tirol und den Tiroler Regionalmanagements entscheidend. Die erfolgt im Zuge von themarischen Umsetzungspartnerschaften in den Bereichen Mobilität, Tourismus, Energiewende & Klimaschutz, Klimawandelanpassung, Kreislaufwirtschaft & Bioökonomie, Innovation, Freiwilligenpartnerschaft  sowie  Leerstandsmanagement zur Stärkung von Stadt- und Ortskernen. Mit Bündelung der Kräfte soll es gelingen, die erforderliche Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam und breit abgestimmt voranzutreiben.

Wie gelingt es, aus regionalen Projekten für das gesamte Land zu lernen – also Erkenntnisse aus Regionen in größere Entwicklungsprozesse einzubinden? Welche Bedeutung haben die Regionen als „Transformationsmotoren“ dabei?

Ja, das gelingt. In den Regionen wird die Umsetzung vor Ort gestaltet und somit auch Innovation dem Praxistest unterzogen. Gelingt es dabei den Regionen ihre Umsetzung mit übergeordneten Konzepten und strategischen Überlegungen zu verbinden, dann wird die Basis für die Implementierung der regionalen Erfahrungen  für größere Entwicklungsprozesse gelegt. Vertikale Governance und Kooperation auf Augenhöhe zwischen den Regionen und den übergeordneten Ebenen ist dabei ein zentrales Element. Wichtig ist, dass der Mehrwert und Nutzen für alle erkennbar ist. Das heißt, sowohl die Regionen, als auch das Land müssen sich aktiv einbringen und gemeinsame Ziele verfolgen. Dies erfolgt in Tirol im Rahmen der Umsetzungspartnerschaft zwischen dem Land Tirol und den Regionen auf Basis eines strukturierten Prozesses. Jüngstes Beispiel ist die flächendeckende Ausrollung der MINT-Initiative – eine Kooperation der Bildungsdirektion Tirol mit den Tiroler Regionalmanagements auf Basis eines LEADER-Pilotprojekts in Landeck.

Unser Netzwerk- Jahresmotto lautet „Mut schafft Zukunft“. Wo sehen Sie derzeit den größten Mut in der Regionalentwicklung?

Eine zentrale Aufgabe der Regionalentwicklung ist es, Herausforderungen anzupacken, Veränderungen anzunehmen und innovative Ideen umzusetzen. Mut ist die Grundlage für Fortschritt in Form einer nachhaltigen Entwicklung sowie die Basis für die Entfaltung der Potentiale in einer Region. Mutig ist die Regionalentwicklung dann, wenn sie als Motor des Veränderungsprozesses agiert und den Schritt wagt, alte Gewohnheiten, eingefahrene Strukturen oder bekannte Wege zu verlassen. Dabei müssen oft auch Widerstände überwunden und Rückschläge in Kauf genommen werden. Es ist eine wichtige Voraussetzung, die notwendige Transformation und erforderliche Verhaltensänderungen in der Gesellschaft erfolgreich zu gestalten. Die Regionalentwicklung hat dabei als regionale Plattform eine zentrale Rolle bei der maßgeschneiderten Umsetzung für die jeweilige Region. 

Was braucht es darüber hinaus politisch und kulturell, damit Regionen mutige Wege gehen können – und vielleicht auch mit dem einen oder anderen Vorhaben scheitern dürfen?

Wir haben ein gut etabliertes Governance-System und schon sehr viel  erreicht in Bezug auf breite Beteiligung und Einbindung aller relevanten Akteure. Zentrale Herausforderung bleibt es aber, die Umsetzung einfacher, effizienter und wirksamer zu machen. Es braucht politisch und kulturell den Mut, den Regionen solche Rahmenbedingungen zu geben, dass der Großteil ihrer Energie in die Umsetzung von Projekten fließen kann. Derzeit dominiert leider sehr oft der Verwaltungsaufwand und eine Scheu vor Risiko. EU-Kommissar a.D. Franz Fischler hat schon 1997 gemeint, dass LEADER die Rolle einer „Experimentierwerkstätte für den ländlichen Raum“ übernehmen soll – somit können auch implizit einzelne innovative Vorhaben scheitern. Neue Wegen zu versuchen ist die Basis für eine zukunftsfähige Regionalentwicklung und damit für die Stärkung der Regionen. Dieser Anspruch kann leider nur zum Teil erfüllt werden – hier gilt es  auf allen Ebenen die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. 

Interview: Netzwerk Zukunftsraum Land/ Michael Fischer, Stephanie Topf

Region im Fokus: Netzwerk Zukunftsraum Land unterwegs in Tirol

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Seit fast zwei Jahrzehnten begleitet Netzwerk Zukunftsraum Land den ländlichen Raum Österreichs auf dem Weg durch Wandel und Transformation. Mit Wissen, Austausch und Expertise werden auch in dieser Periode Akteurinnen und Akteure dabei unterstützt, mutig neue Wege zu gehen und die Herausforderungen von Klimawandel, Versorgungssicherheit, Lebensqualität und Innovation aktiv zu gestalten. Interview mit Sophia Glanz, NZL

1. Frau Glanz, das Jahresthema 2025 lautet #MUTSCHAFFTZUKUNFT. Was bedeutet Mut in Ihrer täglichen Arbeit mit den Akteurinnen und Akteuren im ländlichen Raum – und warum ist gerade jetzt dieser Mut so entscheidend?

Mut in unserer Arbeit bedeutet für mich, gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren im ländlichen Raum Neues zu wagen, bestehende Strukturen zu hinterfragen und innovative Wege einzuschlagen – auch dann, wenn die Ergebnisse noch nicht völlig absehbar oder Hürden zu erwarten sind. Mut braucht es auch, um Ideen, die vielleicht auf den ersten Blick unkonventionell oder unbeliebt wirken, umzusetzen und somit wichtige Impulse für die Zukunft geben. 

Gerade jetzt ist dieser Mut entscheidend, weil wir vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen stehen – von der Klimakrise über die Digitalisierung bis hin zu sozialen Veränderungen. Der ländliche Raum ist dabei kein „Nachzügler“, sondern kann mit Kreativität, Zusammenhalt und Gestaltungswillen Vorreiter sein. Mut schafft die Basis, um Veränderungen aktiv zu gestalten, Chancen sichtbar zu machen und die Zukunft im ländlichen Raum positiv zu prägen.

2. Tirol steht heuer im Mittelpunkt der Jahreskonferenz. Wie kam es dazu und was macht die Region besonders spannend?

Es ist uns bei der Wahl unserer Austragungsorte immer wichtig, an die Basis zu gehen und Projekte und Regionen vor den Vorhang zu holen. Nachdem die letzte Konferenz im Osten (Mistelbach) stattgefunden hat, sind wir nun bewusst in den Westen gegangen. Tirol wurde als Gastgeber Region gewählt, weil hier viele zentrale Zukunftsthemen des ländlichen Raums sichtbar werden: vom Umgang mit dem Klimawandel über nachhaltigen Tourismus in Verbindung mit Naturschutz bis hin zur Frage, wie traditionelle Landwirtschaft innovativ interpretiert werden kann. 

Tirol zeigt eindrucksvoll, wie Regionen mit starken kulturellen Wurzeln gleichzeitig mutig neue Wege gehen – sei es in der Energieversorgung, in der Landwirtschaft oder in der Zusammenarbeit über Grenzen hinweg. Besonders spannend ist auch die grenzüberschreitende Perspektive: Tirol liegt im Herzen der Alpen und steht in engem Austausch mit den Nachbarregionen. Diese Lage macht es zu einem idealen Ort, um europäische Zusammenarbeit im ländlichen Raum konkret erlebbar zu machen. Tirol ist zum Beispiel das einzige Bundesland, das eine Fördermöglichkeit über CLLD (Community-Led Local Development) ermöglicht – auch das ist sehr mutig und innovativ. 

3. Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort?

Die Teilnehmenden können sich auf zwei Tage voller Inspiration, Austausch und gelebtem Mut freuen. In Tirol greifen wir das Jahresthema #MUTSCHAFFTZUKUNFT auf und zeigen, wie Mut im ländlichen Raum ganz konkret wirkt – durch innovative Projekte, neue Partnerschaften und mutige Stimmen aus unterschiedlichen Bereichen.

Es erwartet sie ein vielfältiges Programm: spannende Keynotes, Exkursionen zu Projekten vor Ort und natürlich viel Raum für Vernetzung. Besonders wichtig ist uns, dass die Menschen Impulse für ihre eigenen Regionen mitnehmen. So wird die Jahreskonferenz zu einem Ort, an dem Mut ansteckend wirkt und Zukunft greifbar wird.

4. Welche besonderen Chancen oder auch Herausforderungen sehen Sie für ländliche Regionen wie zum Beispiel Rotholz und Steinberg am Rofan, die beiden Orte der Konferenz, wenn es darum geht, mit Zuversicht und Weitsicht in die Zukunft zu blicken?

Rotholz und Steinberg am Rofan stehen stellvertretend für viele ländliche Regionen: Sie sind reich an Natur, Kultur und Gemeinschaftssinn – das sind enorme Chancen, wenn es darum geht, Zukunft mit Zuversicht zu gestalten. Gerade kleinere Orte können mit Kreativität, Vernetzung und mutigen Ideen sehr schnell sichtbare Veränderungen bewirken und Vorbilder für andere Regionen werden.

Die Herausforderung liegt darin, den Spagat zwischen Bewahrung und Erneuerung zu schaffen: Wie gelingt es, die einzigartige Identität zu bewahren und gleichzeitig neue Wege in Bereichen wie Klimaschutz, Digitalisierung, Mobilität oder Daseinsvorsorge einzuschlagen? Hier braucht es Weitsicht, damit Innovation nicht als Bruch, sondern als Weiterentwicklung erlebt wird. Wenn dieser Weg gelingt, entstehen Zukunftsräume, die nicht nur lebenswert sind, sondern auch Strahlkraft über die eigene Region hinaus entwickeln.

5. Oft sind es nicht nur Erfolge, sondern auch Umwege, die weiterbringen. Welche Rolle spielen Lernprozesse, Fehlerkultur und der konstruktive Umgang mit Rückschlägen in der ländlichen Entwicklung?

In der ländlichen Entwicklung sind Lernprozesse genauso wichtig wie sichtbare Erfolge. Denn Innovation entsteht selten geradlinig – oft braucht es Mut, etwas auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und auch mit Rückschlägen umzugehen. Entscheidend ist, dass wir eine Kultur fördern, in der Fehler nicht als Scheitern gelten, sondern als wertvolle Schritte auf dem Weg zu besseren Lösungen.

Gerade im ländlichen Raum, wo Ressourcen oft begrenzter sind, braucht es diesen konstruktiven Umgang mit Herausforderungen. Wenn wir aus Umwegen lernen, gemeinsam reflektieren und uns gegenseitig unterstützen, dann entsteht nicht nur Resilienz, sondern auch die Zuversicht, dass Veränderung machbar ist. So wird jeder Schritt – ob Erfolg oder Umweg – Teil eines nachhaltigen Entwicklungsprozesses.

6. Mut braucht auch Unterstützung. Welche Faktoren erleben Sie aktuell als hilfreich, damit Menschen und Projekte trotz Unsicherheiten ihre Ideen verwirklichen können?

Mut wächst dort, wo Menschen spüren, dass sie nicht alleine sind. Hilfreich sind vor allem funktionierende Netzwerke, die den Austausch und die Zusammenarbeit fördern. Ebenso wichtig sind Fördermöglichkeiten, die Ideen finanzierbar machen, und politische Rahmenbedingungen, die Innovation zulassen.

Aber auch durch Anerkennung und Sichtbarkeit werden mutige Projekte unterstützt: Wenn engagierte Menschen erleben, dass ihr Einsatz wahrgenommen und wertgeschätzt wird, dann bestärkt sie das, ihre Ideen auch in unsicheren Zeiten weiterzuverfolgen. So verbinden sich Mut und Unterstützung zu einer Kraft, die den ländlichen Raum voranbringt.

7. Die Konferenz steht heuer auch unter dem Zeichen von „30 Jahre Österreich in der EU“. Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Handlungsspielraum für mutige Projekte in den letzten drei Jahrzehnten verändert – und was nehmen wir daraus für die Zukunft mit?

In den vergangenen 30 Jahren hat die EU-Mitgliedschaft Österreichs den Handlungsspielraum für mutige Projekte im ländlichen Raum enorm erweitert. Mit Programmen wie LEADER oder CLLD wurden Strukturen geschaffen, die es ermöglichen, dass Menschen vor Ort ihre Ideen entwickeln und mit europäischer Unterstützung umsetzen können. Auch im agrarischen Bereich war der EU-Beitritt ein Meilenstein: Mit Programmen wie dem ÖPUL wurde ein starker Anreiz geschaffen, Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten, Umweltleistungen sichtbar zu machen und innovative Wege in der Bewirtschaftung zu gehen.

Aus kleinen Pilotprojekten sind so vielfach Vorzeige Initiativen geworden – sei es in der Regionalentwicklung oder in der Landwirtschaft –, die weit über die eigene Region hinaus wirken. 

Für die Zukunft nehmen wir mit: Mutige Projekte brauchen weiterhin einen klaren Rahmen, Verlässlichkeit in der Förderung – und gleichzeitig Freiräume für Innovation. Die europäische Ebene bleibt dabei eine wichtige Partner:in, denn sie eröffnet Perspektiven und stärkt das Vertrauen, dass regionale Ideen Teil einer gemeinsamen europäischen Zukunft sind.

Interview: Netzwerk Zukunftsraum Land/ Stephanie Topf

Einladung zum bundesweiten EIP-Netzwerktreffen in Hamburg (DE)

Innovation
Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Natürliche Ressourcen

Dem Klimawandel mit Innovationen begegnen – Bundesweites EIP-Netzwerktreffen 5.-6. November 2025, Hamburg 

Wie kann die Landwirtschaft dem Klimawandel begegnen – und dabei innovativ, nachhaltig und wettbewerbsfähig bleiben? Antworten gibt es bereits zahlreiche: Agri-Photovoltaik, Agroforst, Paludikultur, Nutzung von Digitalisierung und Robotik, Diversifizierung der Betriebe für mehr Klimaresilienz. Dennoch bleiben viele Fragen: Was bringen Innovationen in den Alltag? Wo braucht es neue Allianzen, wo fehlt es noch an Erkenntnissen? Und was treibt landwirtschaftliche Betriebe heute wirklich um?

Genau darüber wollen wir gemeinsam sprechen. Im Mittelpunkt stehen dabei inspirierende Persönlichkeiten und ihre Innovationen aus unterschiedlichen EIP-Projekten. Ein besonderes Highlight bei dieser Veranstaltung wird der Innovationsmarkt, der Raum für Austausch, Vernetzung und Mitgestaltung bietet. Hier können sich Projekte und Initiativen, auch außerhalb von EIP-Agri, präsentieren und neue Partnerschaften anstoßen. Ergänzt wird das Programm durch Kurz-Pitches aus dem Netzwerk, bei denen innovative praxisnahe Ansätze in kompakter Form vorgestellt werden. In Workshops werden Methoden zum Verständnis und zur Umsetzung von Innovationsprozessen vermittelt. Es wird ein Blick auf die Rolle der Wirtschaft und von Start-ups in EIP-Projekten geworfen. Außerdem wird die Vermittlung und Übertragung von Erkenntnissen aus EIP-Agri speziell im Klimabereich diskutiert.
Aktive und Ehemalige aus dem EIP-Agri-Netzwerk sowie alle Interessierten aus Praxis, Forschung und Beratung sind herzlich eingeladen.

Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an Leonie Göbel:
Dr. Leonie Göbel
0228 68 45 39 98
leonie.goebel@ble.de

Seminar EU GAP-Netzwerk: Umsetzung der GAP heute und in Zukunft

Klimaschutz
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Vor dem Hintergrund der ersten Ergebnisse der Umsetzung der GAP-Strategiepläne bietet dieses Seminar am 7. Oktober 2025 die Möglichkeit, die Fortschritte in der Mitte des GAP-Zeitraums 2023-2027 zu bewerten und zukünftige Wege mitzugestalten, die sicherstellen, dass die Politik wirksam, inklusiv und zukunftsorientiert bleibt.

Die Teilnehmer:innen werden eine Reihe von Themen erörtern, darunter Umwelt- und Klimazahlungen, Anpassung an den Klimawandel, Wettbewerbsfähigkeit, Beratungs- und Wissensinstrumente, Digitalisierung sowie die Prozesse und Akteure, die an der Gestaltung und Umsetzung des GAP-Strategieplans beteiligt sind.

Diese ganztägige Veranstaltung konzentriert sich auf praktische Erfahrungen, Herausforderungen bei der Umsetzung und konkrete Verbesserungsmöglichkeiten und fördert den Dialog zwischen verschiedenen Interessenträger:innen, um darüber nachzudenken, was funktioniert und was verbessert werden muss, um die GAP-Ziele zu erreichen.

innovate! zukunftsdialog: Jetzt noch bis 14. September bewerben!

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Das Netzwerk Zukunftsraum Land übernimmt für bis zu fünf Projekte die Eintrittskosten für den „innovate! zukunftsdialog“ – Deutschlands führende Agrar- und Food-Gründerkonferenz am 04. Dezember in Osnabrück (DE). Es erwartet Sie ein Tag voller Inspirationen, Kontakte, frischer Ideen und Sichtbarkeit für Ihr Projekt!

innovate! zukunftsdialog: 

Sie möchten Ihre Ergebnisse aus dem Bereich Farm & Food sichtbarer machen und suchen nach frischen Impulsen, spannenden Kontakten und neuen Wegen, Ihre Innovationen in die Praxis zu bringen?
Das Netzwerk Zukunftsraum Land ermöglicht bis zu fünf Projekten die Teilnahme am „innovate! zukunftsdialog“ – Deutschlands führender Gründerkonferenz für die Agrar- und Ernährungswirtschaft. Es können die Eintrittskosten für maximal zwei Personen pro Projekt übernommen werden.

Termin: 4. Dezember 2025
Ort: Osnabrück, Deutschland

 

Video: Einkommenssicherung in der GAP

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU unterstützt Bäuerinnen und Bauern in ihrer täglichen Arbeit – und sichert ihr Einkommen in einem zunehmend herausfordernden Umfeld. Doch wie genau funktioniert das? Welche Förderungen gibt es? Und wie helfen diese, regionale Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit zu stärken?

Unser Video zeigt anschaulich, wie die GAP dazu beiträgt, landwirtschaftliche Betriebe wirtschaftlich abzusichern, Innovation zu fördern und den Strukturwandel abzufedern. Es erklärt kompakt und verständlich, welche Maßnahmen zur Einkommenssicherung beitragen – von Basiszahlungen über Ausgleichszulagen bis hin zu Investitionsförderungen.

Policy Lab: Ländliche Gebiete und Gemeinschaften im EU-Haushalt und in der EU-Politik nach 2027

Klimaschutz
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Bewerbung bis 22. September 2025!

Ziele

Verbesserung des Verständnisses der Teilnehmer:innen für die Auswirkungen (Risiken und Chancen) der Vorschläge für den EU-Haushalt und Erleichterung eines positiven Ergebnisses der Verhandlungen über den ländlichen Raum durch:

  • Ermutigung und Unterstützung der gesetzgebenden Organe in ihren Überlegungen über die Rolle der ländlichen Gebiete und Gemeinschaften in der künftigen EU-Politik;
  • Unterstützung der Mitglieder der Gemeinschaft des Pakts für den ländlichen Raum bei der Vorbereitung ihrer Teilnahme an den Konsultationsprozessen (einschließlich Ideen für inspirierende Maßnahmen auf nationaler/regionaler Ebene).

Erleichterung einer frühzeitigen Reflexion über die künftige Umsetzung des neuen politischen Rahmens und Einbeziehung der Behörden der Mitgliedstaaten in strategische Überlegungen zu Synergien mit der Vision und dem Pakt für den ländlichen Raum auf nationaler und regionaler Ebene durch:

  • Förderung innovativer, zukunftsorientierter und wirkungsvoller Maßnahmen im Einklang mit dem vorgeschlagenen Rahmen (aufbauend auf bewährten Verfahren und Erfahrungen aus Policy Labs, Webinaren und anderen Aktivitäten des Pakts für den ländlichen Raum);
  • Einladung von Regierungsbeamt:innen, die sich auf nationaler und regionaler Ebene aktiv am Pakt für den ländlichen Raum beteiligen, um zu erläutern, wie sie an die neuen politischen Vorschläge herangehen.

Die Veranstaltung findet in Brüssel in englischer Sprache ohne Verdolmetschung statt.

Workshop: Messen, worauf es ankommt – Ansätze zum Ausgleich der Auswirkungen der GAP

Klimaschutz
Lebensmittelversorgung
Lebensqualität
Natürliche Ressourcen

Anmeldung bis 26. September 2025!

Der Europäische Evaluierungs-Helpdesk für die GAP freut sich, Sie am 16. und 17. Oktober 2025 zum Good-Practice-Workshop zum Thema “Measuring what matters – Approaches to netting out gap impacts” in Bukarest, Rumänien, einzuladen. Bei dem Workshop handelt es sich um eine Präsenzveranstaltung, die freundlicherweise vom rumänischen Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung ausgerichtet wird und sich auf die Gründe, Herausforderungen und wichtigsten Ansätze zum Ausgleich der Auswirkungen der GAP konzentriert.

Die Messung der Auswirkungen der GAP ist wichtig, da sie zeigen, ob die GAP ihre Ziele erreicht und greifbare Vorteile für die Landwirt:innen, die ländlichen Gebiete, die Umwelt und die Gesellschaft insgesamt bringt. Gemäß dem GAP-Programmplanungszeitraum 2023-2027 und seinem Rahmen für die Leistungsüberwachung und -bewertung (PMEF) sind die Auswirkungen von zentraler Bedeutung, um nicht nur zu verstehen, was finanziert wird, sondern auch, was sich durch die GAP-Unterstützung geändert hat und ob die Politik vor Ort einen echten Wandel bewirkt. Da die Mitgliedstaaten für das, was sie erreichen (und nicht nur für ihre Ausgaben), verantwortlich sind, sind die PMEF-Wirkungsindikatoren (Anhang I der Verordnung (EU) 2021/2115) von entscheidender Bedeutung, um die strategische Leistung zu verfolgen und politische Anpassungen zu ermöglichen.

LEADER als Motor für Chancengleichheit im ländlichen Raum – neuer Leitfaden online!

Lebensqualität

Eine Arbeitsgruppe des GAP-Begleitausschusses hat sich zum Ziel gesetzt, Geschlechtergleichstellung in der aktuellen Umsetzungsperiode zu verbessern. Die Prämisse: praktisch anwendbare Ergebnisse. Besonderes Potenzial in der Verbesserung von Gleichstellung wird dabei den LEADER-Regionen zugeschrieben. So wurde in einer Pilotphase mit der LEADER-Region Hermagor ein übertragbares Prozessmodell zur Verankerung von Gender Mainstreaming entwickelt, das nun österreichweit auch anderen regionalen Strukturen zur Verfügung steht.

LEADER ist eine Entwicklungsmethode der Europäischen Union, mit der seit 1991 modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden. Aufgrund der regional verankerten Strukturen sowie der partizipativ formulierten „LES – Lokale Entwicklungsstrategie“ ist es ein sehr gut geeignetes Instrument zur Realisierung von Gleichstellungszielen. LEADER-Managerinnen und Manager sind zentra­le Akteurinnen und Akteure in den regionalen Entwicklungsprozessen – sie sind die Schnittstelle zwischen Umsetzung und Politik ebenso wie die Informationsdrehscheibe in der Region. Diese Schlüsselposition nehmen sie auch ein, wenn es darum geht, Gleichstellung von Frauen und Männern zu einem selbstverständlichen Handlungsprinzip in der Regionalentwicklung zu machen.

Die Umsetzung von Gender Mainstreaming ist – richtig angegangen – ein Prozess, der die Qualität von Produk­ten und Dienstleistungen optimiert. Wenn sich die Umset­zung von Gender Mainstreaming schwierig gestaltet oder gar scheitert, liegt es meist nicht am mangelnden Willen der beteiligten Personen, sondern eher daran, dass nicht immer klar ist, was es zu tun gilt.

Die LEADER Region Hermagor wurde als Pilotregion in der Praxis ausgewählt. Durch Workshops mit der LAG (Lokale Aktionsgruppe), Arbeitssitzungen mit dem LAG-Vorstand sowie Coaching des LEADER-Managements wurde der Prozess zur Verankerung der Geschlechtergleichstellung in LAGs modellhaft ausgearbeitet.

Dieses Prozessmodell mit Empfehlungen für eine regio­nale Umsetzung wird nun allen österreichischen LAGs zur Verfügung gestellt. Weiters können auch andere regiona­le Strukturen wie KEM (Klima- und Energie-Modellregio­nen), KLAR! (Klimawandel-Anpassungsmodellregionen), Regionalmanagements, Stadtregionsmanagements, etc. dieses Prozessmodell zur Anwendung bringen.